Bundesliga

Ralf Rangnick wieder Cheftrainer bei RB Leipzig - auch "wegen des Themas Sprache"

Trainer und Sportdirektor wünscht sich noch drei Neue

Rangnick wieder Chef - auch "wegen des Themas Sprache"

Trainer auf Zeit: Ralf Rangnick.

Trainer auf Zeit: Ralf Rangnick. imago

Um drei Minuten nach 13 Uhr betrat Ralf Rangnick am Montagmittag das Podium im Medienraum des Trainingszentrums von RB Leipzig am Cottaweg. Dort zu sitzen, ist für den 60-Jährigen nicht neu, schließlich hat er das schon oft getan. Am Montag betrat Rangnick das Podium jedoch wieder als RB-Cheftrainer. Wie bereits in der Saison 2015/16, in der er die Leipziger aus der 2. Liga in die Beletage des deutschen Fußballs führte, wird Rangnick wieder eine Doppelrolle einnehmen: als Sportdirektor und Coach der Bundesliga-Mannschaft. Der Baumeister des RB-Aufstieges wird das eine Jahr als Cheftrainer ausfüllen, bis zum 1. Juli 2019 der vor knapp drei Wochen verpflichtete Julian Nagelsmann seinen Dienst antritt.

Die erneute Installierung Rangnicks wurde in Leipzig intensiv diskutiert, nachdem sein Vorgänger Ralph Hasenhüttl am 16. Mai um Auflösung seines noch bis 2019 laufenden Vertrages gebeten hatte. Dass Rangnick erneut übernimmt, bezeichnete Oliver Mintzlaff auf der Pressekonferenz als "die sinnvollste Entscheidung, die wir treffen konnten". Denn auch wenn der neue alte Trainer Rangnick nur für ein Jahr amtieren wird, ehe Nagelsmann kommt, wird die Saison 2018/19 in Leipzig "gewiss nicht als Übergangsjahr" (Mintzlaff) begriffen.

Trainersteckbrief Rangnick
Rangnick

Rangnick Ralf

Trainersteckbrief Marsch
Marsch

Marsch Jesse

Spielersteckbrief Mukiele
Mukiele

Mukiele Nordi

Spielersteckbrief Saracchi
Saracchi

Saracchi Marcelo

Spielersteckbrief Matheus Cunha
Matheus Cunha

Santos Carneiro de Cunha Matheus

Für Nagelsmann: "Noch lieber Champions League als Europa League"

RB ist ambitioniert und will sich nach Möglichkeit erneut für einen internationalen Wettbewerb qualifizieren und dabei "noch lieber Champions League als Europa League spielen" (Rangnick). Entscheidender als ein bestimmter Tabellenplatz ist für den Sportdirektor und neuen Coach jedoch, "dass wir unseren Weg ganz konsequent gehen. Wir wollen unseren Fußball wieder zu 100 Prozent auf den Platz bringen", sagt Rangnick. Tempo, gepaart mit aggressivem (Angriffs-)Pressing und schnellem Umschaltspiel soll in Leipzig wieder bedingungslos praktiziert werden. "Der Weg ist das Ziel", betont Rangnick, und dieser Weg soll nach Möglichkeit auf einen Platz unter den ersten fünf oder sechs der Tabelle führen.

Mit Rangnick verändert sich der Trainerstab bei RB. Anstelle von Zsolt Löw (39), der zu Paris St. Germain wechseln wird, fungieren als Co-Trainer künftig der US-Amerikaner Jesse Marsch, bis jetzt Chefcoach des Leipziger Schwesterklubs New York Red Bulls, sowie Robert Klauß. Der 33-Jährige war bisher Trainer der Leipziger U 19, die künftig vom bisherigen U-17-Coach Alexander Blessin (45, 7 Bundesligaspiele für den VfB Stuttgart zwischen 1997 und 1999) übernommen wird. Komplettiert wird Rangnicks Stab vom neuen Videoanalysten Lars Kornetka (40, bisher Bayer Leverkusen), dem neuen Athletik-Trainer Daniel Behlau (29, bisher Schalke 04) und dem neuen Sportpsychologen Maximilian Pelka, der bislang die U 15 der Leipziger betreute.

Das ist für mich einer der spannendsten Innenverteidiger in Europa.

Rangnick über Neuzugang Nordi Mukiele

Um Marsch wiederum hatte es zuletzt Spekulationen gegeben, dass der 44-Jährige sogar Cheftrainer in Leipzig werden soll. Rangnick sieht Marsch, der in Leipzig einen Vertrag bis 2020 unterschrieb und 2019 Eingang in den Trainerstab von Nagelsmann finden soll, "perspektivisch als Cheftrainer" und hat eine sehr hohe Meinung vom US-Coach des Jahres 2015. Die führenden Köpfe von RB sahen jedoch von einer Lösung mit Marsch als Cheftrainer ab - auch "wegen des Themas Sprache", wie Rangnick es ausdrückt. Eine primäre Anforderung an einen RB-Trainer, so die offizielle Klub-Diktion bisher, ist, dass er deutschsprachig sein muss.

Was den Kader angeht, den er am späten Montagnachmittag zur ersten Einheit auf den Platz bat, hat Rangnick auch klare Vorstellungen. In den beiden Abwehrspielern Nordi Mukiele (20, für 16 Millionen Euro von Montpellier HSC) und Marcelo Saracchi (20, für 11 Millionen Euro von River Plate) sowie Angreifer Matheus Cunha (19, für 15 Millionen Euro vom FC Sion) hat RB drei Neuzugänge verpflichtet, die Rangnick gemäß der Klub-Strategie als Rohdiamanten einschätzt. Über den französischen U-21-Nationalspieler Mukiele sagt Rangnick etwa: "Das ist für mich einer der spannendsten Innenverteidiger in Europa."

Leipzig bleibt an Lookman dran - zwei weitere Mittelfeldspieler erwünscht

Drei neue Spieler sollen noch kommen. Einer davon soll Ademola Lookman sein. Der 20 Jahre alte Offensivakteur, der in der vergangenen Rückrunde vom FC Everton nach Leipzig ausgeliehen war (11 Spiele, 5 Tore, 4 Assists), steht ganz oben auf der RB-Wunschliste. Der Spieler wolle nach Leipzig, so Rangnick am Montag. Die Hürde ist bisher aber die Ablösesumme. Laut der Zeitung "The Mirror" war Everton auch das zweite Leipziger Angebot über 14 Millionen Pfund (15,8 Millionen Euro) nicht genug.

Der Tabellenachte der vergangenen Premier-League-Saison fordert angeblich 20 Millionen Pfund (22,6 Millionen Euro). Neben Lookman - oder einem Plan B - soll als Nachfolger des zum FC Liverpool abgewanderten Naby Keita noch ein Sechser kommen, der auch auf der Acht spielen kann - "und ein offensiver Achter und defensiver Zehner", so Rangnick.

Ob es noch Abgänge von Stammkräften geben wird, "weiß ich nicht. Glaube ich auch nicht", sagt der Sportdirektor und Trainer. Ausschließen möchte es Rangnick aber nicht. "Wir wollen niemanden abgeben", betont er, "aber das heißt nicht, dass es so kommt." Emil Forsberg etwa, der aufgrund seiner WM-Teilnahme mit Schweden erst kurz vor Beginn des Trainingslagers in Leipzig zurückerwartet wird, hatte schon im Sommer 2017 mit einem Wechsel kokettiert und sich auch in den Tagen der WM nicht dezidiert zu RB bekannt. Rangnick will den 26-Jährigen (Vertrag bis 2022) gerne halten und "wieder in die Form bringen, die er in der Saison 2016/17 und zu Beginn der letzten vor seiner Verletzung hatte".

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Andreas Hunzinger