Bundesliga

Amerell klagt auf Schadensersatz

Vorerst kein Kempter-Comeback - DFB weist Amerells Vorwürfe zurück

Amerell klagt auf Schadensersatz

Kein Comeback am Wochenende: Michael Kempter.

Kein Comeback am Wochenende: Michael Kempter. imago

Zunächst sollte Michael Kepmter am Freitag die Partie Düsseldorf gegen SpVgg Greuther Fürth pfeifen. Dieser Plan wurde wieder verworfen, weil heute noch eine Pressekonferenz des DFB geplant wurde. Bei der Fortuna heißt der Unparteiische nun Frank Willenborg. Auch Plan B, Michael Kempter am Sonntag nach Berlin zu schicken, hat Chef-Einteiler Volker Roth am Freitagmorgen wieder verworfen. Bei Union gegen MSV Duisburg kommt nun wieder der ursprünglich vorgesehene Patrick Ittrich zum Zug.

In der Sendung "Kerner" am Donnerstagabend hatte Amerell aus mehreren E-Mails mit intimen Inhalt zitiert, die eine enge Beziehung zwischen Amerell und Kempter nahelegen. Der Schiedsrichter nahm in der "Bild"-Zeitung (Freitagausgabe) dazu Stellung: "Der Inhalt erklärt sich aus der unglaublichen Drucksituation, das war absoluter Terror ... Ich hatte zu keiner Zeit ein sexuelles Verhältnis, eine Beziehung oder eine Affäre mit ihm."

Besonders brisant für Kempter könnte eine Mail werden, die er am 11. April 2007 vor dem Spiel der Bayern in der Champions League gegen den AC Mailand schrieb: "Freue mich aufs Bayernspiel. Hoffentlich fliegen sie gleich raus. Dann stoßen wir an!"

Rauball will Aussprache

Ligaverbands-Präsident Reinhard Rauball hat derweil eine Aussprache bei der DFB-Präsidiumssitzung am kommenden Freitag angekündigt. "Ich habe heute morgen direkt mit Karl-Heinz Rummenigge Kontakt aufgenommen. Wir sind uns beide einig, dass unter anderem das Thema Kempter unter Einschluss der öffentlich gemachten E-Mails im Rahmen der Gesamtaufarbeitung der Thematik Schiedsrichterwesen bei der kommenden Präsidiumssitzung von der Liga zur Sprache gebracht wird", sagte Rauball dem Sport-Informations-Dienst (SID).

Für den DFB-Präsidenten Dr. Theo Zwanziger wird die Sitzung kein Zuckerschlecken werden, hat er sich doch bisher ganz auf die Seite von Michael Kempter geschlagen. Sollte dieser die Unwahrheit gesagt haben, könnte auch für Zwanziger die Luft dünn werden.

DFB: Amerells Vorwürfe "völlig absurd"

Ligapräsident Rauball (r.) will eine Aussprache über das Krisenmanagement des DFB und seines Präsidenten Dr. Zwanziger.

Ligapräsident Rauball (r.) will eine Aussprache über das Krisenmanagement des DFB und seines Präsidenten Dr. Zwanziger. imago

In einer Pressemitteilung am Nachmittag hat der DFB den Vorwurf Amerells, er sei zum Rücktritt von seinen Ämtern "erpresst" worden, entschieden zurückgewiesen: "Der Rücktritt von Herrn Amerell erfolgte am 12. Februar 2010. An diesem Tag ist er von sich aus, das heißt ohne jede Einflussnahme des DFB, per Anwaltsschreiben von seinen Ämtern zurückgetreten, verbunden mit der Bitte um Bestätigung, dass die verbandsinterne Prüfung eingestellt wird. Zuvor hatte Herr Amerell seine Ämter lediglich ruhen lassen."

Zugleich nannte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach die von Amerell gegen Zwanziger erhobenen Vorwürfe "völlig absurd": "Sie sind der verzweifelte Versuch, von seinem gravierenden Fehlverhalten abzulenken." Niersbach kündigte für die Präsidiumssitzung am 12. März ein unter Leitung des ehemaligen FIFA-Schiedsrichters Herbert Fandel ausgearbeitetes Reformmodell für das Schiedsrichterwesen an, das mehr Transparenz im Beobachtungs- und Bewertungssystem gewährleisten und der Entstehung von Abhängigkeitsverhältnissen vorbeugen soll.

Amerell: "Als Erster ist Michael Kempter dran"

Der DFB hat die Akten derweil an die Staatsanwaltschaft Augsburg weitergeleitet. Diese solle sich dadurch ein umfassendes Bild machen können.

Dies wird auch nötig sein, denn Amerell wird laut der Online-Ausgabe der "Süddeutschen Zeitung" die juristische Auseinandersetzung fortsetzen. Am Montag will er mit der anwaltlichen Prüfung der Eidesstattlichen Versicherungen beginnen, die ihm das Landgericht München zur Einsicht überlassen hat.

"Alle vier werden demnächst vom Staatsanwalt hören. Hinter der Anonymität können sich die Herrschaften nicht mehr verstecken", sagte Amerell und fügte an: "Danach wird geklagt. Als Erster ist Michael Kempter dran".

Klage auf Schadensersatz

Der ehemalige Schiedsrichter-Beobachter Amerell wird den Bundesliga-Referee wegen angeblicher Verleumdung und Rufschädigung auf Schadenersatz in unbestimmter Höhe verklagen. Amerells Anwalt Jürgen Langer bestätigte dem SID eine entsprechende Meldung des Nachrichtenmagazins Spiegel und sprach von einem "Riesenschaden" für seinen Mandanten.