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Helmer und Osmers gelingt das Unmögliche

1993/94 - Der "Kaiser" macht's klar

Helmer und Osmers gelingt das Unmögliche

Phantomtor: Bayerns Thomas Helmer schießt aus Zentimetern am Club-Tor vorbei.

Phantomtor: Bayerns Thomas Helmer schießt aus Zentimetern am Club-Tor vorbei. imago

32. Spieltag, 26. Minute, im Olympia-Stadion in München stand es 0:0 zwischen dem FCB und dem 1. FC Nürnberg. Helmer tauchte frei vor dem Tor von Club-Keeper Andreas Köpke auf und schaffte das Unmögliche: Aus weniger als 50 Zentimetern Entfernung traf er das Tor nicht. Der Ball rollte am Pfosten vorbei. "Plötzlich erfüllte ein Tosen das Stadion", erinnerte sich Köpke später. Schiedsrichter Hans-Joachim Osmers hatte auf seinen Linienrichter Jörg Jablonski vertraut, der ähnlich Erstaunliches geleistet hatte wie Nationalspieler Helmer zuvor. "Tor" - diese Entscheidung hatte er dem Spielleiter signalisiert, Osmers zeigte zum Anstoßpunkt.

Der FCB gewann 2:1, Nürnbergs Manfred Schwabl hatte in der 80. Minute einen Foulelfmeter kläglich vergeben. Ein Remis hätte dem Club zum Klassenerhalt gereicht. Die abstiegsgefährdeten Nürnberger protestierten gegen Helmers "Phantom-Tor" - mit Erfolg. Das Spiel wurde annulliert, zehn Tage später stand die Wiederholung an. Es kam noch dicker für den 1. FCN: 0:5 unterlagen die Franken den Münchnern diesmal.

Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
44
2
1. FC Kaiserslautern 1. FC Kaiserslautern
43
3
Bayer 04 Leverkusen Bayer 04 Leverkusen
39

Club steigt wegen der Tordifferenz ab

Die Bayern sicherten sich knapp die Meisterschaft. Dazu hatte es knapp gereicht, weil sie einen Punkt Vorsprung auf Kaiserslautern herausgespielt hatten. Nürnberg stieg ab, weil die Tordifferenz schlechter als die des SC Freiburg war. Wäre das "Phantom-Tor" nicht gewesen - es hätte für beide Klubs ganz anders ausgehen können.

Trotzdem: "Sauer auf Helmer war ich eigentlich nicht", erklärte Torhüter Köpke rückblickend, "er muss selbst wissen, ob er zum Schiedsrichter hätte gehen sollen."

Da hatten die Münchner ihn nun also doch noch abgestaubt, den 13. Meistertitel. Doch der Weg dorthin war holprig. Der Vorjahreszweite hatte in der Sommerpause keine spektakulären Transfers getätigt: Alexander Zickler war aus Dresden gekommen, Dietmar Hamann war ein Eigengewächs, dazu hatte der Verein Marcel Witeczek geholt.

"Kaiser" Beckenbauer übernimmt

Der Auftakt verlief nicht nach Plan: Schon in der zweiten UEFA-Cup-Runde flogen die Münchner aus dem Wettbewerb. Gegen Norwich City hatte es nicht gereicht, 2:3 das Ergebnis nach Hin- und Rückspiel. Im DFB-Pokal lief es nicht besser: Hier war im Achtelfinale gegen Dynamo Dresden Schluss (1:2). Zur Winterpause mussten die Münchner Bayer Leverkusen die Tabellenspitze überlassen und auch Eintracht Frankfurt vorbeiziehen lassen. Für den FCB war nur Rang drei drin.

Das Phantomtor

Die Titel-Chancen waren fast verspielt - nur die Meisterschaft war noch möglich. Der Verein zog die Konsequenzen aus der erfolglosen Hinrunde und entließ Trainer Erich Ribbeck am 27. Dezember 1993. Kein Geringerer als "Kaiser" Franz Beckenbauer übernahm das Amt für die folgenden sechs Monate. Der Start in die Rückrunde ging schief, 1:3 unterlag der FCB dem VfB Stuttgart vor heimischem Publikum. Dann lief für Beckenbauer und sein Team aber alles nach Plan. Neun von 13 Partien gewannen die Bayern, zum Abschluss 2:0 gegen Schalke, und hielten sich damit knapp vor Kaiserslautern an der Spitze.

Die Torschützenkönige

Die 40 Treffer, die Trainer Klaus Toppmöller ihm vorausgesagt hatte, erzielte Anthony Yeboah nicht. Torschützenkönig wurde der Frankfurter dennoch, allerdings hatte es nur für 18 Tore gereicht. Genauso oft hatte Kaiserslauterns Stefan Kuntz geknipst.

Was sonst noch geschah

Mit Kampfgeist sicherte sich Freiburg in letzter Minute den Klassenerhalt. Noch am 31. Spieltag trennten die Breisgauer vier Punkte vom rettenden 15. Rang, den Nürnberg für sich in Anspruch genommen hatte. Dann startete der SC durch: 4:0 gegen den VfB Stuttgart, 1:0 gegen Leipzig und ein 2:0 gegen Duisburg - damit stand der Klub zum Schluss doch auf dem 15. Platz.

Eintracht Frankfurt war im Herbst dran, Leverkusen übernahm zur Winterpause die Führung, und am Ende standen doch die Bayern an der Tabellenspitze. Der Vorjahresmeister hatte indes im Titelduell nicht viel zu melden. Für Werder Bremen reichte es nur zu Rang neun. Als Entschädigung gab es wenigstens den DFB-Pokal. 3:1 hatten sich die Hanseaten gegen RW Essen durchgesetzt.

Dynamo Dresden überraschte positiv. Wegen Verstößen gegen Lizenzauflagen wurden dem Klub in seiner dritten Bundesligasaison vier Punkte abgezogen. Siggi Held hielt mit seinen Jungs trotzdem die Klasse. Nürnberg, Wattenscheid und Leipzig hatten weniger Glück - sie stiegen in die Zweite Liga ab.

Uli Stein flog wieder einmal raus, diesmal bei der Eintracht.