Bundesliga

Hecking: "Es war spontan"

Hannover: Exklusiv-Interview mit dem Ex-Trainer

Hecking: "Es war spontan"

Dieter Hecking ist nicht mehr Trainer bei Hannover 96.

Rücktritt: Dieter Hecking ist nicht mehr Trainer bei Hannover 96.

kicker: Herr Hecking, bis zum Mittwochabend haben Sie einen Rücktritt als Trainer von Hannover 96 ausgeschlossen. Wie kam es schließlich doch zu dieser Entscheidung?

Dieter Hecking (44): Es war spontan, aber dennoch ein konsequenter Schritt. Ich hatte am Ende einfach das Gefühl, als derjenige dazustehen, der alles bremst. In den vergangenen Tagen hatte sich viel aufgestaut. Die Situation war sehr unübersichtlich geworden, vor allem durch unsere schlechten Ergebnisse zum Saisonbeginn.

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kicker: Dennoch erweckten Sie bis zuletzt den Anschein, die Krise meistern zu wollen.

Hecking: Das war auch in der Tat so. Allerdings machte nun doch keinen Sinn, immer nur weiter von Spiel zu Spiel zu denken und das Trainerthema jede Woche aufs Neue zu bewerten. Die Frage war, wie man aus diesem Belastungszustand herauskommen konnte? Da kam der Entschluss, es so zu machen wie ich es schließlich gemacht habe: Wenn es wirklich der Trainer sein soll, dann mache ich den Weg frei. Es war eine Entscheidung, in der es letztlich nicht um Dieter Hecking ging, sondern um den Verein und ein konstruktives Vorankommen.

kicker: Ihr Entschluss fiel nach einer eigentlich turnus- und regelmäßigen Sitzung, in der Sie mit Klubboss Kind und Manager Schmadtke die Situation in Hannover analysiert haben. Hat man Sie da womöglich zum Rücktritt gedrängt?

Hecking: Nein, es war meine freie Entscheidung. Wir haben ein ganz normales, ruhiges Gespräch geführt. Es war eine sachliche Aufarbeitung von drei Leuten, die wissen, um was es geht.

kicker: Und bei der Sie die Überzeugung gewonnen haben, nicht mehr der Richtige zu sein?

Hecking: Ich bin ohne Vorgedanken in die besagte Sitzung gegangen, in deren Verlauf schließlich meine Entscheidung erst reifte. Sie hat nichts damit zu tun, dass mich die ständige Kritik angeblich mürbe gemacht hätte und ich dem Druck nicht mehr standhalten würde. Ich wollte auf jeden Fall eine freie Entscheidung treffen, selbst etwas machen und nicht warten, bis etwas mit mir gemacht wird.

kicker: Fakt ist, dass viele in Ihnen den Hauptgrund für die Probleme und Missstimmung in Hannover gesehen haben.

Hecking: Das mag sein, zeigt aber auch die ganze Problematik in Hannover. Ich war letztendlich für alles verantwortlich und musste herhalten, Spieler etwa wurden kaum noch kritisiert. Vielleicht war ich zu naiv, hier nicht gleich noch früher gegenzusteuern. Trotzdem gibt es keine Schuldzuweisungen von mir.

kicker: Angeblich hat sich die Mannschaft in der Endphase von Ihnen abgewandt.

Hecking: Auch das stimmt nicht so, wie es teilweise dargestellt wird. Sicherlich gab es einige, die mich sehr kritisch gesehen haben. Aber eben auch solche, die zu mir gestanden, meine Entscheidung bedauert und mir dies übrigens auch sofort mitgeteilt haben.

kicker: Gab es weitere Reaktionen?

Hecking: Ja, von Trainerkollegen aus der Liga, die den Schritt bedauern. Und unser Ex-Spieler Szabolcs Huszti hat mich angerufen, ob ich nicht zu ihm zu Zenit St. Petersburg kommen wolle...!

kicker: Im Ernst: Wie geht es nun weiter mit Ihnen?

Hecking: Um das einschätzen zu können, ist es heute noch etwas früh. Natürlich werde ich wieder als Trainer arbeiten. Ich würde nach neun Jahren am Stück in dem Job nur vielleicht nicht gleich auf das nächste Pferd aufspringen. Es sei denn, es ist wirklich eine attraktive Sache.

kicker: Wie werden Sie Hannover 96 verbunden bleiben?

Hecking: Gedanklich und emotional natürlich, ohne Zorn. Wie gesagt: Martin Kind, Jörg Schmadtke und ich haben ein Gespräch unter Männern geführt und sind entsprechend auseinander gegangen, da bleibt nichts hängen. Die Mannschaft und ihr künftiger Trainer sind nun am Zuge, es besser hinzukriegen. Ich wünsche dafür alles Gute.

Interview: Michael Richter