Ein turbulentes, abwechslungsreiches Spiel auf der Alm, das mit einem letztlich gerechten Unentschieden endete. Acht Treffer, wechselnde Führungen und nicht alltägliche Szenen vor beiden Toren boten einen beträchtlichen Unterhaltungswert. Allerdings war ein Großteil der Höhepunkte auf individuelle Fehler in beiden Abwehrreihen zurückzuführen.
Bayern mit der Anfangsformation der Vorwoche, jedoch mit veränderter Aufteilung. Hamann besetzte zunächst die rechte Außenbahn, von der Babbel in die Verteidigung zurückwich. Fink, zuvor Manndecker, begann im halbrechten Mittelfeld. Bielefelds Trainer Middendorp stellte wieder auf den Seiten um, wo statt Reeb und Rydlewicz diesmal Bode (rechts) und Maul (links) begannen. Außerdem neu: Schäfer als Scholl-Bewacher für Bremke in der Abwehr, Sternkopf für den gesperrten Bagheri zusammen mit Kuntz hinter den Spitzen - die Rückkehr zum alten, erfolgreicheren System vom Saisonbeginn.
Kahn sieht in der zweiten Minute erstmals schlecht aus
Mit dem schnellen 1:0 - Kahn ließ einen unplatzierten Fernschuss von Maaß passieren (2.) - hatten sich alle taktischen Planspiele erledigt. Bayern bemühte sich, ins Spiel zu kommen, traf aber auf eine engagierte, spielerisch verbesserte Bielefelder Mannschaft, die den Aufbau des Gegners früh attackierte. Scholl und Jancker hatten gegen Schäfer (dessen Aufgabe nach seiner Verletzung Reeb übernahm) und Zafirov einen schweren Stand. Maas zunächst mit Vorteilen gegenüber Nerlinger und Tarnat, dazu nach vorne viel Druck über Sternkopf und Maul.
Trapattoni reagierte zeitig, stellte mit Erfolg Babbel rechts gegen Maul, zog Hamann weiter in die Mitte und Fink zurück in die Abwehr. Letzterer teilte sich dort mit Kuffour die Bewachung von Reina und Daei, der bei Standards vom zurückeilenden Jancker beschattet wurde. Matthäus interpretierte den Libero-Part offensiv, schaltete sich mehrfach gewinnbringend ein, war somit nicht von ungefähr am dritten (Nerlinger, 3:2, 45.) und vierten Münchner Treffer (Matthäus, 4:4, 89.) maßgeblich beteiligt.
Scholl und Kuffour unglücklich ins eigene Netz
Den technisch stärkeren, nach dem Wechsel dank einer Steigerung des Duos Nerlinger/Tarnat auch besser kombinierenden Bayern erwies sich Bielefeld durch Kampf und Einsatz als nahezu ebenbürtig. Die Tore der Ostwestfalen freilich allesamt glücklich: Nach Kahns Fehlern - Sternkopf überraschte ihn beim 2:2 im kurzen Eck (40.) - fälschte schließlich Scholl einen Stratos-Freistoß entscheidend ab (74.), Kuffour lenkte die Hereingabe des sich im zweiten Durchgang steigernden Daei ins eigene Netz (82.).
Erneut verstand es Bielefeld nicht, einen Vorsprung über die letzten Minuten zu retten und ist mit fünf Punkten Rückstand auf den Vorletzten Gladbach und sieben auf den ersten Nichtabstiegsplatz kaum noch zu retten. Die Bayern verpassten es, Spitzenreiter Kaiserslautern (noch ein Spiel in der Hinterhand) zu verdrängen und haben weiter einen Punkt Rückstand auf den Aufsteiger.