Leverkusens Trainer Jupp Heynckes brachte nach dem imposanten 4:0-Erfolg in der Europa League bei Metalist Charkiw (Ukraine) fünf neue Spieler: Schwaab, Hyypiä, Rolfes, Castro und Kießling erhielten den Vorzug vor Vida, Friedrich, Bender, Balitsch und Derdiyok.
Ganz anders VfB-Coach Bruno Labbadia, der bei seiner Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte dieselbe Startelf brachte, die in der Europa League beim 1:2 bei den Portugiesen von Benfica Lissabon begonnen hatte.
Gerade einmal drei Minuten waren gespielt, da zwang Cacau Adler mit einem satten Schuss vom rechten Strafraumeck zu einer Parade und setzte somit ein erstes Ausrufezeichen. Der VfB begann ruhig und war zunächst um Sicherheit bemüht, stand aber rasch vor einem Scherbenhaufen. Die Leverkusener hatten nämlich auf der linken Seite eine Schwachstelle der Gäste ausgemacht und penetrierten diese mit aller Kraft - mit Erfolg. Bereits in der sechsten Minute entwischte Sam dem langsameren Molinaro und brachte das Leder ins Zentrum. Dort traf Castro das Leder zwar nicht richtig, hatte dann aber Glück, dass Kießling goldrichtig stand und zur frühen Führung abstaubte.
Der 23. Spieltag
Die rechte Seite der "Werkself" erwies sich in der Anfangsphase als gefährliche Waffe, denn der VfB fand zunächst kein Mittel, um dort die Löcher zu stopfen. So wurde es nach 13 Minuten erneut gefährlich, nachdem Sam in die Mitte gepasst hatte, rettete Boulahrouz in höchster Not vor dem einschussbereiten Kießling. Eine Minute später prüfte Renato Augusto Ulreich mit einem fulminanten Schuss.
Bayer agierte schnörkellos, kassierte allerdings etwas überraschend den Ausgleich: Hajnal passte genau in die Gasse zu Harnik, der sich gegen Schwaab behauptete und aus 15 Metern Adler mit einem Schuss ins rechte untere Eck keine Chance ließ (16.). Das Tor flößte den Schwaben neues Selbstvertrauen ein. Der VfB war nun besser in der Partie und stand vor allem in der Abwehr stabiler, Kuzmanovic und Okazaki kamen Molinaro meist zu Hilfe, weswegen Sam nicht mehr so viel Platz hatte. Die Partie wurde ausgeglichener, aber auch chancenärmer. Eigentlich gab es überhaupt keine Einschussgelegenheiten mehr, denn beide Mannschaften waren nicht zielstrebig genug. Hüben wie drüben kamen die Angriffsbemühungen in dieser Phase nicht über das Versuchsstadium hinaus.
Dass Bayer aber nicht nur über die rechte Seite gefährlich ist, zeigte sich in der 41. Minute: Kadlec flankte in die Mitte zu Castro, der zunächst aus kurzer Distanz an Ulreich scheiterte. Der VfB-Keeper wehrte das Leder aber nur nach vorne ab, sodass Castro doch noch zur 2:1-Pausenführung abstauben konnte.
Kuzmanovic packt den Hammer aus und sorgt für Spannung
Hoffnungsschimmer: Harnik bejubelt den zwischenzeitlichen Ausgleich. picture alliance
Nach dem Seitenwechsel, den beide Mannschaften zunächst mit demselben Personal bestritten, bewiesen die Stuttgarter erneut Moral und glichen kurz nach Wiederanpfiff wieder aus: Kuzmanovic nagelte den Ball aus der Distanz sehenswert ins linke Eck (52.). Das war der Auftakt zu einer furiosen Phase der Schwaben, die sich in der Folge einige erstklassige Chancen erspielten, dabei aber kein Glück im Abschluss hatten. Hajnal verstolperte (54.), Kadlec kam Harnik zuvor (56.), Okazaki schoss knapp rechts vorbei (57.), während Cacaus Kracher an den linken Pfosten knallte (61.).
Die Gäste waren nun klar am Drücker. Heynckes reagierte, brachte innerhalb weniger Minuten Derdiyok, Bender und Ballack. Am Spielverlauf änderte sich allerdings nicht viel. Der VfB war näher dran am nächsten Tor: Der ebenfalls eingewechselte Gebhart wurde geblockt (67.), Boulahrouz verlor die Übersicht (69.), während Cacau ein Abseitstreffer gelang (72.). Es blieb also spannend.
In den Schlussminuten zogen sich die Stuttgarter jedoch in die eigene Hälfte zurück und waren darauf aus, den Punktgewinn über die Zeit zu bringen. Logischerweise kam Bayer nun wieder besser auf, zwingend waren die Leverkusener dabei allerdings nicht. Das änderte sich jedoch in der 81. Minute: Castros Ecke landete bei Reinartz, der per Kopf das 3:2 markierte. Das war der Nackenschlag für die Labbadia-Elf, die nichts mehr entgegenzusetzen hatte und in der Nachspielzeit nach tollem Solo von Sam durch Kießling noch das 2:4 hinnehmen musste (90.+1).
Für beide Teams geht es am kommenden Donnerstag vor eigenem Publikum in der Europa League um den Einzug ins Achtelfinale: Leverkusen empfängt Metalist Charkiw, Stuttgart Benfica Lissabon. In der Bundesliga reisen die Stuttgarter am Sonntag darauf zum Krisengipfel nach Frankfurt, am selben Tag gastiert Leverkusen in Bremen.