Langfristige Ziele sind nicht sein Ding. Der Typ, der einfach nur in den Tag hinein lebt, ist Stefan Krämer aber auf gar keinen Fall. Die persönliche Lebensplanung von Bielefelds Trainer geht von Samstag bis Samstag, diese Mentalität hat er auch seiner Mannschaft eingetrichtert.
Sein Erfolgsgeheimnis: Mit der Formel "Bei uns ist jede Partie ein Endspiel" führte Krämer den DSC auf Platz drei – Tendenz steigend. Aus den vergangenen sechs Begegnungen holten die Bielefelder starke 16 von 18 möglichen Punkten.
Weiterentwicklung statt Stagnation - Arminia ist auf Kurs
Seit seinem Aufstieg zum Chefcoach im Oktober 2011 konnte er die Ostwestfalen Stück für Stück weiterentwickeln. Zuerst schaffte er es, den freien Fall kurz vor dem Abrutschen in die Bedeutungslosigkeit zu stoppen, mittlerweile ist der ehemalige Bundesligist sogar ein Kandidat, der wieder an die Tür zur 2. Liga anklopft.
"Stefan hat das vorhandene Potenzial zum Leben erweckt", erklärt Sportchef Samir Arabi. Der Coach selbst nimmt sich jedoch nicht so wichtig, betont dafür mantramäßig die gute Teamarbeit im gesamten Verein. "Alle, die für Arminia arbeiten, marschieren momentan in dieselbe Richtung. Das Zusammenspiel", so der Mann mit sechs Patenkindern, "hat uns dahin gebracht, wo wir jetzt stehen."
Arminia hat von Krämer profitiert, Krämer aber auch von Arminia. Denn bis zum Sommer 2011 war der gebürtige Mainzer ein unbeschriebenes Blatt im Profigeschäft. Er hat Sport auf Lehramt studiert, fortan aber neun Jahre für eine private Krankenversicherung Leistungssportler betreut und den rheinland-pfälzischen Oberligisten Roßbach/Verscheid trainiert.
Man kann schon fast sagen, dass ich besessen bin.
Krämer macht aus seiner Fußballverrücktheit kein Geheimnis
Als Co-Trainer unter Markus von Ahlen kam er danach nach Bielefeld, als Chef konnte er wenig später seine Leidenschaft für Fußball ausleben. "Man kann schon fast sagen, dass ich besessen bin. Mich treibt das Spiel brutal an", verrät Krämer, der sich nach eigener Aussage aber in den vergangenen eineinhalb Jahren überhaupt nicht verändert hat. "Daheim bei der Familie und Freunden bin ich sehr gut geerdet."
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Sportliches Vorbild für den Sympathisanten des 1. FC Köln ist die ukrainische Trainerlegende Valeriy Lobanovskyi. "Der hat den Fußball in den 70er und 80er Jahren revolutioniert", sagt der Arminia-Coach. "Da gab es eine sensationelle Raumaufteilung. Ich habe damals die Spiele aufgezeichnet und stundenlang immer wieder angeschaut – diese Art des Fußballs hat mich begeistert." Auch Krämer selbst hat einen klaren fußballerischen Plan für seine Arminia im Kopf. „Von meinem System und der Taktik bin ich überzeugt, doch ich hinterfrage mich auch“, versichert er.
Verhandlungen in der finalen Phase
Krämer, der während des Studiums auch schon mal als Hobby-DJ ("Das ist 20 Jahre her, die Platten habe ich aber noch alle im Keller") arbeitete, ist ein Typ, der keine Krawatte besitzt und in keinerlei Raster passt. Er zieht sein eigenes Ding durch, ist aber ein absoluter Teamplayer. "Ich brauche keinen Job mit Netz und doppeltem Boden, ich finde es spannend, auch mal einen Drahtseilakt zu machen."
Und wie geht es weiter? Krämers Vertrag läuft im Sommer aus, die Gespräche laufen. Seinen sportlichen Erfolg haben auch andere Vereine mitbekommen. Krämer aber fühlt sich in Bielefeld pudelwohl. Arminia darf sich berechtigte Hoffnungen auf seinen Verbleib machen, denn Krämer hat Spaß an der Arbeit und spürt großes Vertrauen. DSC-Geschäftsführer Marcus Uhlig zum Stand der Verhandlungen: "Wir befinden uns auf der Zielgeraden."
Carsten Blumenstein