Bundesliga

Soldo und seine sechs Probleme

Köln: Konkurrenzkampf und Kreativität fehlen

Soldo und seine sechs Probleme

Milivoje Novakovic

Noch nicht wirklich fit: Milivoje Novakovic fehlt ein Erfolgserlebnis. imago

Das Torproblem: Nur drei Tore bedeuten Liga-Minuswert. Schlüsselfaktor: Milivoje Novakovic (30), letzte Saison mit 16 Treffern der Torgarant, sucht nach Form (kicker-Notenschnit 4,67) und Erfolgserlebnis.

Das Chancenproblem: Mickrige 15 Einschussmöglichkeiten erspielte sich das Team von Zvonimir Soldo. Wieder Liga-Minuswert. Ein Grund: Um sich mit dem von Soldo favorisierten Kurzpasspiel durchzusetzen, unterlaufen zu viele Fehler. Erster Effekt: Wenig Chancen. Zweiter Effekt: Fehlpässe im Bereich der Mittellinie eröffnen dem Gegner leichte Kontermöglichkeiten.

Das Kreativproblem: Zwar hat das zuvor extrem spielschwache Mittelfeld in Maniche (31) einen Lenker aus der Tiefe hinzugewonnen, doch ein Akteur, der den finalen Pass spielt, fehlt. Soldos Wunsch nach einem Kreativmann blieb unerfüllt. Folge: Lukas Podolski (24) lässt sich oft zurückfallen, schleppt die Bälle aus dem Mittelfeld nach vorne. Dies machte der Nationalstürmer zuletzt zwar gut, doch zum Abschluss kommt er deswegen zu selten.

Das Konkurrenzproblem: Um die Plätze herrscht viel zu wenig Wettbewerb. Beispiel Außenverteidiger: Miso Brecko (rechts, Notenschnitt 4,3) und Pierre Wome (4,1) sind gesetzt, da quasi konkurrenzlos. Wenn, wie zuletzt und jetzt in Stuttgart Wome ausfällt, verteidigt in Christopher Schorch (20) ein gelernter Innenverteidiger außen. Marvin Matip und Kevin McKenna, ebenfalls zentral defensiv ausgebildet, die unter Ex-Trainer Christoph Daum außen aushalfen, spielen unter Soldo keine Rolle, auch Vorjahresstammkraft Kevin Pezzoni ist nur noch ein Bankdrücker. Die Startelf stellt sich scheinbar automatisch auf. Bei einem Kader, der laut Manager Michael Meier "schwer zu emotionalisieren" ist, also geringe Eigenmotivation mitbringt, eine gefährliche Konstellation, die problematische Konsequenzen mit sich bringt.

Das Fitnessproblem: Dass Novakovic schwächelt, liegt auch an dessen langer Verletzungsgeschichte. Der Slowene verpasste fast die komplette Vorbereitung. Maniche war fast fünf Monate ohne regelmäßige Spielpraxis. Dass ihm die Power für 90 Minuten abgeht, ist verständlich. Anders bei Petit (32), dem Dynamik und Spritzigkeit fehlen. Soldos Terrier wirkt wie in der Rückrunde ausgebrannt, setzt keine Akzente (Notenschnitt 4,2). Fakt ist: Unter Soldo sind die FC-Profis konditionell stärker, Petit nicht. Dennoch stützt ihn der Trainer, der offenbar Pezzoni trotz Petits Tiefs nicht als Alternative ansieht. Petits Schwäche mündet ins nächste Problem.

Das Führungsproblem: "Wir sprechen zu wenig auf dem Platz", moniert Soldo, dem unter den Feldspielern die Leader fehlen. Petit kämpft mit sich selbst. Novakovic und Podolski sind keine Lautsprecher, die Innenverteidiger Youssef Mohamad und Pedro Geromel auch nicht. McKenna, der die Mitspieler am besten mitreißen kann, ist außen vor.

Viele Probleme für Soldo, die er beileibe nicht allein zu verantworten hat.

Stephan von Nocks