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Grindel: "Basis und Verband sind eng zusammengerückt"

Amateurfußball-Kongress: kicker-Teilnehmer positiv überrascht

Grindel: "Basis und Verband sind eng zusammengerückt"

Der Amateurfußball-Kongress in Kassel.

Der Amateurfußball-Kongress in Kassel. DFB

Unter den 286 Teilnehmern waren viele Vereinsvertreter, die wenig Erfahrung mit der Verbandsarbeit besitzen, wie auch die beiden kicker-Leser Julian Klockow (Vorsitzender VfL Hammonia Hamburg) und Björn Wenda (Jugendtrainer Blau-Weiß 90 Berlin), die beide positiv überrascht waren von der Veranstaltung. "Diesen verstaubten DFB, den man manchmal zu erkennen glaubt, hat man hier nicht vorgefunden", sagte Klockow. Laut Wenda "stachen vor allem die Workshops hervor". Die Beiträge der Referenten auf dem Podium seien aber teilweise "zu wissenschaftlich gewesen".

"Verband und Basis sind sehr eng zusammengerückt in den drei Tagen. Es ist deutlich geworden, dass unsere digitalen Kommunikationsplattformen den Vereinen helfen bei der Abwicklung des Spielbetriebs und bei der Qualifizierung, sie sehr gut angenommen werden und der Wunsch besteht, es weiter auszubauen. Außerdem wünscht man sich stärkeren Rückenwind von der Politik für das Ehrenamt. Das betrifft einmal die Frage der Infrastruktur, wir brauchen mehr Fußballplätze, aber auch die Anerkennung für das Ehrenamt durch ein neues Gemeinnützigkeitsrecht", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel zum Abschluss.

Während der Verbandsboss zu den Problemen im eigenen Haus, wie der Aufarbeitung der Affäre um die WM 2006, schwieg, streifte Vizepräsident Dr. Rainer Koch in seiner 45-minütigen Grundsatzrede am Sonntag das Thema. Seit der Neuausrichtung des DFB 2015 habe sich unheimlich viel verändert: "Es gibt heute klare Compliance-Richtlinien und Budgetvorgaben, eine Ethik-Kommission wurde eingeführt und die Kontrollrechte der Revisionsstelle wurden verstärkt. Die aktuell medial im Raum stehenden Vorgänge sind weitgehend nur deshalb bekannt geworden und werden diskutiert, weil wir selbst beim DFB alle Finanz- und Steuerthemen offensiv angegangen sind und bereit sind, diese Diskussion transparent zu führen." Zuletzt hatte das Nachrichtenmagazin "Spiegel" über hohe Spesen bei Reisen und Weihnachtsfeiern auch in jüngerer Zeit berichtet. Diskussionsthema war das beim Kongress in Kassel nicht, wobei dafür auch eher der DFB-Bundestag im September in Frankfurt zuständig ist.

Die Aufgabe des Amateurfußball-Kongress' war es, zu fünf Kernthemen konkrete Empfehlungen zu formulieren, die nun von der Steuerungsgruppe um Vizepräsident Peter Frymuth in einem neuen Masterplan umgesetzt werden sollen.

Die Top-Handlungsempfehlungen in der Übersicht

Kernthema Vereinsfußball 2024

1. Entwicklung eines vereinseigenen strategischen Konzepts (unter anderem Leitbild, Vereinsphilosophie und Strukturen, Sportstättenplanung).

2. Ausweitung und Anpassung des Vereinsangebots zur Mitgliedergewinnung (E-Football, Freizeitfußball und Gesundheitssports).

3. Schaffung eines flexiblen, zielgruppenorientierten Aus- und Weiterbildungsangebots (verstärkt digital zur Verkürzung von Präsenzzeiten).

4. Entwicklung eines vereinseigenen Konzepts für Mitarbeiterstrukturen (inklusive eines Qualifizierungskonzepts für Vorstände und Abteilungen).

Kernthema Rahmenbedingungen

1. Angebotstransparenz über finanzielle Fördermöglichkeiten und Beratungsangebote für Vereine verbessern.

2. Initiative zum Neubau und zur Sanierung von Sportstätten einschließlich der Mitwirkung am Sportstättenentwicklungsplan.

3. Aufbau eines Mitarbeiterkommunikationssystems für den Amateurfußball.

4. Aufwertung des Ehrenamts (zum Beispiel durch Rentenpunkte, steuerliche Erleichterungen und eine positive Außendarstellung).

Kernthema Verband 2024

1. Entwicklung eines bundesweiten Kommunikationstools zur zielgruppengerichteten Kommunikation über alle Ebenen.

2. Modernisierung und Erweiterung des DFBnet.

3. Modernisierung des Spielbetriebs: Sicherung eines attraktiven, zeitgemäßen, altersgerechten und gesellschaftsorientierten Spielbetriebs.

Kernthema Bildung/Qualifizierung 2024

1. E-Learning: Ausbau der digitalen Bildungsangebote.

2. Flexible Organisationsmodelle: Anpassung des Lizensierungsvorgangs an den Arbeitsalltag.

3. Senkung der Einstiegsbarrieren für Trainerinnen und Trainer, zum Beispiel durch Tageseminare oder eine D-Lizenz.

Kernthema Digitalisierung

1. Zielgruppengerechte Verbesserung der Kommunikation zwischen Verband, Kreis und Verein und Bündelung der Serviceangebote durch eine Onlineplattform.

2. Weiterentwicklung bestehender digitaler Module und Anwendungen - unter anderem im DFBnet auf Grundlage einer Bedarfsermittlung.

3. Bereitstellung von Online-Tools für das Tagesgeschäft zwischen Verein und Mitgliedern mit dem Zusatzeffekt, dass die Attraktivität für das (junge) Ehrenamt erhöht wird.

Michael Ebert