Bundesliga

Van Gaal: "Ich finde es lächerlich"

Diskussion um Torkamera neu entfacht

Van Gaal: "Ich finde es lächerlich"

Rensing klärt den Ball hinter der Linie

Der Aufreger: Rensing klärt hinter der Linie, doch das Tor zählt nicht. imago

Auch Michael Rensing gab es zu. "Im Spiel war ich mir nicht sicher", sagte der Münchner Torwart, "aber hinterher habe ich gesehen, dass er hinter der Linie war." Er, das ist der Ball, der in der zehnten Minute vom Kopf des Hoffenheimers Josip Simunic erst an den Pfosten prallte und dann in die Mitte flog, auf Rensing zu, der ihn rausboxte. Was im Stadion keiner hundertprozentig bezeugen konnte, wurde vorm Fernseher Sekunden später Gewissheit: Der Ball war drin, es hätte 1:0 heißen müssen. Das Spiel wäre anders gelaufen.

Spielbericht

Die Aufregung war entsprechend groß. "Rensing steht bereits hinter der Linie und nimmt auch noch den Arm nach hinten. Das muss man sehen", schimpfte TSG-Keeper Timo Hildebrand. "Ich habe schon vor drei, vier Jahren gesagt, dass der Videobeweis kommen wird. Ich bin überzeugt von ihm", erklärte Ralf Rangnick. Die Umsetzung "wäre auch in solchen Situationen völlig unproblematisch", findet Hoffenheims Coach, weil eben die TV-Bilder nach wenigen Sekunden zu sehen waren.

Auch die Bayern sprechen sich für eine Modernisierung des Regelwerks aus. "Solange es noch keine Torkamera gibt, wird es so was immer wieder geben", sagt Manager Uli Hoeneß und betont: "Ich bin ein totaler Verfechter der Torkamera." Louis van Gaal, in seiner Heimat Holland seit Jahren als großer Befürworter von technischen Hilfsmitteln bekannt, zürnt: "Ich finde es lächerlich, dass das in dieser modernen Zeit noch nicht eingeführt ist. Ein Tor ist sehr wichtig in der Welt des Fußballs. Ich ziehe den Hut, wie ruhig Ralf Rangnick das Ganze analysiert hat."

Ich finde es lächerlich, dass das in dieser modernen Zeit noch nicht eingeführt ist. Ein Tor ist sehr wichtig in der Welt des Fußballs. Ich ziehe den Hut, wie ruhig Ralf Rangnick das Ganze analysiert hat.

Louis van Gaal, Bayern-Coach

Sogar Babak Rafati, der bis auf diesen einen Fehler starke Schiedsrichter, hat eine klare Meinung: "Es hätte Tor geben müssen, aber wir konnten nicht, weil es im Spiel nicht zweifelsfrei zu erkennen war. In einem solchen Fall sind wir Schiedsrichter dafür, dass zumindest die Hintertorkamera eingeführt wird."

UEFA testet zusätzliche Schiedsrichter-Assistenten

Drei Parteien, eine Meinung - selten war das Bild so klar. Und es tut sich tatsächlich etwas in dieser brisanten Sache. Auch Michel Platini, der Präsident der UEFA, ist für Hilfsmittel. Die UEFA testet in dieser Saison in der Europa League zwei zusätzliche Schiedsrichter-Assistenten, die hinter den Torlinien sitzen und sie bewachen sollen. Aber nicht nur das: "Sie haben die Aufgabe, insbesondere die Geschehnisse im Strafraum zu verfolgen, um Fouls oder Fehlverhalten zu ahnden", heißt es in einer UEFA-Mitteilung.

Ein Test bei den Quali-Spielen zur U-19-EM funktionierte gut, Platini erklärte: "Die Schiedsrichter brauchen Unterstützung in ihrer Aufgabe, die kaum mehr zu erfüllen ist. Zwei weitere Augenpaare, die sich auf die Strafräume konzentrieren, sind von unschätzbarem Wert." An die Zulassung von TV-Bildern aber trauen sich die Verbände bislang nicht heran. Die FIFA etwa will einheitliche Regeln - in allen Ländern und allen Ligen.