Kölns Coach Lienen änderte sein Team nach der 1:3-Niederlage auf Schalke auf drei Positionen: Für den wegen einer Gelb-Roten-Karte gesperrten Scherz rückte Reich in die Startformation, außerdem spielten Cichon und Sichone für Dziwior und Baranek. Nachdem alle fünf Nationalspieler die WM-Qualifikation unverletzt überstanden hatten, konnte Leverkusens Trainer Toppmöller auf die Startelf zurückgreifen, die schon zu Hause gegen Kaiserslautern mit 2:1 siegreich war. Einzig Zivkovic musste Lucio in der Innenverteidigung Platz machen.
40000 Zuschauer im nicht ganz ausverkauften Müngersdorfer Stadion sahen zu beim Duell um die Macht am Rhein und dabei zunächst früh störende Leverkusener. Der Versuch, die angeschlagene Kölner Mannschaft auf diese Weise zu verunsichern, klappte nur zeitweise. Die Heimelf aus Köln nahm die Zweikämpfe geschickt an und fuhr ein ums andere Mal schnelle Vorstöße aus einer dicht gestaffelten Defensive. So durften die Domstädter auch die erste gefährliche Szene für sich verbuchen, Sinkala scheiterte jedoch an seinen Nerven und verzog freistehend (7.). Die Bayer-Werkself wirkte mit zunehmender Spieldauer pomadig. Zwar ließen sie keinen Zweifel an ihrer technischen Überlegenheit aufkommen, der letzte Wille fehlte aber. In der 24. Minute nutzte Keller auf der rechten Seite eine Unkonzentriertheit von Zé Roberto, seine Flanke vergab Reich jedoch kläglich. Der Rest der ersten Hälfte ist schnell erzählt: Leverkusen wollte nicht, Köln konnte nicht. Die Partie artete zu einem Langeweiler aus, mit etlichen Nickligkeiten und Fehlpässen. Nennenswert war nur noch der verletzungsbedingte Ausfall vom zuletzt überragenden Nationalspieler Schneider (39.) - ausgerechnet an seinem 28. Geburtstag. Welche Worte Leverkusens Coach Toppmöller auch immer in der Kabine gefunden hatte, sie zeigten Wirkung. Die Bayer-Akteure schnürten die Kölner in ihrer eigenen Hälfte ein, agierten nun frisch und schwungvoll. Begünstigt wurden ihre Bemühungen durch Kellers frühe Gelb-Rote-Karte (52.). Ein Konter der Domstädter durchbrach den Leverkusener Angriffsreigen: Reichs präziser Flanke auf den heraneilenden Kurth folgte das zu diesem Zeitpunkt völlig überraschende Führungstor (57). Doch Bayer wäre in dieser Saison nicht Bayer, wenn es ein Rückstand außer Tritt bringen würde. Mit toller Moral drängten sie nach vorne und gelangten nach Neuvilles Eckball zum verdienten Ausgleichstreffer durch Kirsten (63.). In diesem Stile ging es weiter: Mit schönen Kombinationen spielte der Meisterschaftsaspirant die Kölner Defensive schwindlig, die Führung durch Neuville in der 73. Minute war die logische Konsequenz. Vorausgegangen war ein sehenswerter Doppelpass mit Sebescen. Köln durfte sich glücklich schätzen, nicht noch unter die Räder gekommen zu sein. Die Bayer-Akteure dürfen sich, dank ihrem unverwüstlichen Glauben an die eigene Stärke und dem 13. Spiel ohne Niederlage in der Liga, die Tabelle nun von ganz oben anschauen.
Analyse mit Noten folgt am Sonntagabend