Bundesliga

"Irgendwann möchte ich in England spielen"

Hoffenheim: Interview Chinedu Obasi

"Irgendwann möchte ich in England spielen"

1899 Hoffenheim: Chinedu Obasi

Dank nach oben: Aktuell steht Hoffenheims Stürmer Chinedu Obasi bei vier Saisontoren. imago

kicker: Herr Obasi, Ihr Trainer Ralf Rangnick war nach dem 1:2 in Mainz stinksauer. Sie auch?

Chinedu Obasi: Keiner von uns war zufrieden. Wir haben drei Punkte liegen gelassen, die wir unbedingt holen wollten.

kicker: Warum verschläft Hoffenheim so oft auswärts die erste Hälfte?

Obasi: Ich glaube, wir suchen selbst noch eine Erklärung. Aber ich denke nicht, dass uns das belastet. Dazu sind wir auch mental stark genug, um es schon in Bremen besser zu machen.

kicker: Ist der Druck auf das Team diese Saison größer geworden?

Obasi: Eigentlich nicht. Aber jeder kennt jetzt Hoffenheim, und die gegnerischen Verteidiger wissen, wie wir Stürmer spielen. Dadurch wird das Toreschießen für uns nicht gerade einfacher.

kicker: Dennoch haben Sie vier Treffer auf dem Konto, vorige Saison waren es insgesamt sechs. Sehen wir aktuell den besten Chinedu Obasi?

Obasi: Dafür bin ich doch noch viel zu jung! Letzte Saison kam ich angeschlagen von Olympia zurück, das hat sich über Monate hingeschleppt. Jetzt fühle ich mich fit, aber vor mir liegt noch viel Arbeit.

kicker: Der Hoffenheimer Spielstil kommt Ihrer Technik und Geschwindigkeit sicher entgegen.

Obasi: Ich spiele gern sehr intuitiv und eine unserer größten Stärken hier ist, dass wir meist erahnen, was der andere vorhat. Schließlich sind die meisten von uns seit der 2. Liga zusammen.

Ich muss die Balance finden zwischen Spaß und Vernunft.

Chinedu Obasi

kicker: Der Trainer mahnte aber, Sie sollten nicht so kompliziert spielen.

Obasi: Meinen Stil kann ich leider nur schwer ändern. Er sagt mir manchmal, ich solle dies und das lieber lassen. Aber dann machen die Füße doch etwas anderes als der Kopf mir sagt. Ich muss die Balance finden zwischen Spaß und Vernunft.

kicker: Was denken Sie, wo landet Hoffenheim am Ende der Saison?

Obasi: Die Europa League wäre toll, die Qualifikation zur Champions League ein Traum.

kicker: Durch den Afrika-Cup werden Sie im Januar und Februar aber einige Wochen fehlen.

Obasi: Unser Team hat genug Reserven, um jeden zu ersetzen. Und für mich wäre ein gutes Turnier mit Nigeria eine riesige Motivation für den Rest der Saison. Danach wartet ja eventuell noch eine WM.

kicker: Graut Ihnen vor dem deutschen Winter?

Obasi: Ich bin zwei Jahre in Norwegen gewesen, da sind die Temperaturen hier halb so schlimm.

kicker: Sie spielten dort gemeinsam mit John Obi Mikel für Lyn Oslo...

Obasi: ...er ist heute mein bester Freund. Ich besuche ihn manchmal in London, außerdem sehen wir uns wie jetzt beim Nationalteam.

kicker: Er ist nun bei Chelsea. Bleibt die Premier League auch Ihr Ziel?

Obasi: Irgendwann möchte ich in England spielen. Aber das hat Zeit. Jetzt bin ich in Hoffenheim und möchte hier erfolgreich sein.

kicker: Ihr Name Obasi bedeutet übersetzt "Gott". Welche Rolle spielt Religion in Ihrem Leben?

Obasi: Ich stamme aus einer sehr religiösen Familie. Seit ich denken kann, haben wir daheim so oft es ging gebetet. Und genauso mache ich es hier in Deutschland.

Interview: Martin Gruener