Regionalliga

Saarbrückens Sportlicher Leiter Mann: "Wir besitzen die Qualität"

Saarbrücken vor den Aufstiegsspielen gegen 1860

Saarbrückens Sportlicher Leiter Mann: "Wir besitzen die Qualität"

War von 2009 bis 2011 selbst Spieler beim FCS: Saarbrückens Sportlicher Leiter Marcus Mann.

War von 2009 bis 2011 selbst Spieler beim FCS: Saarbrückens Sportlicher Leiter Marcus Mann. imago

kicker: Herr Mann, es ist ein leidiges Thema, aber wie ungerecht fühlt es sich an, nach so einer erfolgreichen Saison mit Platz eins und 82 Punkten noch Entscheidungsspiele bestreiten zu müssen?

Marcus Mann: Als wir vor fünf Wochen Meister geworden sind, hatte ich schon das Gefühl, dass wir es nicht so ausgiebig feiern können, wie es vielleicht gerecht gewesen wäre. Aber wir haben die Situation von Anfang an so angenommen. Es steigen ja trotzdem drei Mannschaften auf - und da wollen wir dabei sein.

Aufstiegsspiele zur 3. Liga - Relegation
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Lottner Dirk

1. FC Saarbrücken - Vereinsdaten
1. FC Saarbrücken

Gründungsdatum

18.04.1903

Vereinsfarben

Blau-Schwarz

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kicker: Nun geht es gegen 1860 München, den größten Namen in der Regionalliga?

Mann: Das stimmt, 1860 ist mit Sicherheit der größte Name, den wir bekommen konnten. Aber die Relegation wird ja immer noch auf dem Platz entschieden. Da sind wir so selbstbewusst, zu sagen, dass wir gute Chancen haben und die Qualität besitzen, aufzusteigen.

kicker: Wie schätzen Sie den Gegner sportlich ein?

Mann: 1860 hat sicherlich einige Namen drin, die Fußballfans bekannt sind: Sascha Mölders, Jan Mauersberger, Markus Ziereis, Nico Karger oder Michael Görlitz bringen alle ihre sportlichen Qualitäten mit. Von daher wissen wir um die Stärke von 1860, sind darauf aber gut eingestellt. Ich glaube, 1860 macht sich auch etwas kleiner, als sie tatsächlich sind.

kicker: Kann man in so einem Spiel von einem Favoriten sprechen?

Mann: In zwei Spielen kann so viel passieren, da kann man im Vorfeld keinen Favoriten benennen. Nichtdestotrotz werden wir uns nicht verstecken und gehen selbstbewusst in dieses Spiel hinein.

Wir haben einige Spieler dabei, die wissen, wie man aufsteigt.

Marcus Mann, Sportlicher Leiter beim FCS

kicker: Saarbrücken hat eine aufstiegserfahrene Mannschaft, alleine Martin Dausch hat es schon viermal geschafft. Ist das ein großer Vorteil?

Mann: Ich kann gar nicht genau sagen, wie das bei 1860 München aussieht, aber wir haben mit Sicherheit einige Spieler dabei, die wissen, wie man aufsteigt. Darauf haben wir im Vorfeld auch Wert gelegt: Eine Mannschaft zu haben, die fast durchgehend im besten Fußballer-Alter ist, aber trotzdem Erfahrung hat. Wir wissen, wie wir dieses Spiel anzugehen haben.

kicker: Und wie ist das?

Mann: Das Allerwichtigste wird sein, mit der Gesamtsituation "Relegation" klar zu kommen und unsere Leistung zu bringen. Sicherlich dürfen wir nicht ins offene Messer laufen, das ist keine Frage, aber wir werden schon versuchen, unser Spiel durchzuziehen.

kicker: Also gehen Sie die Partien offensiv an?

Mann: Wir sind grundsätzlich schon eine Mannschaft, die nach vorne spielen möchte. Wir stellen uns ungern nur hinten rein, sondern machen unsere besten Spiele, wenn wir mutig und offensiv vorne draufgehen. Das heißt aber nicht, dass es am Donnerstag zwingend so sein muss.

Positiv für uns ist, dass unsere Mannschaft ligaunabhängig nahezu komplett zusammenbleibt.

Mann

kicker: Wie viel Mehrarbeit bereitet Ihnen als Sportdirektor die zweigleisige Planung für beide Ligen?

Mann: Das macht es definitiv nicht einfacher. Ich glaube aber trotzdem, dass ich da einen ganz guten Weg gefunden habe. Positiv für uns ist, dass unsere Mannschaft ligaunabhängig nahezu komplett zusammenbleibt. Unabhängig vom Ergebnis der Aufstiegsspiele werden wir also keinen großen Umbruch haben. Und es ist immer einfacher, sich punktuell zu verstärken, als ein komplettes Gerüst neu aufstellen zu müssen.

kicker: Ihre beiden Top-Torjäger Patrick Schmidt und Kevin Behrens, die zusammen 38 Treffer erzielt haben, wechseln allerdings. Ist das auch eine Bestätigung für Ihre Arbeit oder sind es vor allem schmerzhafte Verluste?

Mann: Definitiv beides. Beide sind nicht als die Spieler gekommen, die sie heute sind. Das ist schon eine Auszeichnung für die Arbeit des ganzen Vereins, dass sie sich hier wohlgefühlt haben und ihre sportliche Leistung bringen konnten. Natürlich ist es immer schwer, solche Torjäger zu ersetzen. Das wird mit Sicherheit auch unsere Hauptaufgabe sein. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir das hinbekommen. Ich glaube, es ist nicht unmöglich, jemanden zu finden, der sich in die gleiche Richtung entwickeln kann wie die beiden.

kicker: Schmidt geht nach Heidenheim, Behrens nach Sandhausen in die 2. Liga. Die beiden wären wohl auch bei einem sicheren Aufstieg nicht geblieben, oder?

Mann: Ich hatte großes Vertrauen, dass sie nicht zu einem Drittligisten wechseln würden, sondern nur in die 2. Liga. So ist es auch gekommen und dann muss man auch ein Stück weit Verständnis mitbringen, dass sie diese Chance nutzen wollten.

kicker: Würde Saarbrücken als Meister sicher aufsteigen, hätten Sie schon seit vielen Wochen Planungssicherheit, wie die beiden ersetzt werden können. Ärgert Sie das Warten?

Mann: Man hätte es einfacher haben können, das ist gar keine Frage. Aber die Bedingungen sind nun einmal so, auch wenn es etwas unglücklich ist. Ich sehe es als Herausforderung und auch die werden wir meistern.

Auf ein Spiel gegen Kaiserslautern warten unsere Fans schon seit Jahren.

Mann

kicker: Nach Verlauf der Aufstiegsspiele könnte die 3. Liga eine mit Kaiserslautern, Mannheim, Wehen Wiesbaden und Karlsruhe großartig besetzte Südwest-Liga werden. Ist das eine Motivation?

Mann: Definitiv. Das ist schon unser Ziel dazuzugehören. Auf ein Spiel gegen Kaiserslautern warten unsere Fans schon seit Jahren. Das ist eine Riesenmotivation, aber eine von vielen. Ich könnte Ihnen eine sehr lange Liste geben, was alles für den Aufstieg spricht. Da gibt es nicht nur das Spiel gegen Kaiserslautern, sondern auch zig andere Punkte, warum wir aus dieser Liga herauswollen.

kicker: Sie sind inzwischen seit zwei Jahren Sportdirektor beim FCS. Wie haben Sie den Verein damals vorgefunden und wie ist er jetzt aufgestellt?

Mann: Als ich hierhergekommen bin, war ich vorher noch Spieler in Hoffenheim. Davor war ich schon in Saarbrücken, damals als Kapitän. Der Kontakt ist nie abgerissen. 2016 lag Saarbrücken ein bisschen im Boden, der Aufstieg in der Vorsaison war nicht geglückt, in der Folgesaison lief vieles schief und der Verein beschloss, einen großen Umbruch einzuleiten. In diesem Zuge bin ich nach Saarbrücken gekommen. Im ersten Jahr haben wir dann 16 Verträge nicht verlängert und hatten in der folgenden Spielzeit nur noch sieben Spieler aus der alten Mannschaft.

kicker: Da ist der direkte Aufstieg nicht selbstverständlich.

Mann: Er wäre letztes Jahr nicht verboten gewesen, aber die Planung war schon auf zwei Jahre ausgelegt. Das größte Ziel war zunächst, wieder eine Mannschaft auf dem Platz zu bekommen, mit der sich die Zuschauer identifizieren können. Das ist uns mehr als gelungen. Im Sommer haben wir diese Mannschaft noch einmal punktuell verstärkt und sind nun Meister geworden. Von daher sind wir bis heute absolut im Plan. Jetzt geht es darum, diese Saison zu krönen.

kicker: Sie sind direkt nach der Profikarriere in das Amt des Sportlichen Leiters gewechselt. Wieviel Anlaufzeit bekommt man in so einer Situation, gerade wenn es eine schwierige Zeit für den Verein ist?

Mann: Ich hatte schon immer im Kopf, dass ich so etwas in der Art gerne machen würde, deswegen habe ich auch parallel zur Karriere studiert. Als ich dann in Saarbrücken angefangen habe, gab es direkt so viel zu tun, dass ich überhaupt keine Zeit hatte, darüber nachzudenken, ob ich das kann oder nicht. Ich habe mich einfach an die Arbeit gemacht. Die meisten Dinge lernt man aus dem Alltag. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich irgendetwas nicht kann, sondern war nach wenigen Tagen drin. Am besten ist es ohnehin immer, die Sache mit einem gesunden Menschenverstand anzugehen. Dann schafft man das auch.

kicker: Sie sind ein junger Sportdirektor mit ersten Erfolgen. Ist Saarbrücken möglicherweise auch ein Sprungbrett für Sie?

Mann: Um meine Person mache ich mir eigentlich nicht so viele Gedanken. In erster Linie möchte ich mit Saarbrücken erfolgreich sein, weil ich die Chance, die ich hier bekommen habe, zu schätzen weiß. Ich weiß, dass es nicht üblich ist, vom Spielfeld auf den Posten als Sportdirektor bei einem Traditionsverein zu wechseln. Da spüre ich schon ein großes Vertrauen und bin dafür dankbar. Aber wenn man etwas macht und viel Energie hineinsteckt, will man natürlich erfolgreich sein - am besten mit dem Verein, bei dem man gerade ist.

Unsere Heimat ist und bleibt das Ludwigspark-Stadion in Saarbrücken.

Mann

kicker: Sie müssen wegen des Stadionumbaus die Heimspiele in Völklingen bestreiten. Wie hoch ist der Wettbewerbsnachteil dadurch?

Mann: Im sportlichen Bereich versuchen wir, diese Dinger nicht zu sehr an uns ranzulassen. Die Jungs spielen in Völklingen, als ob es ihr Heimstadion wäre. Aber es wäre gelogen zu sagen, dass uns in der ganzen Konstellation nicht etwas verloren geht. Uns fehlen definitiv die Zuschauer, die jeden Spieltag den Weg nach Völklingen eben nicht machen. Auswärts sehen wir, was möglich wäre. Da fahren teilweise 3.000 Saarbrücker mit.

Interview: Patrick Kleinmann

Es ist ja auch ein finanzieller Nachteil.

Mann: Uns gehen sicherlich 1.500 Zuschauer pro Spieltag verloren, die den Weg nach Völklingen nicht auf sich nehmen. Das macht sich finanziell bemerkbar, vor allem aber leidet die Stimmung im Stadion etwas darunter. Für die 3. Liga müssten wir in Völklingen allerdings ohnehin etwas umbauen, da werden wir schon die ein oder andere Verbesserung vornehmen. Unsere Heimat ist und bleibt aber das Ludwigspark-Stadion in Saarbrücken.