Bundesliga

Tuchels Nullfünfer sind filmreif

Die drei Aufsteiger nach acht Spieltagen

Tuchels Nullfünfer sind filmreif

Fußball, Bundesliga: Thomas Tuchel fand bisher immer die richtigen Worte.

Thomas Tuchel fand bisher immer die richtigen Worte. imago

Normalerweise tauschen Bundesligisten ihren Trainer aus, wenn es nicht läuft. In Mainz wechselten die FSV-Verantwortlichen den Trainer schon vor dem 1. Spieltag aus, weil sie befürchteten, dass es nicht laufen könnte. Anlass war ein 1:2 im Pokal in Lübeck, Ursache war die unter Aufstiegstrainer Jörn Andersen abhanden gekommene Umsetzung der Vereinsphilosophie.

Nach dem Pokal-Aus übernahm Thomas Tuchel, der Junioren-Trainer der Mainzer mit der Reputation eines Deutschen Meisters mit den A-Junioren. Acht Bundesliga-Spieltage später stehen die Nullfünfer auf Platz sechs der Tabelle und haben dabei Großkaliber wie den FC Bayern und Hoffenheim jeweils 2:1 geschlagen sowie gegen den Spitzenreiter Leverkusen nicht verloren (2:2). "Der Funke ist wieder übergesprungen zwischen Mannschaft und Fans. Wir sind wieder eine Einheit. Wo Mainz 05 draufsteht, ist auch wieder Mainz 05 drin", sagte Manager Christian Heidel auf der Mitgliederversammlung am Dienstagabend und beschreibt damit wohl das Erfolgsgeheimnis des ersten Saisonviertels. Besonders die Power, mit der die Mainzer speziell in Heimspielen auftreten, überzeugt.

Gut möglich, dass dieser Kick zu Spielbeginn Tuchels Motivationskünsten geschuldet ist, der sein Personal mit Filmen in der Kabine stimuliert. Vorm Bayernspiel gab's Sequenzen aus einem Film über ein amerikanisches Football-Spiel, das als absoluter Underdog über sich hinauswächst, beim Sieg über die TSG wurden Szenen aus einem Rugbyspiel vorgeführt.

Nürnberg: Praktizierte Nächstenliebe auf dem Rasen

Fußball, Bundesliga: Barnetta entwischt den Nürnbergern Frantz und Kluge.

Noch nicht ans Tempo gewöhnt: Barnetta entwischt den Nürnbergern Frantz und Kluge. imago

Überträgt man diesen Motivationsansatz auf Nürnberg, dürften die Club-Profis zuletzt wohl eher Filme über praktizierte Nächstenliebe auf dem Fußballplatz angesehen haben. Der Tiefpunkt war in Leverkusen beim 0:4 erreicht, als die Nürnberger ganz offensichtlich keinem weh tun wollten – weder sich noch den Gegenspielern. "Michael Oenning ist der richtige Trainer", sagt Manager Martin Bader, wohlwissend, dass das nächste Spiel – gegen den Letzten aus Berlin - Signalwirkung haben wird. Für den Verein und den Trainer.

Warum es bei den Nürnbergern, die sich in der Relegation gegen den damaligen Bundesligisten Cottbus klar durchsetzten (3:0, 2:0) , nicht so richtig laufen will, hängt an vielen Faktoren. Das Team hat sich aufgrund vieler personeller Wechsel noch nicht gefunden. Das Team ist jung und verfügt vor allem über Perspektive statt dauerhaft abrufbare Qualität. Die, die dem jungen Team aufgrund ihrer Erfahrung Halt geben könnten (Wolf, Mintal, Kluge, Broich, Mnari, Charisteas) sind mit Ausnahme von Keeper Schäfer und ein bisschen Pinola entweder verletzt, formschwach oder werden nicht berücksichtigt. So steht unter dem Strich bisher erst ein Saisonsieg (1:0 gegen Gladbach), kommt nicht bald ein zweiter hinzu, wird das Umfeld des Traditionsvereins auch nach dem Rücktritt von "Trainer-Killer" Michael A. Roth wohl anfangen, nach einem neuen Retter Ausschau zu halten.

Freiburg: Wen scheren schon Klatschen?

Fußball, Bundesliga: SC-Torwart Simon Pouplin.

Hucke voll ist nicht schön, aber auch nicht dranatisch: SC-Torwart Simon Pouplin. imago

Die Nürnberger haben ihre Niederlagen bis auf Leverkusen allesamt erträglich gestaltet, wenn die Freiburger verlieren, dann verlieren sie richtig. 0:5 gegen Leverkusen, 2:4 in Stuttgart, 2:5 in Hannover. Diese Ergebnisse sprechen für eine nicht Bundesliga-taugliche Defensive. Doch von derlei Gedankenspielen will Trainer Robin Dutt nicht allzuviel wissen. "Ich bin bereit, alles zu riskieren", sagt der Trainer, dem eine Mauer-Taktik nach Rückstand widerstrebt. "Wenn wir es schaffen, auch nur ein Spiel umzubiegen, dann ist das mehr wert als das Torverhältnis", so Dutt.

Bislang haben die Breisgauer eine ganz gute Ergebnis-Mischung hinbekommen. Den drei Siegen stehen vier Niederlagen und ein Remis gegenüber - macht Platz zehn und fünf Punkte Vorsprung vor dem Relegationsplatz. Mit dieser Ausbeute kann man ganz beruhigt in das Highlight gegen den FC Bayern gehen. "Wir haben keine Angst vor Bayern", sagt SC-Schlussmann Simon Pouplin.