3. Liga

TV-Vertrag: ARD droht Ausstieg an

"Die Spielpläne bestimmt inzwischen die Polizei"

TV-Vertrag: ARD droht Ausstieg an

Die 3. Liga im Blickpunkt der Kameras: Die Einschaltquoten sind hoch, aber die ARD denkt ernsthaft über einen Ausstieg nach.

Die 3. Liga im Blickpunkt der Kameras: Die Einschaltquoten sind hoch, aber die ARD denkt ernsthaft über einen Ausstieg nach. imago

Auch im dritten Jahr ihres Bestehens fällt die Winterpausenbilanz der eingleisigen 3. Liga in weiten Teilen positiv aus. Hohe Einschaltquoten im Fernsehen, viele Live-Übertragungen, gute Zuschauerzahlen und ansprechende sportliche Leistungen sprechen für sich.

Doch es gibt auch dunkle Wolken. "Unsere Begeisterung über die 3. Liga hält sich derzeit in Grenzen. Wir müssen sehr ernsthaft darüber nachdenken, ob wir auch nach 2012 noch weitermachen", sagt Steffen Simon, der verantwortliche Mann bei der ARD-Sportschau. Seine Drohung, dann aus dem bis dahin laufenden TV-Vertrag auszusteigen, ist sehr ernst zu nehmen.

3. Liga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Eintracht Braunschweig Eintracht Braunschweig
45
2
Hansa Rostock Hansa Rostock
41
3
Kickers Offenbach Kickers Offenbach
39

Die 2. Mannschaften hält Simon für unattraktiv, Spiele mit ihnen werden konsequent nicht gezeigt. Als Grund für seine Verärgerung gibt der 45-Jährige zu geringe Einflussmöglichkeiten auf die Gestaltung des Spielplans an: "Rostock ist zu oft sonntags dran."

Als Vorwurf an den DFB will Simon dies nicht verstanden wissen, denn "die Spielpläne bestimmt inzwischen die Polizei". Dennoch wird man beim Verband reagieren müssen, die Einnahmen aus dem TV-Vertrag sind für die Vereine eine unverzichtbare Einnahmequelle.

"Ambitionierte Vereine sind mit der 2. Liga auf Augenhöhe."

Helmut Sandrock, DFB-Direktor

Trotz der düsteren Zukunftsgedanken ist die aktuelle Bilanz des Senders gut. Im Schnitt verfolgen 2,93 Millionen Zuschauer am Samstag die überregionale Berichterstattung über die 3. Liga, das ist ein Zuwachs von rund acht Prozent gegenüber der Saison 2009/2010. Dazu kommen vermehrt Live- übertragungen von Spielen in den dritten Programmen bei NDR, MDR und HR.

Auch die Zuschauerzahlen in den Stadien sind wieder ansteigend. 5587 kamen im Schnitt 2008/2009, eine deutliche Steigerung gegenüber den Werten der zuvor drittklassigen Regionalliga Süd und Nord. Im Vorjahr sank der Wert auf 5108, jetzt ging er wieder auf eine Gesamtzahl von 1 033 497 Fans. Das sind 5497 im Schnitt. Nicht ganz so viele wie im Premierenjahr, doch fällt in dieses die statistische Besonderheit, dass allein beim letzten Heimspiel des feststehenden Aufsteigers Düsseldorf gegen Bremen II über 70 000 Anhänger gezählt worden, absoluter Drittligarekord in Deutschland.

Auch der sportliche Bereich stellt die Verantwortlichen zufrieden. "Wir glauben, dass die Qualität noch einen Tick besser geworden ist. Die ambitionierten Vereine sind mit der 2. Liga auf Augenhöhe", sagt Helmut Sandrock, Direktor Spielbetrieb beim DFB

Sportlich zufriedenstellend - Finanziell sinnvoll

Als Beleg dafür dient Sandrock, dass sich in den bisheri- gen Relegationsspielen jeweils der Drittligist durchgesetzt hat. Marc Arnold, Sportlicher Leiter beim Tabellenführer Eintracht Braunschweig, unterstützt diese Meinung: "Die Aufsteiger haben sich eine Klasse weiter oben etabliert. Die eingleisige 3. Liga ist ein deutlicher Fortschritt gegenüber den beiden Staffeln zuvor."

Finanziell sei die neue Staffel ebenfalls sinnvoll, auch wenn es angeschlagene Vereine wie Ahlen oder Unterhaching gebe. "In der freien Wirtschaft gibt es auch immer wieder Ausfälle, damit muss man leben", sagt Sandrock. Aber er sieht Bereiche, in denen auf die Klubs weitere und höhere Kosten zukommen können: "23 Spielausfälle zu diesem Zeitpunkt der Saison sind eindeutig zu viel. Hier muss man das Thema Rasenheizungen angehen. Und auch über die Leistungszentren und die Nachwuchsarbeit wird zu reden sein." Eine Rasenheizung, bisher nicht vorgeschrieben, und umfangreichere Bedingungen in Sachen Jugendarbeit kosten Geld, das vielen Vereinen fehlt. Nicht auszudenken, wenn auch das Fernsehgeld reduziert würde oder wegfiele.

Thomas Roth

kicker