Bundesliga

Jetzt ist Preetz gefragt

Berlin: Wilde Spekulationen um Favre-Nachfolger

Jetzt ist Preetz gefragt

"Wir lassen uns die gebotene Zeit": Hertha-Manager Michael Preetz ist auf Trainersuche.

"Wir lassen uns die gebotene Zeit": Hertha-Manager Michael Preetz ist auf Trainersuche. imago

Hertha BSC und Lucien Favre gehen getrennte Wege. Dies teilte der Verein am Montagabend mit. Mit Favre muss auch sein Assistent Harald Gämperle gehen, der mit öffentlichen Äußerungen über die Einstellung seiner Spieler zusätzlich noch Öl ins Feuer goss.

Mit der Entlassung zogen die Verantwortlichen die Konsequenz aus dem katastrophalen Saisonstart, der mit dem 1:5 bei der TSG Hoffenheim am Sonntag seinen negativen Höhepunkt gefunden hat.

Dennoch kommt die vorzeitige Trennung von Favre etwas überraschend, dachte der Verein doch noch in der Sommerpause und der erfolgreichen Qualifikation für die Europa League daran, den bis 2011 gültigen Vertrag vorzeitig bis 2013 zu verlängern.

"Vor allem die letzten beiden Niederlagen in der Bundesliga mit neun Gegentoren haben mich zu der Überzeugung gebracht, dass dieser Schritt notwendig ist", sagte Herthas Manager Michael Preetz am Abend auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. Laut Preetz hätten Favre und Gämperle die Entscheidung "gefasst und professionell aufgenommen".

Zur Nachfolgefrage sagte er: "Wir sind dabei, ein Anforderungsprofil zu erstellen und lassen uns dabei die gebotene Zeit." Spekuliert wird über die Ex-Trainer Jürgen Röber und Hans Meyer, aber Mirko Slomka und Dieter Hecking werden gehandelt. Hecking zeigte bereits sein Interesse. "Ich bin wieder heiß auf Fußball. Ich würde mir die Aufgabe zutrauen. Hannover habe ich in einer ähnlichen Situation übernommen", sagte der ehemalige 96-Coach Hecking der Berliner B.Z.. Slomka, der seit seiner Entlassung bei Schalke 04 im April 2008 bei einigen Vereinen auf der Liste stand, bislang aber nirgendwo unterkam, wollte sich auf SID-Anfrage zu den Spekulationen nicht näher äußern: "Das habe ich zuletzt oft genug getan. Aber es kam nicht gut an, dass mein Name überall herumgeisterte."

Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus, ebenfalls im Kandidaten-Kreis gehandelt, dürfte dagegen keine Rolle spielen.

Aus nach miserablem Saisonstart: Lucien Favre ist nicht mehr Trainer von Hertha BSC.

Aus nach miserablem Saisonstart: Lucien Favre ist nicht mehr Trainer von Hertha BSC. picture-alliance

Zuletzt hatte es für die Berliner sechs Niederlagen in Folge gegeben. Seit dem sechsten Spieltag steht das Team auf dem letzten Tabellenplatz. Am Montagmittag wurde in einer Krisensitzung, zunächst mit Favre, über Konsequenzen aus der Situation beraten, am Abend gaben dann die Berliner die Trennung in einer kurzen Mitteilung bekannt.

Hoffnung starb nach 44 Sekunden

Dabei hatte Hertha vor dem wichtigen Spiel in Hoffenheim nichts unversucht gelassen. Am Freitag bezog das Team ein Kurz-Trainingslager im nordbadischen Bad Schönborn. Der Mentalcoach Dirk C. Gratzel war vor Ort, viele Einzel- und Gruppengespräche folgten - und am Freitag ein Teamabend, bei dem die Mannschaft am TV gemeinsam das Spiel Nürnberg gegen Bochum verfolgte. Doch am Sonntag war aber schon 44 Sekunden nach Anpfiff, als Vedad Ibisevic die Hoffenheimer in Führung brachte, die Hoffnung dahin: Mit einer desolaten Leistung zerfiel das Team in seine Einzelteile.

Kritik musste Favre auch für sein unzureichendes Krisenmanagement nach der Partie über sich ergehen lassen. Nach dem Abpfiff hatte er seine Spieler 40 Minuten in der Kabine versammelt. Dabei soll jedoch kaum gesprochen worden sein. Anschließend verweigerten die Akteure jegliche Aussagen. Die Schlagzeilen in den Gazetten Berlins waren verheerend.

Interimscoach Heine wird Hertha wohl auch in den wichtigen Spielen am Donnerstag in der Europa League bei Sporting Lissabon sowie am Sonntag im Heimspiel gegen den Hamburger SV betreuen. Heines Assistent ist der langjährige Hertha- Torhüter Christian Fiedler.