Bundesliga

"Zu grün hinter den Ohren"

Freiburg: Butscher über den Negativtrend

"Zu grün hinter den Ohren"

Heiko Butscher

Ist nun gefordert: Freiburgs Kapitän Heiko Butscher muss in der Krise die richtigen Zeichen setzen. picture alliance

kicker: Trainer Robin Dutt hat die Mannschaft nach der erneuten Heimniederlage gelobt. Wie ordnen Sie das Spiel ein, Herr Butscher?

Heiko Butscher (29): Es gab eine wichtige Erkenntnis und die hat er uns aufgezeigt: Er war sehr zufrieden mit der Mentalität des Spiels.

kicker: Was meint er?

Butscher: Er hat uns dafür gelobt, wie wir in das Spiel gegangen sind. Wie wir die Zweikämpfe angenommen haben. Dass Leidenschaft und Einsatz gestimmt haben.

kicker: Das sollte man voraussetzen.

Butscher: Der Wille war stets vorhanden, aber die Aggressivität fehlte zuletzt etwas. In Hamburg haben wir uns als Einzelspieler im Defensivverhalten schlecht präsentiert.

kicker: Es verfestigt sich der Eindruck, dass Freiburg nicht besonders gut verteidigen kann.

Butscher: Teilweise waren wir stabil und gut organisiert. In einigen Spielen sah man aber, dass wir noch etwas grün hinter den Ohren sind und zu forsch nach vorne spielen.

kicker: Wie beim 0:6 gegen Bremen.

Butscher: Anschließend haben wir beschlossen, den Schwerpunkt auf die Defensive zu legen. Auch weil es einfacher einzustudieren ist.

kicker: Ging diese Initiative von der Mannschaft aus?

Butscher: Vom Trainer. In den Spielen darauf standen wir zunächst um einiges stabiler.

kicker: Na ja. Kein anderer Erstligist ließ zuletzt mehr Chancen zu. Und offensiv ging fast gar nichts mehr. Warum passt die Mischung aus Defensive und Offensive nicht?

Butscher: Vorgenommen haben wir uns nicht, die Offensive zu vernachlässigen. Wir müssen wieder ein besseres Offensivspiel finden.

kicker: Die Harmlosigkeit im Angriff ist bekannt. Muss das Mittelfeld torgefährlicher werden?

Butscher: Was soll ich dazu sagen? Sie kontern mich doch wieder mit der Statistik aus. Auch wir Abwehrspieler haben zu wenig Tore erzielt.

kicker: Warum klappen die Standards nicht mehr?

Butscher: Das fängt damit an, dass wir sie besser treten müssen. Und in der Mitte sind wir gefragt. Wir alle müssen uns im Training die Geilheit aufs Toreschießen erarbeiten.

kicker: Können Sie nachvollziehen, dass Standardexperte Julian Schuster mit Cedrick Makiadi ein umgeschulter Stürmer vorgezogen wird?

Butscher: Das ist eine Entscheidung des Trainers, die ich respektiere und hinter der ich als Kapitän stehe.

kicker: Weshalb ließ das spielerische Niveau dermaßen nach?

Butscher: Die Frage ist berechtigt. Eine Antwort habe ich nicht.

Wenn wir erst richtig unten drin stehen, wird es verdammt schwierig. Das kenne ich aus Bochum.

Heiko Butscher

kicker: Der Vorsprung auf einen Relegationsplatz schmolz auf einen Punkt. Macht Sie das nervös?

Butscher: Nervös nicht, aber so langsam sollten wir Punkte holen. Wenn wir erst richtig unten drin stehen, wird es verdammt schwierig. Das kenne ich aus Bochum.

kicker: Was ist der größte Unterschied zum Abstiegskampf beim VfL?

Butscher: Wir hatten sicher mehr erfahrene Spieler. Die gehen mit so einer Situation anders um als einer, der fünf Bundesligaspiele hat. Aber dennoch sind wir stark genug, drei Teams hinter uns zu lassen.

kicker: Wie traurig stimmt Sie die frappierende Heimschwäche?

Butscher: Sehr. Fünf Punkte sind absolut zu wenig. Und wir sollten es nicht als Alibi nehmen, dass wir die Klubs unserer Tabellenregion noch alle zu Hause haben. Die stellen sich hinten rein und damit haben wir viel mehr Probleme als mit offensiven Teams.

Uwe Röser