Geißböcke mit viel Ballbesitz
Kölns Trainer Peter Stöger stellte nach dem spektakulären 4:3 gegen Hoffenheim auf nur einer Position um und brachte Gerhardt für Matuschyk. Herthas Coach Jos Luhukay ließ im Vergleich zur 0:2-Heimniederlage gegen Hannover kaum einen Stein auf dem anderen: Ben-Hatira, Brooks, Hegeler, Ndjeng, Schieber und Schulz für Lustenberger, Haraguchi, Heitinga, Kalou, Pekarik und Plattenhardt bedeuteten sechs Wechsel in der Startelf.
Der FC war vom Anpfiff weg die aktivere Mannschaft, hatte viel Ballbesitz und startete immer wieder Angriffe über die Flügel. Auch tief in der gegnerischen Hälfte setzten sich die Geißböcke gekonnt fest und ließen das Spielgerät gekonnt laufen. Doch weder der finale Pass noch ein Torabschluss wollte den Hausherren gelingen. Von Berlin kam hingegen nur wenig. Die Hauptstädter, die mit einer komplett ausgewechselten Viererkette auftraten, waren in der Defensive gebunden. So blieb es in der Anfangsphase in den Strafräumen ruhig.
Beerens ist nicht zu halten
Die erste nennenswerte Szene generierte Svento mit einem Eckball: Sein Standard wurde von Brecko am ersten Pfosten per Kopf nach hinten verlängert, wo Ujah haarscharf verpasste (16.). Nur eine Zeigerumdrehung später liefen Olkowski und Ujah in einer Zwei-gegen-Eins-Situation aufs Tor zu, doch statt zu schießen, spielte Ersterer einen Fehlpass (17.). In der Folge verflachte die Partie zusehends. Erst eine unwiderstehliche Einzelaktion der Berliner brach das Eis: Beerens dribbelte von der rechten Strafraumkante nach innen, schüttelte dabei Bewacher Hector ab und schoss vom Elfmeterpunkt. Der Ball wurde noch tückisch von Mavraj abgefälscht, knallte an den linken Innenpfosten und von dort ins Tor (28.).
Der Führungstreffer spielte der Alten Dame voll in die Karten: Fortan zogen sich die Hauptstädter tief in die eigene Hälfte zurück, brachten schnell viele Spieler hinter den Ball und stellten die Räume vor dem eigenen Sechzehner gekonnt zu. Köln, das sehr linkslastig agierte, fand keinen Weg durch dieses Bollwerk und biss sich trotz zahlreicher geduldiger Pässe im Aufbauspiel die Zähne aus. Eine Lücke fanden die Hausherren nicht. Mit dem 0:1 ging es in die Pause.
Ujah vollendet einen Bilderbuch-Konter
Der 12. Spieltag
Mit Wiederbeginn brachte Stöger mit Osako eine frische Offensivkraft und verordnete seiner Truppe weiterhin Vorwärtsfußball. Dies hielten die Domstädter auch ein, entwickelten aber eine knappe Viertelstunde lang keinerlei Durchschlagskraft. Ein Bilderbuch-Konter änderte dann aber alles: Osako spielte einen Steilpass aus der eigenen Hälfte in den Lauf des an der Mittellinie gestarteten Ujah. Der Angreifer hatte nach einem Vollsprint nur noch Kraft vor sich und schob kühl ins rechte Eck zum 1:1 ein (58.).
Der Treffer lockerte das mittlerweile festgefahrene Spiel ein wenig auf: Das gerade eingewechselte Geburtstagskind Niemeyer prüfte Horn mit einem Distanzknaller (61.). Auf der anderen Seite nagelte Ujah das Spielgerät nach einer Brecko-Flanke aus zehn Metern an die Latte (63.). Wer sich nun aber ein Offensivfeuerwerk von beiden Seite erhofft hatte, wurde bitter enttäuscht. Beide Mannschaften setzten mehr auf Sicherheit statt auf Risiko, sodass die Partie schnell wieder verflachte. Zahlreiche Mittelfeldgeplänkel förderten keine Torchancen zu Tage.
Ndjeng profitiert von Ujah
Diese Vorsicht ließ das Niveau von Minute zu Minute sinken. Erst in der Schlussphase wurde es noch einmal spannend: Erst setzte Olkowski einen Alleingang ans Außennetz (84.). Dann zeigte sich Ujah einmal mehr als Torjäger - allerdings im falschen Gehäuse: Der Nigerianer lenkte einen Ndjeng-Freistoß aus 25 Metern zentraler Position unglücklich mit der Brust ins rechte Ecke - 2:1 für Berlin (86.). In den Schlussminuten warf der FC zwar nochmal alles nach vorne, doch die Betonabwehr der Hauptstädter hielt stand.
Köln ist am nächsten Samstag (15.30 Uhr) auswärts bei Bayer Leverkusen gefordert. Hertha BSC empfangt gleichzeitig Bayern München.