3. Liga

FCK: Spektakuläre Wende im Investoren-Machtkampf

Regionale Geldgeber - Becca aus dem Spiel

FCK: Spektakuläre Wende im Investoren-Machtkampf

Baustelle FCK: Am Montagabend ereignete sich eine spektakuläre Wende im Investorenstreit rund um den Betzenberg.

Baustelle FCK: Am Montagabend ereignete sich eine spektakuläre Wende im Investorenstreit rund um den Betzenberg. imago images

Littig legte nach gemeinsamen Recherchen von SWR und kicker am Montagabend auf den letzten Drücker Unterlagen vor, die einen sofortigen Einstieg einer Investorengruppe mit drei Millionen Euro beim FCK zusichern. Es geht dabei direkt um Anteile an der Lauterer Kapitalgesellschaft. Der hoch verschuldete Verein erhält also Eigenkapital und keinen weiteren Kredit. Die gemeinsamen Recherchen bestätigte der FCK in einer Pressemitteilung kurz vor Mitternacht. Nach einer erneut langen Sitzung wurde Littigs Plan mit 3:2 Stimmen im fünfköpfigen Beirat angenommen.

Gesamtvolumen von etwa 25 Millionen Euro

Neben der sofortigen Eigenkapital-Einlage will die Investorengruppe hinter Littig, bei der es sich um Unternehmer aus der Region handelt, auch in den kommenden Jahren weitere Millionen in den kriselnden Traditionsverein stecken. Das Gesamtvolumen soll sich in einem ähnlichem Umfang bewegen, wie die von Becca geplante Investition.

3. Liga - 36. Spieltag
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3. Liga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
VfL Osnabrück VfL Osnabrück
76
2
Karlsruher SC Karlsruher SC
68
3
SV Wehen Wiesbaden SV Wehen Wiesbaden
64
1. FC Kaiserslautern - Vereinsdaten
1. FC Kaiserslautern

Gründungsdatum

02.06.1900

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Dieser stellte etwa 25 Millionen, verteilt auf einen Fünf-Jahresplan, in Aussicht. Für seine brisanten, von der Mehrheit im FCK-Umfeld kritisierte Forderung nach Littigs Rücktritt, bot der Luxemburger im ersten Schritt jedoch nur ein Darlehen über 2,6 Millionen Euro an - und ist nach der Missachtung seiner Vorgabe nun aus dem Rennen.

Littigs Investorengruppe erhält 10 Prozent der Vereinsanteile

Für die Investition von drei Millionen Euro erhält die Investorengruppe im Gegenzug 10 Prozent der Vereinsanteile. Heißt: Der Wert des Klubs wurde auf 30 Millionen Euro taxiert. Das ist wenig überraschend. Den ursprünglich nach der Ausgliederung im September 2018 auf 120 Millionen Euro festgesetzten Vereinswert halten nicht nur Kenner der Finanzbranche für extrem überzogen, auch FCK-Führungskräfte kalkulierten in diesem Punkt inzwischen große Abstriche ein. Außerdem erhält die Investorengruppe einen Sitz im Beirat der Kapitalgesellschaft. Formal bedarf es in der nächsten offiziellen Sitzung jedoch noch einen Beschluss dafür. Denn ursprünglich war ein Sitz für Geldgeber erst ab einer Eigenkapitaleinlage von 20 Prozent des Vereinswertes vorgesehen. Da ein solch hohes Investment in naher Zukunft aber unrealistisch erscheint, sprach sich die Mehrheit des Rates für eine Absenkung der Einstiegshürde aus.

Da die Führungsetage nach Wochen und Monaten heftig zerstritten ist, scheinen personelle Umwälzungen unausweichlich. Littig hatte mit den beiden Ratskollegen Jürgen Kind und Paul Wüst schon länger eine Opposition zum Beiratsvorsitzenden Patrick Banf und dessen Gefolgsmann Jochen Grotepaß gebildet und damit zuletzt die Ablösung von Sport-Geschäftsführer Martin Bader ins Auge gefasst. Bader und Banf, die zusammen mit Finanz-Geschäftsführer Michael Klatt die Verhandlungen mit Becca führten, hatten bis zuletzt mit fast allen Mittel versucht, eine Partnerschaft mit dem Luxemburger zum Abschluss zu bringen.

Zerstrittene Führungsetage: Littig will Brücken bauen

Doch Littig möchte nun Brücken zwischen den Streitparteien bauen. Aus gutem Grund: Einige für die Lizenz wichtige Kreditgeber, zu denen unter anderem die Firmen Quattrex und Lagadere gehören, haben ihre wirtschaftlichen Zusagen an die Weiterbeschäftigung der beiden aktuellen Geschäftsführer gekoppelt.

Der mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag ausgestattete Finanzchef Klatt schloss einen Rücktritt im Gespräch mit dem kicker am Montagmittag vor dem überraschenden Littig-Manöver aus. Er wolle in jedem Fall noch weiterarbeiten, um die neue Drittliga-Lizenz zu sichern.

Stichtag 28. Mai: Noch bis zu 1,5 Millionen Euro fehlen

Bis zum 28. Mai muss der FCK die fehlenden Gelder beim DFB nachweisen. Nach Recherchen von SWR und kicker fehlen inklusive der offenbar an die Zukunft der Geschäftsführung gekoppelten Deals noch 1 bis 1,5 Millionen Euro. Dann wäre die Lizenz gesichert - allerdings nur mit einem Kaderbudget von 4,5 Millionen Euro (aktuell 5,5 Mio.). Die vollen drei Millionen von Littigs Unterstützern ermöglichen jedoch einen Top-Etat für Drittliga-Verhältnisse von bis zu sechs Millionen, der das alternativlose Ziel Aufstieg untermauern würde.

Doch ob in der jetzigen personellen Konstellation ein echter, produktiver Frieden geschlossen werden kann, scheint angesichts der heftigen Querelen der vergangenen Wochen äußerst unwahrscheinlich. Littig wäre in der nächsten offiziellen Beiratssitzung mit den Stimmen von Kind und Wüst theoretisch in der Lage, die Geschäftsführung um Bader und Klatt abzusetzen. Ein solcher Schnitt könnte allerdings wie geschildert eine erhebliche Finanzlücke aufreißen.

Und Banf kann aufgrund der äußerst komplizierten Satzung nach wie vor nicht ohne weiteres von seinem Posten an der Spitze des Beirats abgesetzt werden. Der 53-Jährige soll vor der finalen Entscheidung am Montagabend allerdings genauso wie Ratskollege Grotepaß einen Rücktritt in Erwägung gezogen haben, sollte der Becca-Deal platzen.

Auch mit dem Einstieg der Littig-Gruppe bleiben Fragen offen

Wie geht es personell weiter? Wer gibt nun den Ton an? Wer verbirgt sich hinter Littigs regionaler Investorengruppe? In welcher konkreten Höhe bewegen sich deren weitere geplante Investitionen? Es bleibt weiter spannend auf dem Betzenberg - auch nach dem spektakulären Showdown vom Montagabend.

Moritz Kreilinger/Carsten Schröter-Lorenz