Bundesliga

Freiburgs Trainer Christian Streich: "Jedes Bundesliga-Spiel ist ein Abenteuer"

SC-Trainer über eine Modeerscheinung und hohe Gegner-Motivation

Streich: "Jedes Bundesliga-Spiel ist ein Abenteuer"

Spielt mit seiner Mannschaft eine richtig gute Saison: Freiburgs Coach Christian Streich.

Spielt mit seiner Mannschaft eine richtig gute Saison: Freiburgs Coach Christian Streich. imago

Taktische Flexibilität ist en vogue. Streich spricht von Zyklen, in denen gewisse Erscheinungen dominieren: "Viele Mannschaften haben im Moment den Mut, mehrere Sachen zu probieren, haben mehrere Varianten im Repertoire. Bei uns kam zuletzt die Dreierkette auf, obwohl sie woanders auf der Welt schon seit Jahren gespielt wird. Dann hat man sie aber bei der EM oder bei Juve gesehen, mit allen Vorteilen. Und dann reift bei den Trainer die Überzeugung, das selbst zu spielen."

All das mache den Gegner in der Spielvorbereitung unberechenbarer. Wenn er kurzfristig oder in der Partie umstellt, müsse man adäquat reagieren können, so Streich: "Und wenn du keine Antwort hast, erlebst du dein blaues Wunder." Daher wollte er zu System und Personal vor dem Augsburg-Spiel keine Hinweise geben. Sich festzulegen und das eigene Spiel in eingeschliffener Taktik durchziehen, das könnten Teams wie Leipzig und Bayern, aber eher nicht der SC Freiburg, meint der 51-Jährige.

Trainersteckbrief Streich
Streich

Streich Christian

SC Freiburg - Vereinsdaten
SC Freiburg

Gründungsdatum

30.05.1904

Vereinsfarben

Weiß-Rot

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Der Aufsteiger hatte bisher oft gute Antworten auf seine Kontrahenten, steht daher mit 34 Zählern auf Rang acht prächtig da, wenn es auch zum Relegationsplatz nur acht Zähler Vorsprung sind. "Bis jetzt bin ich absolut zufrieden, es ist alles in Ordnung, wir können schlafen und haben das Gefühl, dass wir eine innere Stärke haben. Bisher haben wir eine tolle Saison gespielt und ich hoffe, dass wir das am Ende auch sagen können", erklärt Streich und gibt vor: "Wir wollen jedes kommende Spiel mit dieser Verve und diesem Engagement angehen und die fußballerischen Höhepunkte, die wir manchmal haben – wir können ja auch kicken, finde ich – wollen wir weiter zeigen. Es geht natürlich auch um Stabilität und taktische Disziplin."

Wie Dortmund und Hoffenheim hier aufgetreten sind, da meinst du, es ging ums Champions-League-Halbfinale.

Christian Streich

Gelingt es der jungen Mannschaft, ihre Stärken weiter regelmäßig auf den Platz zu bringen, stehen die Chancen nicht schlecht, sich in Augsburg und danach gegen Bremen auf Anhieb die noch fehlenden sechs Zähler zur magischen 40er Marke zu erarbeiten. So weit denkt Streich nicht, er warnt vielmehr: "Es geht noch um 30 Punkte. Warum sollen der HSV oder Wolfsburg nicht noch 15,16 Punkte holen? Das ist sehr gut möglich."

"Das ist immer noch etwas ganz Tolles für mich"

Vorstellbar ist das tatsächlich, würde den Sportclub jedoch nicht tangieren, wenn er weiter eigene Erfolge einfährt. Für Streich auch nach 47 Bundesliga-Siegen als Cheftrainer nach wie vor eine Mammut-Aufgabe: "Das ist immer noch etwas ganz Tolles für mich, verbunden mit sehr viel Arbeit und Engagement. Jedes Bundesliga-Spiel ist irgendwie ein Abenteuer."

In jüngster Vergangenheit mit top motivierten Gegnern. Der SC wird längst nicht mehr als der putzige kleine Klub aus dem Breisgau wahrgenommen. "Hoffenheim ist zuletzt mit sehr viel Energie ins Spiel gegen uns gegangen – wie gefühlt alle gegen uns. Irgendwie scheint der Fakt, dass wir viel laufen, zu bewirken, dass die gegnerischen Trainer den Zettel zeigen und zu ihren Jungs sagen, wenn ihr nicht viel lauft, dann geht es nicht", sagt Streich: "Wie Dortmund und Hoffenheim hier aufgetreten sind, da meinst du, es ging ums Champions-League-Halbfinale." Das zeuge zwar von Respekt, über den man sich freue, mache die Angelegenheit aber nicht leichter, so der Freiburger Fußballlehrer: "Es ist immer Vollgas. Es ist schwierig, das jedes Mal zu erreichen für uns."

Carsten Schröter