Bundesliga

Kempter geht in die Offensive

Schiedsrichter belastet Amerell

Kempter geht in die Offensive

Michael Kempter

Michael Kempter imago

Michael Kempter geht in die Offensive und konkretisiert die Vorwürfe gegen Amerell mit teils intimen Details. Gleich in mehreren Interviews schildert der 27-Jährige die angeblichen Übergriffe Amerells. "Ich war das Opfer", stellte der Schiedsrichter klar. Die ersten Annäherungsversuche habe es schon vor fünf Jahren gegeben, sagte Kempter dem DSF. Damals hätte er schon eine "Information" gehabt, dass er sich ihm gegenüber "vorsichtig verhalten" solle.

"Es war ein schleichender Prozess, es begann mit Handauflegen auf dem Oberschenkel und es folgten später auch intime Berührungen. Das ist ein Vorgang, der so nicht möglich sein darf, wenn die andere Partei nicht zustimmt", sagte Kempter der Frankfurter Rundschau. Er beschreibt einen Vorfall nach einem Bundesligaspiel vor zwei Jahren. Damals habe Amerell nachts um 3 Uhr an die Tür seines Hotelzimmers geklopft. Kempter sei völlig überrascht gewesen und habe ihn hineingelassen. Als er ihn aber zurückwies, habe Amerell gedroht, dass das Auswirkungen auf seine Ansetzungen haben werde. Deshalb habe Kempter "Angst um seine weitere Karriere" gehabt.

"Von meiner Seite gab es kein Einvernehmen", stellte der 27-Jährige, der betonte, nicht homosexuell zu sein, unmissverständlich klar.

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Im Dezember habe er Informationen erhalten, dass Amerell zu einem jüngeren Schiedsrichter gesagt habe "Darf ich Dich meinen Schatz nennen?" Daraufhin habe er sich entschlossen, sich an den Vorsitzenden des Schiedsrichter-Ausschusses, Volker Roth, zu wenden. "Alles was recht ist, so kann es nicht weitergehen. Jetzt sind noch andere Menschen auf dem Spiel und das verkraftet nicht jeder", begründet Kempter seinen Entschluss, den DFB zu informieren. Vom Verband sei er anschließend "hervorragend unterstützt worden", betonte der Schiedsrichter. "Herr Zwanziger hat die Angelegenheit sehr zügig vorangetrieben und schnell lückenlos in die richtige Bahn gelenkt."

Seine Schiedsrichter-Karriere will Kempter unbedingt fortsetzen. "Ich hoffe, dass es so schnell wie möglich weiter geht. Ich hoffe, dass die Fans mich fair behandeln und erkennen: Ich bin nicht Täter, sondern Opfer."

Amerells Anwalt Jürgen Langer nannte die Aussagen von Kempter gegenüber dem SID "irritierend und bedenklich". Er verwies auf den Termin am 4. März vor dem Landgericht München I. Dort wollen Amerell und Langer in einem Zivilverfahren gegen den DFB eine einstweilige Verfügung erreichen, wonach der Verband nicht mehr von "sexueller Belästigung und Übergriffen" in Bezug auf Amerell sprechen darf. Möglicherweise wird dort auch Kempter als Zeuge aussagen und der DFB seine internen Ermittlungsergebnisse darlegen müssen.

Ob Kempter juristisch gegen Amerell vorgehen wird, ließ er offen: "Darüber denken wir nach."