Duell Vierter gegen Fünfter, beide Teams zuletzt mit einem 2:0-Sieg kein Wunder, dass sowohl Sammer als auch Magath ihre Mannschaften fast unverändert zum vorigen Spieltag aufs Feld des Dortmunder Westfalenstadions schickten. Einzig Krassimir Balakov rückte nach überstandener Verletzung für den leicht angeschlagenen Seitz in die Anfangself des VfB Stuttgart. Der BVB begann mit der selben Aufstellung wie zuletzt in Cottbus . Die unter der Woche in der Champions League in Liverpool fehlenden Amoroso (rotgesperrt) und Ewerthon (nicht spielberechtigt), waren wieder dabei, so dass der BVB-Coach trotz aller Verletzungssorgen eine starke Mannschaft aufbieten konnte.
Die vor Saisonbeginn als Abstiegskandidat eingeschätzten Stuttgarter spielten zur Verblüffung der 65.000 Fans in Dortmund wie ein Europapokal-Anwärter. Immer wieder setzten sie im ersten Durchgang ihre Pässe in die Nahtstellen der Viererabwehrkette der Borussia, immer wieder kamen die Schwaben in Person von Ganea oder Hleb gefährlich vor das Tor von Jens Lehmann, der mehrere Male brenzlige Situationen zu meistern hatte und bei einer Chance von Viorel Ganea Glück hatte, dass der Rumäne den Ball statt ins Tor nur ans Außennetz setzte. Erst ab der 40. Minute konnte man bei den Gastgebern von durchdachten Aktionen im Spiel nach vorne sprechen, davor waren es eher gelegentliche Entlastungsangriffe zwischen zwei VfB-Angriffen. Der jeweils ballführende Borusse wurde konsequent von zwei Schwaben attackiert, das Spielgeschehen fand so über weite Strecken in der Hälfte der Dortmunder statt. Das sorgte für Unruhe, nicht nur bei den BVB-Profis, sondern auch auf den Rängen. Die Folge war ein Pfeifkonzert nach 45 Minuten.
Wenn es am Spiel der Schützlinge von Felix Magath etwas auszusetzen gab, dann die mangelnde Chancenverwertung. Bei so vielen Chancen hätten die Stuttgarter in Führung gehen müssen.
Und so war es dann auch der BVB, der das Tor machte: Kapitän Lars Ricken verwertete eine schöne Kombination der Tschechen Rosicky und Koller per strammen Linksschuss zur 1:0-Führung. Die Stuttgarter reagierten sichtlich geschockt. Eine Viertelstunde gelang den Gästen fast gar nichts. Magath reagierte und brachte seinen Joker Adhemar für den letztlich glücklosen Ganea, doch auch diese Maßnahme, genauso wie die folgende Einwechslung von Meißner für Todt, brachte nicht mehr den gewünschten Erfolg. Mit der Führung im Rücken war nicht nur das Publikum wieder versöhnt, sondern auch das Spiel der Borussia in die richtigen Bahnen gelenkt. Aber: Nicht nur der VfB, auch die Borussen kamen nach dem 1:0 zu keiner weiteren klaren Torchance, man merkte den Spielern den Kraft raubenden Auftritt in Liverpool deutlich an. Letztlich retteten die Borussen den knappen Erfolg über die Zeit und sorgten so für Hoffnung bei den Anhängern nach dem Ausscheiden in der Champions League.
Mangelnde Konzentration im Abschluss verhinderte eine durchaus mögliche frühe Entscheidung zu Gunsten der Gäste, die in einigen Szenen verrieten, dass es ihrer jungen Mannschaft an Abgebrühtheit fehlt. Letztlich kann Dortmund aber nicht als Maßstab für die Truppe von Magath genommen werden, die spätestens nach diesem Auftritt nicht mehr als Abstiegskandidat eingeschätzt werden darf.