Schalkes Trainer Felix Magath baute nach dem 2:2-Remis in Wolfsburg seine erste Elf auf zwei Positionen um: In der Mittelfeldzentrale kamen Matip und Kluge zum Zug, Rakitic saß zunächst nur auf der Bank, Jones flog am Freitag sogar ganz aus dem Kader. "Seine Zweikampfwerte in Wolfsburg waren desolat. Hinzu kamen einige Fehlpässe", so der S04-Coach, der dem US-Nationalspieler zudem eine durchschnittliche Trainingswoche bescheinigte.
Bremens Coach Thomas Schaaf baute im Vergleich zum 0:0 zu Hause gegen Frankfurt seine Anfangsformation auf drei Positionen um: Fritz verteidigte nach auskurierten Oberschenkelproblemen rechts hinten, für ihn musste nominell Silvestre raus. Im Mittelfeld erhielt Bargfrede den Vorzug vor Jensen, und in vorderster Front stürmte Hugo Almeida anstelle von Wagner.
Die Bremer fanden besser in die Partie, zeigten sich ballsicherer und bauten wie eine Heimmannschaft bedächtig auf. Zudem hatten die Werderaner schon nach 44 Sekunden die Führung vor Augen, als Hugo Almeida nach Marins Flanke völlig frei zum Kopfball kam - der Ball landete genau in Neuers Armen. Auch Hunt wurde von Pasanen nochmal gut in Szene gesetzt, doch der Linksfuß schoss knapp drüber (12.).
Die Schalker hatten in den ersten 20 Minuten Schwierigkeiten, mit ihrer neuformierten Doppelsechs das Spiel unter Kontrolle zu bekommen. Matip und Kluge liefen anfänglich viel hinterher, doch ordnen konnte das Duo das Spiel der Königsblauen in dieser Phase noch nicht.
Richtig hilfreich war für die Magath-Elf in dieser Hinsicht das überraschende 1:0 durch Metzelders Kopfstoß in der 22. Minute. Farfan hatte den Eckball hereingebracht, der Kopfball des Innenverteidigers klatschte erst gegen die Unterkante der Latte, dann an Keeper Wieses Arm und von dort ins Tor. Für Metzelder war es der erste Saisontreffer im Schalker Dress.
Mit dem 1:0 im Rücken bekam das Spiel der Knappen mehr Struktur, auch weil Farfan auf dem rechten Flügel gegen Bargfrede und vor allem gegen Pasanen mächtig wirbelte. Fast an jeder gefährlichen Aktion war der Peruaner beteiligt, der auch deshalb immer besser zur Geltung kam, weil die gesamte Schalker Mannschaft nun viel resoluter in die Zweikämpfe ging. Huntelaar hatte nach einem katastrophalen Stellungsfehler von Mertesacker das 2:0 auf dem Fuß, aber der Niederländer vergab aus elf Metern per Volleyschuss hauchdünn (39.).
Belohnt wurde die Schalker Leistungssteigerung im ersten Abschnitt durch Raul, der 45 Minuten kaum in Erscheinung trat (außer bei einem gewonnen Kopfball-Duell gegen den Hünen Mertesacker), aber in der Nachspielzeit des ersten Abschnitts eiskalt abstaubte: Zuvor hatte Edu einen Freistoß knallhart aufs Werder-Tor gefeuert, den Torwart Wiese wegfaustete, aber eben nur Raul "fand". Der Spanier bedankte sich per Rechtsschuss aus zehn Metern mit seinem vierten Ligator.
Der 13. Spieltag
Ohne personelle Wechsel ging es in der zweiten Halbzeit weiter, Werder hatte durch Bargfrede den ersten Torschuss abgegeben (48.), doch wurde man auch in den ersten Minuten des zweiten Durchgangs den Eindruck nicht los, dass die Bremer bei jedem schnelleren S04-Vorstoß in der Defensive größte Probleme bekommen könnten - so wie in der 56. Minute: Farfan war zum x-ten mal auf links entwischt und flankte auf Huntelaar. Mertesacker klärte in der Zentrale mit einer Mischung aus Ungeschick und Unkonzentriertheit und löffelte den Ball so genau vor die Füße von Raul. Der Spanier nahm die Kugel volley und vollstreckte aus zehn Metern - Keeper Wiese konnte nur bedröppelt hinterherschauen.
Das Spiel war längst entschieden, doch schienen die Bremer mit offenen Augen ins nächste Debakel laufen zu wollen. Fritz vertändelte die Kugel gegen Farfan, der Peruaner lief alleine auf Wiese zu, doch vor lauter Übersteiger stolperte er den Ball knapp am Kasten vorbei (59.).
Kurz zuvor hatte der wutentbrannte Schaaf doppelt gewechselt, doch ausgerechnet der frisch aufs Feld geschickte Jensen verlor am eigenen Strafraum mit einem Hackentrick das Leder. Raul profitierte von diesem grenzenlosen Leichtsinn und lupfte den Ball butterweich über Wiese ins lange Eck zum 4:0.
In der Folge entschloss sich die Hintermannschaft von Werder, das Mitspielen einzustellen. Lediglich Wiese wehrte sich gegen die möglichen Gegentore Nummer fünf bis acht, die allesamt Huntelaar hätte erzielen können, doch der Bremer Schlussmann gewann das Privatduell gegen den niederländischen Stürmer. Unter dem Strich war es für Werder aber natürlich wieder ein ganz bitteres Debakel - in dieser Verfassung muss man sich um die Hanseaten, die in 13 Spielen nun 31 Gegentreffer kassiert haben, große Sorgen machen.
In der Bundesliga muss Schalke am Samstag um 15:30 Uhr in Kaiserslautern ran. Zeitgleich empfängt Werder den FC St. Pauli.
Schon am Mittwoch stehen die beiden vor Aufgaben in der Champions League: Um 20.45 spielt Bremen in Tottenham, Schalke empfängt Lyon in der Veltins Arena