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Fascher: "Ich wehre mich gegen Panikmache"

Rostock: Trainer im kicker-Interview

Fascher: "Ich wehre mich gegen Panikmache"

"Für die aktuelle Saison ist der Drops gelutscht": Hansa-Trainer Marc Fascher.

"Für die aktuelle Saison ist der Drops gelutscht": Hansa-Trainer Marc Fascher. picture alliance

kicker: Ihre Mannschaft hat am Samstag 1:2 in Chemnitz verloren. Steckt Hansa nach nur einem Punkt aus den letzten sieben Spielen im Abstiegskampf, Herr Fascher?

Marc Fascher: Das ist eine schöne Frage, aber sie greift mir zu kurz. Ich betrachte die fünf Spiele vor der Winterpause, in denen meiner Elf die Luft ausging, und die beiden Spiele 2013 getrennt voneinander. Aktuell ist es so, dass das Team noch nicht eingespielt ist, nachdem wir im Winter bei unserer Analyse zu dem Schluss kamen, uns zu verstärken. Durch dieses fehlende Eingespieltsein mangelt es uns noch an Durchschlagskraft.

kicker: Nach dem Chemnitz-Spiel sprachen Sie von "vielen positiven Ansätzen". Sind Sie intern kritischer?

Fascher: Ich habe meine Ansprache ans Team nicht verändert, es gibt mal Zuckerbrot, mal Peitsche. Aber wir müssen die positiven Dinge rausziehen. Für mich ist das Glas halb voll. Gegen Panikmache wehre ich mich.

Ich will hier einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Marc Fascher

kicker: War der Umbruch nach der nicht guten, aber ordentlichen Hinrunde nicht ein zu großes Risiko?

Fascher: Die Hinrunde war nicht ordentlich.

kicker: Sondern?

Fascher: Sie war eine Katastrophe. Wenn du um den Aufstieg mitspielen willst und im Winter auf Platz zehn der 3. Liga stehst, musst du etwas verändern. Durchschnitt ist nicht mein Anspruch.

kicker: In Chemnitz zählten sieben Spieler unter 22 Jahren zur Startformation. Dagegen blieben Routiniers wie Holst oder Haas auf der Bank. Sind Sie dem Jugendwahn verfallen?

Fascher: Pelzer ist 32, Zimmermann 27. Beide haben gespielt. Nur mit Jugend geht es nicht. Die Älteren, die Sie angesprochen haben, hatten vor der Winterpause ihre Chance. Aber sie sind nicht abgeschrieben.

kicker: Lassen Sie Pelzer vorerst auf der Sechs?

Fascher: Er hat es gut gemacht und bleibt eine Option.

kicker: Die fünf Neuzugänge tun sich bislang schwer. Hat Hansa doch nicht so viel Qualität geholt wie gedacht?

Fascher: Sie verstärken uns, dabei bleibe ich. Vier der fünf sind sehr junge Spieler. Nico Zimmermann ist am weitesten, dank seiner Erfahrung. Aber nach zwei Spielen ein Urteil zu fällen, halte ich für verfrüht.

kicker: Der neue Sportdirektor Uwe Vester gab im Januar in einem kicker-Interview die 2. Liga als Perspektivziel aus. Deckt sich das mit der Realität?

Fascher: Für die aktuelle Saison ist der Drops gelutscht. Wir müssen die Tabelle jetzt in beide Richtungen im Auge behalten und uns stabilisieren. Aber auf Sicht muss ein Klub wie Hansa an die 2. Liga denken.

kicker: Mit Ihnen? Ihr Vertrag läuft aus.

Fascher: Ich will hier einen bleibenden Eindruck hinterlassen und etwas aufbauen. Die 2. Liga mit Hansa ist eine reizvolle Aufgabe.

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kicker: Horrende Finanzsorgen, die Ultra-Problematik, mit Vester ein neuer Sportdirektor, mit Michael Dahlmann ein neuer Vorstandsboss . Wie stark lenken diese Nebengeräusche vom Kerngeschäft ab?

Fascher: Gar nicht. Der Klub hat sich neu aufgestellt. Jetzt wollen wir diesen Neustart auch auf den Platz bringen. Die Mannschaft arbeitet gut und akribisch. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Erfolg zu uns zurückkehrt.

kicker: Wie groß ist Ihre Sorge, dass beim FC Hansa wegen der Finanzen komplett die Lichter ausgehen?

Fascher: Da habe ich keine Sorge. Ich vertraue unseren Verantwortlichen und deren Arbeit zu 100 Prozent.

kicker: Am Samstag kommt Schlusslicht Darmstadt. Ist das das bisher wichtigste Spiel Ihrer Amtszeit?

Fascher: Wir wollen gewinnen. Aber danach kommen noch 14 Spiele.

Interview: Steffen Rohr