Am Montag nach der Niederlage gegen RB Leipzig (0:3) folgte bei den Löwen ein Paukenschlag. Sport-Geschäftsführer Gerhard Poschner griff nach einem Fehltritt einiger Spieler in der Vorwoche hart durch und versetzte prompt vier Profis aus Gründen, die "nichts mit dem Trainings- bzw. Spielbetrieb zu tun" gehabt hätten, auf unbestimmte Zeit in die Amateurmannschaft. Daniel Adlung, Vitus Eicher, Yannick Stark und der kurz nach Erhalt der Kapitänsbinde wieder seines Amtes enthobene Julian Weigl hatten sich abseits des Fußballplatzes daneben benommen. "Diese disziplinarische Maßnahme war notwendig", ließ Poschner verlauten. Die Gründe seien intern mit den Spielern besprochen worden, die Tür zur Rückkehr stünde allen weiterhin offen, sagte der Mann, der Florian Hinterberger gegen Ende der vergangenen Spielzeit beerbte.
Quartett entschuldigt sich
Einen Tag nach der Strafversetzung folgte eine öffentliche Entschuldigung der betroffenen Akteure, die ihnen den Weg zurück in den Profi-Kader ebnen könnte. Ob und wann sie wieder mit der ersten Mannschaft trainieren oder spielen können, ist weiterhin offen. Es ist allerdings davon auszugehen, dass im DFB-Pokal bei Holstein Kiel am Sonntag (LIVE! ab 14.30 Uhr bei kicker.de) keiner aus diesem Quartett im Kader stehen wird. Fehlen wird dort auch Stammkeeper Gabor Kiraly, der nach dem 0:2-Gegentreffer gegenüber Mitspieler Gary Kagelmacher handgreiflich geworden war und dafür ebenfalls zur U 21 strafversetzt wurde.
Für Trainer Ricardo Moniz alles andere als ideale Voraussetzungen für die kommenden Aufgaben. Nach einem laut Moniz "peinlichen" Auftritt gegen den Aufsteiger aus Sachsen und den Suspendierungen sind die Coaching-Qualitäten des Niederländers noch mehr gefordert. Durch die Versetzung Kiralys und Eichers fehlen Torhüter Nummer eins und zwei der vergangenen Saison. Zwar kann er auf Neuzugang Stefan Ortega zurückgreifen, doch der blieb bislang den Beweis schuldig, das Zeug zur Nummer eins der Löwen zu haben. Auch im Mittelfeld wird die Personaldecke durch die aktuelle Entwicklung immer dünner.
Neuzugänge noch nicht an die Liga gewöhnt
Noch nicht in der zweiten Bundesliga angekommen: Eduardo Bedia (li.) und Ilie Sanchez. imago
Zudem hat man das Gefühl, als seien einige Spieler mit dem kämpferischen Niveau der zweiten Liga noch überfordert, sie zeigten teils große Defizite. Das mag bei Liga-Neulingen wie den Spaniern Eduardo Bedia und Ilie Sanchez sowie dem Brasilianer Leonardo anfänglich verständlich sein - doch allzu viel Zeit sollten sie sich zur Eingewöhnung nicht mehr lassen. "Vorne müssen wir konkreter sein", fordert der Trainer und fügt an: "Wir müssen kritisch bewerten, ob wir personell gut ausgestattet sind."
Viele Baustellen also für Moniz - sowohl auf als auch neben dem Spielfeld. Der Druck auf den neuen Coach ist zumindest nach lediglich zwei Ligaspielen schon immens. Erst einmal zuvor starteten die Giesinger schlechter: 2008 verloren sie dreimal in Serie. Damit es gar nicht erst soweit kommt, gilt es, den Bock im DFB-Pokal umzustoßen und das Team auf die Erfolgsspur zu bringen. Gelingt ihm dies nicht, wird es schwer, denn der Anspruch des Vereins und der Fans ist der Aufstieg. An diesem Ziel scheiterten bereits in der vergangenen Saison zwei Trainer. Schon nach sechs Spieltagen war für Trainer Alexander Schmidt Schluss, sein Nachfolger Friedhelm Funkel musste nach dem verpassten Aufstieg nach dem 29. Spieltag seinen Stuhl räumen.