Bundesliga

Tradition verpflichtet

Gladbach: Neuzugang Thomas Helveg (33) im Profil

Tradition verpflichtet

Führungsspieler: Thomas Helveg (33) soll das Gladbacher Team von hinten aus lenken.

Führungsspieler: Thomas Helveg (33) soll das Gladbacher Team von hinten aus lenken. Kicker

Ulrik Le Fevre, Henning Jensen, Allan Simonsen, Carsten Nielsen, Steen Thychosen, Johnny Mölby, Peter Nielsen, Per Pedersen, Morten Skoubo. Die Liste der Dänen bei der Borussia ist lang, und die meisten Namen zählt Thomas Helveg (34) mühelos auf. "Viele meiner Landsleute haben bei der Borussia Großes geleistet. Ich würde mich freuen, wenn mir das auch gelingt", sagt Helveg. Tradition verpflichtet.

Wirklich Sorgen muss sich Helveg kaum machen. Bisher war ihm keine Fußspur zu groß. Das begann in der eigenen Familie, die die Messlatte hoch legte. Vater Tom spielte in der dänischen Ersten Liga und der B-Nationalmannschaft. Sein Onkel Finn ebenso. Der um zweieinhalb Jahre ältere Bruder Henrik war gleichfalls Profi in der höchsten dänischen Spielklasse. Thomas übertrumpfte sie alle. Er schaffte den Sprung nach Italien zu Udinese Calcio, spielte für die beiden Mailänder Klubs, kommt bald auf mehr als 100 Länderspiele, ist Kapitän der Dänen und räumte Titel ab, an der Spitze der Champions-League-Triumph mit dem AC Mailand 2003. In jener Saison gehörte er allerdings nicht mehr zum Stammpersonal. Eine außergewöhnliche Vita.

Rückblickend muss Thomas Helveg schmunzeln. Viel hat nicht gefehlt und Helveg wäre in den Startlöchern stecken geblieben. Ende 1993 war es, als er das Angebot von Udinese Calcio bekam. "Ich habe lange überlegt, ob ich gehe. Meine Frau Nicoline hatte eine Anstellung an der Universität, und ich war mir nicht sicher, was richtig ist", sagt Helveg. Er gab sich einen Ruck - ohne gleich alles auf eine Karte zu setzen. In den Vertrag ließ sich der Däne eine Klausel einbauen, die es ihm erlaubte, nach drei Monaten in die Heimat zurückkehren zu können. Zu seiner eigenen Überraschung spielte er sich auf Anhieb ins Team, fand gute Freunde und wurde sesshaft. "Oft entscheiden Kleinigkeiten, wohin der Weg führt. Wäre die Konstellation im Verein und im Umfeld damals anders gewesen, wer weiß? Es lief alles perfekt."

Die Bilderbuch-Karriere nahm ihren Lauf. "Auf fast allen Stationen habe ich etwas erreicht", sagt Helveg nicht ohne Stolz. Meister mit Odense BK. Bei Udinese Calcio fütterte er Oliver Bierhoff so lange mit Flanken, bis der Klub erstmals in der Vereinsgeschichte den Europacup erreichte. Beim AC Mailand holte er mit Christian Ziege den Titel, bei Inter schrammte er am Pokalsieg vorbei. Selbst dem Abstieg mit Norwich City gewinnt Helveg noch etwas Positives ab. "Wir hatten ein Klima in der Mannschaft, das einfach klasse war. Es war ähnlich wie zu den besten Zeiten beim AC Mailand. Sportlich hatten wir aber zu viele Spieler mit unterschiedlichen Vorstellungen vom Fußball."

Der Weg führte ihn nun zur Borussia. Schon kurz nach seinem Start ist klar, dass Helveg die ihm zugedachte Rolle als Führungsfigur einnehmen wird. Abseits des Platzes freundlich, höflich, unkompliziert und sympathisch. Auf dem Rasen einer, der impulsiv auftritt, organisiert, Fehler sofort anspricht. Eine Respektsperson. Kommandos gibt er in beinahe fließendem Deutsch, weil er als Kind deutsche Fernsehsender schaute und die Sprache zwei Jahre lang in der Schule lernte. Dass er mittlerweile 34 Jahre alt ist, sieht er nicht als Problem an. "Ich bin topfit", sagt Helveg, "und ich hatte bis auf ein Mal in der Jugend nie eine schwere Verletzung." Er pflegt seinen Körper, "der", sagt Helveg, "ist mein Kapital". Seit seiner Zeit in Dänemark geht er regelmäßig zur Akupunktur, um die Energieströme zu regulieren, und setzt auf Reflexzonen-Massage. Thomas Helveg sagt: "Ich glaube, dass das die letzten zwei bis drei Prozent aus dem Körper herauskitzelt. Vorsorge ist besser als die Therapie nach der Verletzung."

Borussias Verantwortliche erhoffen sich viel von dem neuen Dänen-Duo, zu dem neben Helveg sein Landsmann Kasper Bögelund gehört. Seite an Seite könnten sie wie vor einiger Zeit in der dänischen Nationalmannschaft spielen: Bögelund als Rechtsverteidiger, Helveg innen neben ihm. Mit Blick auf seine dänischen Vorgänger am Niederrhein sagt Helveg lachend: "Danish Dynamite à la Le Fevre oder Simonsen kann ich nicht versprechen. Sie machten die Tore - Kasper und ich wollen sie verhindern."

Jan Lustig