3. Liga

Ollert: Mit Hörgerät in den bezahlten Fußball

Unterhachings Youngster macht auf sich aufmerksam

Ollert: Mit Hörgerät in den bezahlten Fußball

Schaffte es mit Hörgerät in den bezahlten Fußball: Unterhachings Simon Ollert.

Schaffte es mit Hörgerät in den bezahlten Fußball: Unterhachings Simon Ollert. imago

Ollert sitzt in einem Besprechungsraum in der Unterhachinger Geschäftsstelle und blickt auf die vor ihm liegende Schiedsrichterpfeife. "Die wird mir manchmal zum Verhängnis, wenn der Schiedsrichter Abseits pfeift und ich es nicht höre", sagt der Angreifer der SpVgg Unterhaching. Der 17-Jährige kann nichts dafür: Ollert ist seit der Geburt auf beiden Ohren taub. Nur mit Hörgeräten kann der Münchner, der vor wenigen Tagen bei der SpVgg einen Profivertrag bis 2017 erhielt, etwas hören.

Nach dem Verteidiger Stefan Markolf, der unter Trainer Jürgen Klopp 2007/08 achtmal für Mainz auflief, ist Ollert der zweite Deutsche, der es mit diesem Handicap in den bezahlten Fußball schaffte. Auch mit seiner Behinderung hat der 2012 von einem unterklassigen Verein zur Jugend der SpVgg hinzugestoßene Sportler Träume wie andere junge Fußballer in seinem Alter. "Ich will irgendwann mal in der Bundesliga spielen", sagt Ollert.

Der Weg zum Profi war für ihn sehr steinig. Der Gymnasiast hatte höhere Hürden zu bewältigen als andere Fußballer. Wenn er von Mitspielern oder von Trainern Anweisungen bekam, hörte er das bei einer lauten Umgebung oft nicht. Ebenso bei Spielen im Regen, in denen er sein Hörgerät abnehmen muss. Er arbeitet deswegen sehr akribisch. "Ich informiere mich zum Beispiel über vieles bereits vor einem Spiel", sagt der in Saulgrub aufgewachsene Ollert.

Ollert macht Mut

Auch wenn der Hachinger von sich selbst auf dem Platz manchmal noch mehr "Coolheit" wünscht, wirkt der Münchner im Training sehr abgeklärt. Auf dem Unterhachinger Kunstrasenplatz antizipiert er in einem orangefarbenen Leibchen bei einem Trainingsspiel die freien Räume geschickt. "Ein super Charakter", befindet SpVgg-Präsident Manfred Schwabl. Ollert ist sehr willensstark und will anderen Mut machen. "Für mich ist die Motivation doppelt so groß. Man kann auch etwas erreichen, wenn man ein Handicap hat", sagt Ollert. Seiner Schwerhörigkeit entgegnet der A-Junior gelegentlich mit Humor: "Es kann manchmal ein Vorteil sein, zum Beispiel wenn die gegnerischen Fans einen ausbuhen."

In der Sache mit den überhörten Abseitspfiffen hat Ollert längst eine Lösung gefunden: Er informiert die Schiedsrichter über sein Handicap bereits vor dem Anpfiff.

Robert M. Frank