Bundesliga

Der Krach nach dem Crash

TV-Boykott fand nicht statt

Der Krach nach dem Crash

Der für das vergangene Wochenende von der Liga geplante "Fernseh-Boykott" (der kicker berichtete exklusiv) wurde abgeblasen, auch beim Bundesliga-Finale am kommenden Samstag werden alle Spiele live in Premiere übertragen. Der "Notplan" für das vergangene Wochenende sah vor, dass die Spitzenspiele Hamburg gegen Dortmund und Nürnberg gegen Leverkusen live in den 3. Programmen der ARD ausgestrahlt werden. Doch die Bundesliga steckt wegen der Insolvenz von Kirch-Media in der größten Finanzkrise ihrer Geschichte. Statt 100 Millionen Euro werden am 15. Mai wohl nur noch 21 Millionen Euro als vierte Rate aus dem TV-Vertrag für diese Saison überwiesen.

Über Nacht fehlen den Profivereinen 79 Millionen Euro. "Alle Klubs der 2. Liga und bis zu zehn Bundesligavereine sind von Insolvenz bedroht", glaubt Bayern-Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge. Bis zuletzt war man gerade im blau-weißen Freistaat die Kirch-Krise blauäugig angegangen. Da plauderte Ministerpräsident Edmund Stoiber, dass die 100 Millionen Euro fließen würden; da meinten die Bayern-Macher Uli Hoeneß und Rummenigge noch vor wenigen Wochen, dass Kirch auch diese Krise meistern würde.

Fakt ist: Der Profifußball war für den Kirch-Crash nicht gerüstet. Im Norden der Republik meinte Liga- Präsident Werner Hackmann noch Anfang März: "Wir haben alle Szenarien durchgespielt und sind gerüstet." Alles Worthülsen: Das angeblich in der Schublade liegende Konzept für einen eigenen Fernsehkanal der Liga kennt niemand, und Alternativen, vor allem im Pay- TV-Bereich, sind nicht vorhanden.

Nun kämpft die Liga darum, die Fernsehrechte schon für die kommende Saison zurückzuerhalten. Vor zwei Jahren hatten die Verhandlungsführer der Liga, Gerhard Mayer-Vorfelder, Wilfried Straub und Uli Hoeneß, versäumt, in den Vertrag mit Kirch eine Rückfallklausel aufzunehmen.

Selbst wenn die Liga die Rechte zurückbekommen sollte, hält sie schlechte Karten in der Hand. Denn sowohl die ARD als auch private TV-Sender werden den mit Kirch vereinbarten Preis von 360 Millionen Euro nicht bieten. Ein Preisverfall bis zu fünfzig Prozent droht, weil jetzt der Käufer den Preis bestimmt!

Mit dem wirtschaftlichen Crash einher geht nun auch Krach in der Liga. Sowohl Rummenigge als auch Bayer-Manager Reiner Calmund hatten den geplanten TV-Boykott hart kritisiert. Werner Hackmann ist darüber extrem verstimmt: "Alle wollten, dass die DFL das operative Geschäft führt. Wenn die Klubs das nicht wünschen, macht die Sache keinen Sinn mehr."

Rainer Franzke