3. Liga

Dem Jahn "rutscht das Herz in die Hose"

Regensburg: Sturzflug begann mit der Stratos-Trennung

Dem Jahn "rutscht das Herz in die Hose"

Auf dem Prüfstand: Jahn-Trainer Alexander Schmidt und Sportchef Christian Keller (li.).

Auf dem Prüfstand: Jahn-Trainer Alexander Schmidt und Sportchef Christian Keller (li.). imago

Die Lage beim Jahn ist ernst, sehr ernst sogar. Dennoch, so wird von Sportchef Christian Keller versichert, sei die Stimmung in der Mannschaft grundsätzlich positiv, ehe er hinzufügt: "Leider aber nur so lange, bis der Schiedsrichter das Spiel anpfeift, dann rutscht zwei Dritteln des Teams das Herz in die Hose."

Nach einem sportlich furchtbaren September mit vier Niederlagen ohne Torerfolg in der 3. Liga und dem Pokal-K.-o. auf Landesebene ist es in Regensburg so richtig ungemütlich geworden. Ein Abstieg, der in Regensburg schon wegen des Bezugs des neuen Stadions in der nächsten Spielzeit als GAU gilt, schwebt wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Verantwortlichen. Indes herrscht allenthalben Ratlosigkeit, wie der Tabellenletzte die Kurve kriegen und den Weg aus dem Tief finden kann. Doch mehr als Durchhalteparolen in der Art "wir dürfen jetzt nicht aufstecken" sind von Alexander Schmidt derzeit nicht zu hören. Wegen seiner ständigen Systemwechsel und personellen Umstellungen steht der Trainer ebenso massiv in der Kritik wie Sportchef Keller.

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Schmidt

Schmidt Alexander

Jahn Regensburg - Vereinsdaten
Jahn Regensburg

Gründungsdatum

04.10.1907

Vereinsfarben

Weiß-Rot

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Dessen Einkaufspolitik vor der Saison - Masse statt Klasse - ist nicht erfolgreich. Die Abgänge von Amachaibou, Neunaber, Jim-Patrick Müller und Kotzke können nicht kompensiert werden.

Wer sich aufmacht, um nach weiteren Gründen für den Sturzflug zu suchen, kommt am 23. April 2014 nicht vorbei. Damals, kurz vor Saisonende, wurde bekannt, dass der Vertrag von Thomas Stratos nicht verlängert wird, obwohl der Ex-Coach mit dem Klassenerhalt vorzeitig das interne Ziel erreicht, der Mannschaft ein klares System eingeimpft hatte und sie attraktiven Fußball spielen ließ. Statt seiner suchte man beim Jahn aber einen Trainer, der den von Keller geforderten "Zehn-Stunden-Arbeitstag" absolviert und fand ihn in Schmidt, der trotz der Pleitenserie einstweilen vom Sportchef weiterhin nicht infrage gestellt wird: "Der Trainer bleibt."

Vorstand Rothammer und der Fragebogen

Symbol der Talfahrt: Jahn-Fans machten zuletzt in Wiesbaden kein Hehl aus ihrer Stimmungslage.

Symbol der Talfahrt: Jahn-Fans machten zuletzt in Wiesbaden (0:2) kein Hehl aus ihrer Stimmungslage. imago

Dies stützte auch der Vorstandsvorsitzende des SSV Jahn am Mittwochabend vor etwa 100 Fans und Mitgliedern bei einer Versammlung in der Regensburger Gaststätte Jahnwirt. Hans Rothammer diskutierte zwei Stunden mit den Anwesenden und verriet dabei, dass er acht Spielern einen Fragebogen gegeben habe, um unter anderem in Erfahrung zu bringen, wie die Mannschaft die Arbeit von Trainer Schmidt bewerten würde. Rothammer zufolge habe der Coach dabei gut abgeschnitten. Er betonte dabei auch, dass er Sportchef Keller vollauf vertraue, der bei der Versammlung nicht anwesend war. Ein Nahziel der Oberpfälzer sei die Generierung frischer Gelder, um noch zwei Defensivspieler verpflichten zu können. Mit Michael Laletin (25, Abwehr, zuletzt RW Essen) und Cem Atan (29, offensives Mittelfeld, zuletzt Gümüshanespor, 3. türkische Liga) spielen derzeit zwei Akteure vor.

Noch näher liegt das Ziel Osnabrück. Dort bestreitet Regensburg am Samstag (14 Uhr, LIVE! bei kicker.de) sein nächstes Drittliga-Spiel.

Heinz Reichenwallner