Bundesliga

Hertha prüft rechtliche Schritte

Berlin: "Bin Hoeneß sehr dankbar"

Hertha prüft rechtliche Schritte

Lucien Favre bei seiner Abschieds-Pressekonferenz im Berliner "Adlon".

Lucien Favre bei seiner Abschieds-Pressekonferenz im Berliner "Adlon". picture-alliance

"Ich habe zu viele Kompromisse gemacht, Kompromisse sind Fehler", so der Ex-Hertha-Coach. Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bis er "gegen die Mauer fahre". Der Sparkurs der Vereinsführung habe dazu geführt, dass "wir wichtige Abgänge hatten" und "zu wenige neue Spieler geholt" hätten. Dass Präsident Werner Gegenbauer in der Winterpause auf dem Transfermarkt aktiv werden wolle, sei richtig. Allerdings müssten seiner Einschätzung nach dann nicht eine halbe Million, sondern vielmehr zehn Millionen Euro investiert werden.

Seine Philosophie sei es immer, Spieler mit Perspektive zu verpflichten, die man weiter verkaufen könne. Das deutet darauf hin, dass er sich im Verein vergeblich gegen die Verpflichtung des bereits 32 Jahre alten Artur Wichniarek gewehrt hatte. Der Rückkehrer hat noch kein Pflichtspieltor erzielt.

Unverständnis bei Gegenbauer und Preetz

Die Kritik prallte an der Vereinsspitze weitgehend ab. "Lucien Favre war in die komplette Saisonplanung eingebunden. Er kannte und kennt unsere finanziellen Möglichkeiten, an denen sich bis heute nichts grundlegend geändert hat. Personelle Entscheidung die Mannschaft betreffend, sind immer mit seiner Zustimmung gefallen", sagte Hertha-Präsident Werner Gegenbauer am Dienstag. Auch Geschäftsführer Michael Preetz wehrte sich. "Die Personalplanungen für diese Spielzeit sind im Bewusstsein der wirtschaftlichen Gegebenheiten in jedem einzelnen Fall im Einvernehmen zwischen Lucien Favre und mir erfolgt."

Am Mittwoch bestätigte Ingo Schiller, Geschäftsführer Finanzen, dem SID, dass "die rechtliche Prüfung dieser Angelegenheit läuft". Hertha lotet aus, ob die Aussgagen Favres Auswirkungen auf die Abfindungsmodalitäten haben können.

Favre, der in Berlin immer als Gegenspieler von Ex-Manager Dieter Hoeneß gesehen wurde, führte nun die sportliche Misere auch auf die Trennung von Hoeneß zurück, die der Verein nicht verkraftet habe. Dies habe wiederum seine Arbeit erschwert. Über Hoeneß sagte Favre zudem: "Dieter Hoeneß hat mich verpflichtet, und dafür bin ich ihm sehr dankbar." Hoeneß musste im Juni nach Machtkämpfen im Verein seinen Hut nehmen.

Dass die Mannschaft und insbesondere Kapitän Arne Friedrich am Ende gegen ihn gespielt hätten, glaubt Favre nicht: "Niemand hat gegen den Trainer gespielt, auch Arne Friedrich nicht."

Natürlich hätte er sich zugetraut, die sportliche Wende noch zu schaffen. Schließlich sei auch sein erstes Jahr beim FC Zürich so verlaufen: "Weihnachten waren wir Letzter, am Ende wurden wir Vierter." Aber auch unter Nachfolger Friedhelm Funkel werde der Verein nicht absteigen, "wenn alle Verletzten wieder gesund werden." Er selber wolle auch in Zukunft in einer der großen Ligen arbeiten, möglicherweise auch erneut in der Bundesliga.