3. Liga

Gyau: "Mache mir nicht zu viel Druck"

Comeback für Dortmunds Offensivmann

Gyau: "Mache mir nicht zu viel Druck"

Gibt am Samstag frühzeitig sein Comeback: Dortmunds Offensivspieler Joseph Gyau (re.).

Gibt am Samstag frühzeitig sein Comeback: Dortmunds Offensivspieler Joseph Gyau (re.). imago

Es passierte am 11. Ok­tober, beim 1:1 im Testspiel der USA gegen Ecuador. Zum zweiten Mal war Gyau von Jür­gen Klinsmann ins Elite­team berufen worden, aber der Auftritt des seit Saison­beginn für Borussia Dort­mund spielenden früheren Hoffenheimers war schon nach 22 Minuten zu Ende: Meniskusverletzung, wenige Tage später Operation. Und nur ganz vage Hoffnungen, noch in diesem Jahr sein Comeback feiern zu können.

Doch die erste schwerere Verletzung seiner Karriere sorgte nur für eine kurze Un­terbrechung einer bemer­kenswerten Entwicklung. Seit Gyau im Sommer 2010 als nicht einmal 18-Jähriger aus Bethesda (Maryland) zu 1899 Hoffenheim wech­selte und ohne Familie und Freunde und ohne die neue Sprache zu sprechen die heimischen Staaten verlas­sen hatte ("Das war damals eine extrem schwierige Zeit für mich"), ging es zunächst zwar nicht wirklich steil, aber doch stetig nach oben.

Spielersteckbrief Gyau
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Bei den Kraichgauern schaffte Joe den Sprung in den Bundesliga-Kader, wur­de in der Saison 2012/13 an den FC St. Pauli ausgeliehen, für den er 15 Zweitligaspiele bestritt. Danach Rückkehr nach Hoffenheim und das Bundesliga-De­büt. Immerhin zweimal brachte ihn Markus Gisdol in der Endphase der vergangenen Spielzeit – einmal davon im Dortmunder Signal-Iduna-Park. Ein prägendes Erlebnis.

"Er wollte mich gerne haben"

"In diesem großartigen Stadion zu spielen, war ein unglaubliches Gefühl", sagt Gyau. Interesse seitens seines heutigen Ar­beitgebers bestand bereits, Kontakte wurden intensiviert, ehe Ende Juni der Deal perfekt war. David Wagner, sein jetziger Trainer, hatte maßgeblichen Anteil an diesem wohl spek­takulärsten Sommertransfer der Dortmunder U 23. "Er wollte mich gerne haben", weiß Gyau, "und es ist für einen Spieler immer gut, wenn der Trainer auf ihn steht. Wir vertrauen einander – es ist ein sehr positives Verhältnis."

Joseph Gyau kommt bereits auf zwei Einsätze für die A-Nationalmannschaft der USA.

Joseph Gyau kommt bereits auf zwei Einsätze für die A-Nationalmannschaft der USA. imago

Und plötzlich ging es ganz schnell. Ers­ter Drittliga-Doppelpack beim 5:1 gegen Regensburg, die Bundesliga-Premiere für den BVB, als er in den letz­ten 16 Minuten half, beim 2:2 gegen Stuttgart einen Punkt zu retten. Dazu der Sprung in die National­mannschaft der USA - und durchweg gute Kriti­ken beim 1:0 in Tschechien. Kontakte zu Klinsmann hät­ten schon seit seiner Zeit bei St. Pauli bestanden, "aber die Nominierung kam dann doch überraschend. Vor allem aber, dass ich gleich 90 Minuten durchspielen durfte."

Gyau bringt alles mit

Ein charakterlich pri­ma Junge sei er, körperlich ein totaler Athlet und von seiner Mentalität und Ein­stellung her Vollprofi durch und durch. Ausgestattet mit einer immensen Schnellig­keit, aber auch hohen tech­nischen Fähigkeiten - das sagt David Wagner über seinen Schüler. "Was seine Voraussetzungen betrifft", behauptet der ­Coach der Borussen, "gibt es für ihn nach oben kein Limit. Wir müssen ihn nur noch dahin bekom­men, im richtigen Moment immer die richtigen Ent­scheidungen zu treffen."

Dass genau daran bis Vertragsende im Sommer des Jahres 2016 zu arbeiten sein wird, weiß der flexibel einsetzbare Offensivspieler selbst. Dem Trainer zuhö­ren zu können und stets bestrebt zu sein, das in der Theorie Erlernte in der Praxis umzusetzen, ist laut Wagner ebenfalls eine Cha­rakterstärke seines Schütz­lings, zu der sich noch eine weitere gesellt: Joe Gyau baut sich keine Luftschlös­ser, er hat sich bei allem Ehrgeiz den Blick für die Realität bewahrt. "Ich setze mir Ziele, die auch erreich­bar erscheinen, und mache mir nicht zu viel Druck", sagt er.

Natürlich träumt er vom großen Durch­bruch beim BVB, von einer internationalen Karriere. Aber es gelte, sich im Alltag in Borus­sia Dortmunds U 23 zu bewähren, sich vor al­len Dingen ständig zu verbessern. Die ersten Stufen auf diesem Weg hat er bereits erklom­men. Sein Fazit: "Vor einem Jahr hätte ich mir nicht vorstellen können, da zu sein, wo ich heute bin. Ich setze mir Ziele, die auch erreichbar sind."

Udo Stark