Sie ist die ideale Plattform für eine erfolgreiche Talentförderung. Sven Ulreich und Bernd Leno, aber auch seit kurzem André Weis, profitieren von der "Stuttgarter Torwartschule". Die beiden Ersteren nutzten die zweite Mannschaft des VfB und ihr System einer standardisierten Ausbildung für ihren Einzug in die Bundesliga. Weis ist das nächste Talent, der 22-Jährige stand zuletzt zweimal in Folge in der kickerElf des Tages.
Sie alle profitieren von einem System, das Torhüter-Koordinator Eberhard Trautner (44) sukzessive aufgebaut hat. Durch die Hände von "Ebo", der seit drei Jahrzehnten als Spieler und dann als Torwarttrainer dem VfB angehört, sind schon Timo Hildebrand, Diego Benaglio und Markus Miller gegangen. Aber der Leno-Transfer nach Leverkusen hat die VfB-Torwartschule auf eine neue Ebene gehoben. "Jetzt hat sich unsere Arbeit gerechnet", sagt Trautner. Zirka 7,5 Millionen Euro Ablöse hat Bayer Leverkusen gezahlt, "da haben wir eine Rendite vorzuweisen".
Für einen Torwart – bis zum Wechsel noch ohne Bundesligaerfahrung – und für Drittligaverhältnisse eine immense Summe. Der Lohn für riesigen Aufwand. "Wir haben bis zur U 14 herunter eigene Torwarttrainer, darunter einen, der zweimal die Woche spezifisches Torwarttraining macht", erklärt Trautner. Die zeitliche Gewichtung des spezifischen Torwarttrainings im Verhältnis zum Mannschaftstraining beträgt 3 zu 2. Maßgeblich dabei sei es, die Torhüter so zu schulen, dass sie Bewegungsabläufe automatisieren und die richtigen Entscheidungen im Spiel treffen. So wie bei Leno und Ulreich, die beim VfB II auf ein sehr hohes Niveau gebracht wurden. Trautner: "Beide sind und waren vom Typ her anders. Wir wollen aber nicht schablonenhaft den gleichen Torhüter, sondern auch andere Quellen nutzen."
Weis kam zu Saisonbeginn von TuS Koblenz. "Wir haben vier junge Torhüter gesichtet. Das Raster ist eng. Aufgrund unseres guten Rufes sind wir mittlerweile eine gute Anlaufstelle", so Trautner, den häufig Berater kontaktieren. Mit Weis-Vertreter Jonas Wieszt, der nicht im Fokus von Juniorennationalmannschaften stand, drängt schon der Nächste nach. A-Junioren-Keeper Odisseas Vlachodimos, für Deutschland bei U-17-EM und -WM aktiv, wird der Sprung nach oben ebenfalls zugetraut. Trautner: "Dass er es schaffen kann, ist keine Frage. Aber es hängt von der Persönlichkeit des Einzelnen ab, was er wie daraus macht. Es kann schnell gehen, es kann aber auch gar nicht funktionieren."
Gerd Piffath