3. Liga

1. FC Kaiserslautern: Fußball-Romantik für einen Nachmittag

Kaiserslautern: Meister von 1998 gefeiert

FCK: Fußball-Romantik für einen Nachmittag

Ungetrübte Freude in Kaiserslautern: Die FCK-Legenden feiern mit den Fans.

Ungetrübte Freude in Kaiserslautern: Die FCK-Legenden feiern mit den Fans. imago

Den vielleicht laufintensivsten Auftrag des Tages bekam Thomas Riedl rund eine halbe Stunde nach Spielschluss. Die meisten seiner Helden-Kollegen der Meistermannschaft des 1. FC Kaiserslautern waren nach ausgiebigen Feierlichkeiten mit den Fans schon in der Kabine, da eilte Riedl noch von Mitspieler zu Mitspieler, in die Katakomben und wieder zurück: Der Mittelfeldspieler hatte von zwei Anhängern auf der Tribüne Trikots in die Hand gedrückt bekommen und sammelte für die beiden nun fleißig Autogramme.

Man muss kein Fußball-Kulturpessimist sein, um sich eine ähnliche Szene mit aktuellen Profifußballern nur schwer vorstellen zu können. Es war ein passendes Bild für den Nachmittag, ein Hauch Fußball-Romantik inmitten der kommerzialisierten Gegenwart. Denn das Aufeinandertreffen der Meister von 1998 und die Partie gegen die Deutschen Fußball-Legenden, die ihren Fitness- und Schnelligkeitsvorsprung beim 10:5-Sieg ziemlich gnadenlos ausspielten, war vor allem eine Reminiszenz an gute, alte Zeiten.

1. FC Kaiserslautern - Vereinsdaten
1. FC Kaiserslautern

Gründungsdatum

02.06.1900

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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"Es ist 20 Jahre her, dass wir diese Geschichte auf die Beine gestellt haben. Das blüht dann jetzt wieder auf", berichtete Ciriaco Sforza: "Es ist Nostalgie pur." Für 90 Minuten durften sich die Fans auf dem Betzenberg wieder als Fußballmacht fühlen und unironisch "Deutscher Meister wird nur der FCK" skandieren. "Hier sind 10.000 Leute dabei, die kommen nur wegen uns", staunte Thomas Riedl.

Rehhagel: "Wir haben Fußballgeschichte geschrieben"

Unterdessen stand Otto Rehhagel, der Mann, der das Wunder von 1998 als Trainer erst möglich gemacht hatte, in den Katakomben des Stadions und philosophierte vor den Journalisten, erzählte in seiner unnachahmlichen Art von Ausflügen in den Pfälzer Wald mit dem damaligen Präsidenten Atze Friedrich und neuen Erlebnissen in Tübingen. "All die Menschen, die ich damals getroffen habe, mit denen bin ich noch heute freundschaftlich verbunden", blickte der 80-Jährige zurück: "Wir haben Fußballgeschichte geschrieben. Das wird nicht wieder passieren."

Generell nicht und wohl erst recht nicht in Kaiserslautern. Nie ist die Erinnerung an vergangene Erfolge wehmütiger als in schlechten Zeiten, das war auch am Samstag bemerkbar. Während die aktuellen Profis nach dem erstmaligen Abstieg in die 3. Liga und einem durchwachsenen Saisonstart wenig Grund zur Euphorie geben, wurden die Helden von damals von den rund 10.000 Zuschauern gefeiert.

Sforza: "Da kann etwas nicht stimmen"

"Das war nicht unbedingt ein Thema in der Mannschaft, aber einen Satz verliert man doch immer mal wieder darüber", berichtete Sforza und wollte die Gespräche über die graue Gegenwart durchaus positiv verstanden wissen: "Das ist doch auch schön, weil du merkst, dass die Leute sich mit dem FCK beschäftigen." Dennoch: "Du machst dir schon Gedanken, was passiert ist. Du siehst eine tolle Infrastruktur, ein tolles Stadion, tolle Fans. Da kann etwas nicht stimmen, da kann in der sportlichen Kompetenz etwas nicht gestimmt haben, wenn so ein Verein mit so einem Stadion in die 3. Liga geht."

Am kommenden Montag spielt der FCK wieder auf dem Betzenberg, dann die aktuelle Mannschaft in der 3. Liga gegen Fortuna Köln. Ein paar tausend Zuschauer mehr werden dann wohl doch wieder auf den Berg pilgern und bei einem Sieg sicher auch die eigene Mannschaft feiern. Nach diesem Samstag dann aber vielleicht wieder ein Stück wehmütiger.

Patrick Kleinmann