Bundesliga

"Ein schwarzer Montag": Meiers Abschied ohne Grund

Abschied des Frankfurter Urgesteins mit fadem Beigeschmack

"Ein schwarzer Montag": Meiers Abschied ohne Grund

Nicht mehr im Rampenlicht der Frankfurter Eintracht: Vereinsikone Alex Meier.

Nicht mehr im Rampenlicht der Frankfurter Eintracht: Vereinsikone Alex Meier. imago

Auf den Jubel folgt die Ernüchterung. Am 33. Spieltag verwandelt Meier die Arena binnen weniger Minuten in einen Tempel der Ekstase. Nach langer Verletzungspause betritt der 35-Jährige in der 87. Minute den Rasen, nur wenige Zeigerumdrehungen später trifft er mit einem herrlichen Volleyschuss zum 3:0-Endstand gegen den HSV.

Nach dem Schlusspfiff wird Fredi Bobic in den Katakomben des Stadions mit der Frage konfrontiert, ob sich der Angreifer Hoffnung auf einen neuen Vertrag machen könne. Der Sportvorstand spricht davon, "den Realismus" wahren zu wollen und sich nicht "irgendwelchen Herzgeschichten" hinzugeben. Die Botschaft ist eindeutig. Es ist der nüchterne Blick eines Entscheidungsträgers, der weiß, dass er einen Bundesligisten nur dann erfolgreich führen kann, wenn er sich nicht von Emotionen und wechselhaften Stimmungen auf den Rängen leiten lässt.

Spielersteckbrief Meier
Meier

Meier Alexander

Beim von den Fans seit Jahren als "Fußballgott" verehrten Meier geht es aber nicht allein um Gefühle und in diesem Geschäft selten gewordene Dankbarkeit, die er allein deshalb verdient, weil er der Eintracht in schweren Zeiten die Stange hielt und einst sogar ein lukratives Angebot aus China ausschlug.

Nach drei Operationen am rechten Fuß und monatelanger harter Arbeit in der Reha fühlt sich Meier wieder topfit, an ein vorzeitiges Karriereende verschwendet er keinen Gedanken. Das Tor gegen den HSV ist der Beleg dafür, dass er noch immer über eine exzellente Schusstechnik verfügt und das Gespür für die richtigen Räume besitzt. Derlei Instinkte und Qualitäten verlernt ein gestandener Torjäger auch dann nicht, wenn er mal längere Zeit verletzt zuschauen muss.

Vertragsverlängerung sinnvoll - für beide Seiten

Deshalb hätte sich eine Vertragsverlängerung um ein Jahr durchaus als sinnvoll erweisen können - für beide Seiten. Das haben im Verein auch viele Fürsprecher erkannt. Durch den Einzug in die Europa League benötigt Frankfurt einen breiten Kader. Geht man davon aus, dass die Hessen in der ersten Pokalrunde weiterkommen, stehen zwischen August und Dezember inklusive Supercup 26 Pflichtspiele auf dem Programm.

Der neue Trainer Adi Hütter wird viel rotieren müssen, sodass sich für Meier gewiss Einsatzchancen ergeben hätten. "Natürlich wissen wir, dass viele Alex auch in den kommenden Jahren im Eintracht-Trikot sehen möchten. Aber wir müssen sagen, dass wir hier aus sportlichen Gründen eine Veränderung anstreben und auf jüngere Spieler setzen möchten", erklärt Bobic via Pressemitteilung.

kicker-Redakteur Julian Franzke kommentiert den Meier-Abschied aus Frankfurt.

kicker-Redakteur Julian Franzke kommentiert den Meier-Abschied aus Frankfurt.

Das klingt auf den ersten Blick vernünftig. Es ist der richtige Weg, junge Spieler zu verpflichten, zu entwickeln und gewinnbringend weiterzuverkaufen. Allerdings darf man einwenden, dass mit Luka Jovic (20), Sebastien Haller (23) und Ante Rebic (24) schon drei talentierte, entwicklungsfähige Stürmer im Kader stehen. Ihnen einen erfahrenen und obendrein astreinen Sportsmann wie Meier an die Seite zu stellen, wäre plausibel gewesen. Zumal der Routinier oft genug gezeigt hat, dass er auch aus einer halben Chance ein Tor erzielen kann - eine Qualität, die er speziell in engen Spielen als Joker hätte einbringen können.

An den Finanzen lag es nicht

Finanzielle Gründe spielten bei der Entscheidung keine Rolle. Da nach sechs Wochen Verletzungspause die Berufsgenossenschaft einspringt, sparte der Klub allein in der abgelaufenen Saison etwa sechs Monatsgehälter. Dieses Ersparnis hätte Bobic in einen neuen Einjahresvertrag verpacken können. Dass er es nicht tat, sorgt für einen faden Beigeschmack. Meier muss nun gegen seinen ausdrücklichen Wunsch die Eintracht verlassen, bevor er in ein, zwei Jahren zurückkehrt, um seinen Anschlussvertrag in noch nicht näher definierter Position anzutreten. Das hätte man geschickter lösen können. "Einvernehmlich", wie es in der Pressemitteilung heißt, ist der vorläufige Abschied nicht.

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