Regionalliga

Ulrich: "Die Wahrheit ist manchmal hart"

FC Bayern II: Der Co-Trainer im Interview über die U 23

Ulrich: "Die Wahrheit ist manchmal hart"

Großer Erfahrungsschatz: Co-Trainer Rainer Ulrich hat einen geschulten Blick für gute Kicker.

Großer Erfahrungsschatz: Co-Trainer Rainer Ulrich hat einen geschulten Blick für gute Kicker. imago

kicker: Herr Ulrich, inwiefern sind die Strukturen, die Sie 1995 bei der Reserve des FC Bayern vorfanden, noch mit den heutigen zu vergleichen?

Rainer Ulrich: Das ist wie Tag und Nacht. Wolfgang Dremmler war damals noch im Scouting tätig, da ist der Nachwuchsbereich erst nach und nach aufgebaut worden. Anfangs hatten wir große Schwierigkeiten, überhaupt die Liga (die alte Regionalliga Süd, die Red.) zu halten. Das war nicht einfach, die A-Jugendspieler hatten damals noch nicht die Klasse wie heutzutage. Das ist nicht mit heute zu vergleichen, wo die Spieler bestens ausgebildet zu uns kommen.

Regionalliga Bayern - 18. Spieltag
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Regionalliga Bayern - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Würzburger Kickers Würzburger Kickers
43
2
1860 München II 1860 München II
42
3
Bayern München II Bayern München II
34
Trainersteckbrief ten Hag
ten Hag

ten Hag Erik

Trainersteckbrief Ulrich
Ulrich

Ulrich Rainer

kicker: Nach drei Jahren in München sind Sie anschließend wieder zurück in die Heimat und betreuten dort einige Klubs. Durch welche Umstände landeten Sie ein zweites Mal bei Bayern?

Ulrich: Ganz einfach: Mehmet Scholl. Als er hier 2009 die zweite Mannschaft übernommen hat, war es für ihn klar, dass ich sein Co sein soll. Ich habe ihm oft gesagt: Als Trainer muss man ehrlich sein. Die Wahrheit ist manchmal hart, aber wenn es bei einem Spieler nicht reicht, dann muss man ihm das auch direkt sagen. Da muss man fair dem Spieler gegenüber sein.

kicker: Was zeichnet einen guten Spieler aus?

Ulrich: Ob einer Fußball spielen kann, sehe ich schon im Kreis. Es geht vor allem um den Fußballverstand, den Rest, bis auf die Schnelligkeit vielleicht, kann ich antrainieren. Entscheidend ist außerdem der Charakter. Ich habe schon viele begnadete Spieler erlebt, die nur an ihrem Charakter gescheitert sind. Bei den größten Talenten geht es oft in die Hose. Wogegen ich allergisch bin: Wenn sie später am Stammtisch erzählen, der Trainer wollte mich nicht. Jeder Trainer der Welt will gewinnen. Wenn einer ein hervorragender Fußballer ist, ich ihn aber nicht leiden kann, stelle ich ihn trotzdem auf, weil ich gewinnen will. Wobei ich eines aber auch klar festhalten muss: Natürlich spielen auch Sympathien eine Rolle. Alles andere wäre gelogen.

Ob einer Fußball spielen kann, sehe ich schon im Kreis.

Co-Trainer Rainer Ulrich

kicker: Und welche Eigenschaften braucht ein erfolgreicher Trainer?

Ulrich: Neben der fachlichen Qualifikation muss ein Trainer in der heutigen Zeit vor allem kommunikativ sein. Heute sind die Spieler selbstbewusster, offener und auch bereit, das eine oder andere zu hinterfragen. Im Vergleich zu früher sind die Kader breiter und qualitativ stärker besetzt. Dabei geht es nicht immer um die ersten elf, sondern die Spieler auf den Positionen 14 bis 20. Die bei Laune zu halten und sie zu Leistung anzutreiben, das ist die große Kunst eines guten Trainers.

Trainergespann: Erik ten Hag (li.) und Rainer Ulrich bilden aktuell das Duo beim FC Bayern München II.

Trainergespann: Erik ten Hag (li.) und Rainer Ulrich bilden aktuell das Duo beim FC Bayern München II. imago

kicker: Sie haben nun schon einige Trainer beim FC Bayern erlebt. Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem aktuellen Coach Erik ten Hag?

Ulrich: Die holländische Fußballschule ist schon ein bisschen anders als die deutsche. Gewisse Dinge werden da anders gehandhabt. Da haben wir aber eine gute Mischung gefunden. Wir tauschen uns viel aus, jeder hat seine Meinung, aber Erik ist der Chef. Ich werde seine Entscheidungen immer nach außen mittragen. Entscheidend sind im Fußball ohnehin die Ergebnisse, auch wenn bei uns die Entwicklung der Spieler im Vordergrund steht.

kicker: Wie lange planen Sie, noch als Trainer tätig zu sein?

Ulrich: Mein Vertrag läuft bis 2016, dann sehen wir weiter. Es gibt für mich aber eigentlich keinen Grund aufzuhören. Dafür macht mir der Job immer noch zu viel Spaß.

Interview: Matthias Horner