Grafite zeigte beim FC Villarreal seine zwei Gesichter - als Chancentod und als Vollstrecker. imago
In Wolfsburg sind die Verantwortlichen dennoch heilfroh, dass Grafite pünktlich zum Wiedersehen mit Meistermacher Felix Magath überhaupt wieder in Torlaune geriet. Der zuletzt unter Ladehemmung leidende Torjäger, der den VfL 2009 mit 28 Treffern zum Titel schoss, knüpfte zunächst nahtlos an seiner Torschusspanik an, als der 30-Jährige in der 13. Minute freistehend aus zwei Metern den Ball über das leere Tor drosch. "Ach, du Scheiße, das wird heute nicht mein Tag", gab Grafite seine Gedanken nach dem Fehlschuss preis.
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Doch der Brasilianer arbeitete weiter und belohnt sich selbst: Mit einem strammen Schuss zum verdienten Ausgleich und gewohnter Ruhe vom Elfmeterpunkt, nachdem er vor knapp zwei Wochen gegen Bayern München seinen erster Strafstoß für Wolfsburg verschossen hatte. "Viele haben mich dafür kritisiert, dass ich an ihm festgehalten habe, aber ich war überzeugt von ihm", sagte Trainer Lorenz-Günther Köstner. Zuletzt hatte der bullige Stürmer am 15. September 2009 beim 3:1 in der Champions League gegen ZSKA Moskau international getroffen. In der Schlussphase vergab er dann aber wieder eine Riesenchance, als er aus fünf Metern freistehend vorbeizielte.
Selten hat ein Auswärtsremis im Europapokal so viel Selbstvertrauen geschaffen, wie der Auftritt der Niedersachsen. "Am Sonntag wollen wir ein großes Spiel abliefern", kündigte Grafite noch in den Katakomben des Stadions El Madrigal an. Der laut Abwehrspieler Marcel Schäfer "beste Auftritt der Rückrunde" beim heimstarken spanischen Vizemeister von 2008 nährt die Hoffnung, dass das Ende der Talfahrt bald erreicht ist - möglichst schon gegen Ex-Coach Magath, der am Sonntag mit den Schalkern aufkreuzt. "Wir haben uns den Sieg für Sonntag aufgehoben", sagte Schäfer forsch.
Lenz ist "sehr enttäuscht"
"Ruhiger, sachlicher Eindruck": Wolfsbugs Keeper Marwin Hitz beim Profi-Debüt. picture-alliance
Freude pur also bei den Wolfsburgern, doch bei einem hatte der erfolgreiche Ausflug nach Spanien einen ganz bitteren Beigeschmack. Interimscoach Köstner hatte Benaglio-Vertreter André Lenz nach den Fehlern beim 1:2 in Leverkusen aus der Startelf gestrichen und den 22-jährigen Marwin Hitz zur Nummer 1 gemacht. "Ich bin natürlich sehr enttäuscht, der Wechsel kam für mich überraschend", sagte der 36-jährige Keeper.
Die kurzfristige, mutige "Bauchentscheidung" Köstners wurde belohnt. Bei den Gegentoren von Marcos Senna (42.) und Marco Ruben (85.) machtlos, hat Hitz ansonsten "einen ruhigen, sachlichen Eindruck gemacht", urteilte Köstner über dessen Pflichtspieldebüt bei den Profis. Die Nummer 3 des VfL soll auch gegen Schalke im Tor stehen. "Selbstverständlich ist er die erste Option", betonte Köstner. Erst wenn der derzeit am Knie verletzte Diego Benaglio zurückkehrt, muss Hitz wieder für seinen Landsmann weichen. Wann das sein wird, vermochte auch Köstner nicht zu sagen. "Wir alle hoffen, so schnell wie möglich."
