"Wir sind abgestiegen", sagte Darmstadts Trainer vor dem Spiel bei "Sky". Eine Feststellung, die seine Mannschaft in den folgenden 90 Minuten eindrucksvoll widerlegte, denn erstens präsentierten sich die Lilien nicht wie ein Absteiger, zweitens wäre der Klassenerhalt rein rechnerisch sogar noch möglich. Doch genau diese Zurückhaltung scheint das derzeitige Erfolgsrezept der Hessen zu sein. Kapitän Sulu wagt einen Erklärungsansatz: "Weil wir zu 99,9 Prozent abgestiegen sind, da spielt es sich ein stückweit befreiter. Es ist eine Mischung aus Leichtigkeit und nichts mehr zu verlieren zu haben."
Wir sind zu 99,9 Prozent abgestiegen. Da spielt es sich befreiter.
Darmstadts Kapitän Aytac Sulu
Sulu selbst hatte den SV 98 in Führung geschossen. Nach einem Eckball flipperte die Kugel vor die Füße des Innenverteidigers, der aus der Nahdistanz vollstreckte (51.). Kurz darauf konterten die Gäste nach einem HSV-Fehlpass eiskalt. Mario Vrancic spielte in die Tiefe, Jerome Gondorf legte für Felix Platte ab - 2:0 (53.). Für die Hamburger war es bereits das elfte Gegentor nach einem individuellen Fehler - Ligahöchstwert! Derweil hielt das "Bölle-Bollwerk" bis in die Nachspielzeit. Erst ein Eigentor von Fabian Holland brachte die Hanseaten noch einmal kurz heran (90.+3).
Frings: "Wir haben unseren Plan durchgezogen"
Spielbericht
"Wir sind überglücklich, endlich auswärts gepunktet zu haben", sagte Trainer Torsten Frings hinterher. "Wir hatten einen klaren Plan, den wir von Anfang bis Ende durchgezogen haben. Die Mannschaft beweist Woche für Woche einen überragenden Charakter. Das macht mich unheimlich stolz." Ein wirklich realistisches Ziel ist der Klassenerhalt bei elf Zählern Rückstand und nur noch zwölf zu vergebenden Punkten zwar nicht mehr, doch genau daraus zogen die Lilien zuletzt ihre Kraft. "Wir können noch sehr viel mitentscheiden", weiß Frings angesichts des Restprogramms gegen die internationalen Anwärter aus Freiburg (H), Bayern (A), Berlin (H) und Mönchengladbach (A). "Wir wollen uns nicht vorwerfen lassen, das wir nicht bis zum Schluss alles geben. Das ist eine überragende Charaktereigenschaft von uns", betont Frings.
Gisdol: "Wir waren gelähmt"
Durch das 2:1 gegen Hamburg spielte Darmstadt auch im Abstiegskampf das Zünglein an der Waage. Der HSV hätte sich aufgrund der schwächelnden Konkurrenz befreien können, steckt aber weiterhin mittendrin. "Wir haben uns das natürlich ganz anders vorgestellt", gestand Coach Markus Gisdol. "Man hat meiner Mannschaft angemerkt, dass sie schwer ins Spiel gekommen ist, ein bisschen gelähmt war gegen eine Mannschaft, die nichts mehr zu verlieren hat. Wir haben viele falsche Entscheidungen getroffen, insgesamt war es keine gute Leistung."