Keine Experimente
Sie stecken den Trubel um ihre Zukunft derzeit locker weg: Marko Marin und Alexander Baumjohann (re.). imago
Die Hinrunde war eine einzige Experimentierphase. 28 Spieler setzten Trainer Hans Meyer und Vorgänger Jos Luhukay ein. Jetzt steht die Besetzung. Das Resultat: Die Rädchen greifen ineinander. Klafften monatelang riesige Lücken zwischen den Mannschaftsteilen, steht das Team jetzt kompakter. Die Viererkette schiebt sich näher an das Mittelfeld, die Außenbahnspieler Marko Marin und Karim Matmour rücken enger an die Nebenleute heran. "Und bei Ballverlust", verdeutlicht Sportdirektor Max Eberl, "steht der Nebenmann nicht mehr fünf Meter weg, sondern nur noch einen." So werden gegnerische Chancen im Keim erstickt. Offensiv gehen die Laufwege langsam in Fleisch und Blut über. "Durch die feste Formation spielen wir besser nach vorne", sagt Alexander Baumjohann (22).
Stärke der Neuen
Tomas Galasek (36) ist Stratege und Organisator im defensiven Mittelfeld. Paul Stalteri (31) verleiht dem Team als taktisch gut geschulter Außenverteidiger zusätzlich Stabilität. Sie sorgen für die neu gefundene "Balance" zwischen Defensive und Offensive im Team - auch in puncto Erfahrung der immer noch sehr jungen, bundesliga-unerfahrenen Mannschaft. Torhüter Logan Bailly (23) rettete Gladbach schon Punkte. Der vierte Winter-Einkauf, Verteidiger Dante (25, zwei Muskelfaserrisse, kein Einsatz), soll der Abwehr bald noch mehr Halt geben.
Neue Kreativität
Lange Bälle auf Rob Friend, Dribblings von Marko Marin - das waren in der Regel die dürftigen Stilmittel der Offensive. Mittlerweile ist die Borussia schwer auszurechnen. Weil sich Michael Bradley (21, fünf Tore) als "Schalterspieler" im Mittelfeld punktgenauer in die Spitze einschaltet. Und weil vor allem Alexander Baumjohann Regie führt. Der pass-starke Baumjohann (drei Tore, sechs Assists) und Dribbler Marko Marin (20/vier Tore, zehn Vorlagen) verzücken mit ihrem Fußball-Zauber seit Wochen - und waren an zehn von 14 (!) Rückrundentoren als Torschützen oder Vorlagengeber beteiligt. Nicht selbstverständlich angesichts ihrer Situation: Baumjohann steckt den Trubel um seinen Wechsel zum FC Bayern locker weg. Marin lassen die Diskussionen um seinen bevor- stehenden Abschied genauso kalt.
Formanstieg
Der US-Amerikaner Bradley mit seinem Wandel vom Mitläufer zum Fixpunkt personifiziert die Entwicklung einer Reihe von Spielern. Rob Friend (28) und Karim Matmour (23) etwa haben ihre Durststrecke hinter sich, arbeiten nicht nur viel, sondern treffen wieder. Oder Verteidiger Roel Brouwers (27), der nach Steve Gohouris Verletzung ins Team rückte und sofort überzeugte.
Psyche und Programm
Das Selbstvertrauen ist nach zwei Siegen mit je vier erzielten Toren groß wie nie. Die optimale Voraussetzung, um in den Abstiegskrimis der nächsten Wochen gegen Bochum, Karlsruhe, Frankfurt, Bielefeld oder Cottbus den Klassenerhalt zu bewerkstelligen. "In diesen Keller-Duellen", weiß Baumjohann, "müssen wir bestehen."
Jan Lustig
