Bundesliga

Nerlinger: "Bayer nutzte die Chance nicht"

Bayern: "Meister werden wir"

Nerlinger: "Bayer nutzte die Chance nicht"

FCB-Sportdirektor Christian Nerlinger

Blick nach oben: Christian Nerlinger glaubt fest an den Titel. imago

kicker: Herr Nerlinger, nervt es Sie, dass Bayern weiter Zweiter ist?

Christian Nerlinger: Nein, mir war klar, dass nach 13 Pflichtspielsiegen in Serie ein Remis oder eine Niederlage kommen kann. Der FC Bayern kann nicht alle Spiele gewinnen. Bayer nutzte die Chance nicht.

kicker: Sind Sie beim 2:2 für Bremen vor Freude hochgesprungen?

Nerlinger: Es hat mich gefreut.

kicker: Ist das 2:2 bei Werder ein Zeichen für die Bayer-Stärke? Oder war es wie eine Niederlage?

Nerlinger: Ein Ausgleich in der letzten Minute ist eine gefühlte Niederlage. Es wäre für Leverkusen ein wichtiger Schritt gewesen, gleich dagegen- zusetzen, wenn wir remis spielen.

kicker: Ein Rückschlag für Bayer?

Nerlinger: Ich glaube nicht, dass bei denen noch ein Rückschlag kommt. Sie haben nur noch die Bundesliga. Ich glaube nicht, dass Bayer einbricht. Trotzdem stehen wir am Ende vorne. Es wird aber spannend und interessant, wie die Leverkusener damit umgehen, wenn am Saisonende der Druck wächst.

kicker: Sahen Sie in Bremen schon erste Flatteransätze?

Wann wir die Spitze erklimmen, ist zweitrangig. Entscheidend ist der 34. Spieltag. Und da stehen wir oben.

Nerlinger: Eigentlich nicht. Die Truppe ist kompakt, schwimmt auf einer Welle der Euphorie. Deshalb nehmen wir sie sehr ernst. Auch Schalke schreibe ich nicht ab.

kicker: Nervt es Sie, dass neun Ligasiege nicht Platz eins brachten?

Nerlinger: Ein Tor Rückstand macht uns nicht nervös. Wann wir die Spitze erklimmen, ist zweitrangig. Entscheidend ist der 34. Spieltag. Und da stehen wir oben.

kicker: Uli Hoeneß ist zuversichtlich, dass Bayern deutlich Meister wird.

Nerlinger: Entscheidend ist, dass wir es werden. Und man muss einfach die Dreifachbelastung sehen. Das ist für Leverkusen klar ein Vorteil. Jüngstes Beispiel ist Wolfsburg im vorigen und in diesem Jahr.

kicker: Muss Bayern Meister werden bei diesem finanziellen Vorsprung, wie Rudi Völler sagt?

Nerlinger: Diesem Vorsprung steht gegenüber, dass sich Leverkusen voll auf die Liga konzentrieren kann. Das gleicht sich also aus.

kicker: Wie viele Vertragsgespräche wurden schon mit Ribery geführt?

Nerlinger: Kein einziges.

kicker: Wie lange muss Miroslav Klose noch zuschauen?

Nerlinger: Er ist sehr gut drauf und geht mit der Situation richtig um. Wenn er so weitermacht, wird er seine Chance bekommen.

kicker: Jörg Butt hat verlängert: als erster oder zweiter Torwart?

Nerlinger: Bei uns wird Leistung honoriert, wir sind mit ihm hochzufrieden. Von seinen Leistungen her wäre er ein WM-Kandidat. Wieso sollten wir da etwas ändern?

kicker: Rückt Kraft automatisch auf Rensings Position?

Nerlinger: Das ist möglich.

kicker: Werden Kroos, Breno und Ottl allesamt zurückgeholt?

Nerlinger: Das sind Leihgeschäfte, also kommen alle drei zum 1. Juli zurück. Kroos entwickelt sich ja wie einst Lahm in Stuttgart.

kicker: Wer hat es am Wochenende leichter: Bayer oder Bayern?

Nerlinger: Wenn ich sehe, wie sich Köln beim 1:5 gegen Stuttgart präsentierte: sicher die Leverkusener. Ich glaube, sie werden etwas für ihr Torverhältnis tun. Wir müssen erst unser schweres Spiel gewinnen.

kicker: Kommen die Hamburger zur rechten Zeit?

Nerlinger: Wir kommen für den HSV zur rechten Zeit. Diese Truppe zähle ich zu den Top drei, sie kann ihre Klasse punktuell sicher abrufen.

kicker: Wäre der FC Bayern letztlich nicht doch froh, wenn es sicher zum zweiten Platz reichen würde, wie Ex-Trainer Heynckes sagte?

Nerlinger: Nein. Von 18 Klubs unterschreiben 17 Platz zwei. Wir nicht. In Leverkusen wird es anders gesehen. Völler sagt, voriges Jahr waren wir Neunter, da ist Platz zwei auch ein Riesenerfolg. Bei uns nicht.

kicker: Heynckes gilt als Freund des FC Bayern. Droht ihm Hausverbot, wenn er so weitermacht?

Nerlinger: Im Gegenteil, für ihn wird immer der rote Teppich ausgerollt.

Karlheinz Wild