2. Bundesliga

"Unterschiedliche Auffassungen": Kuntz hört auf

Kaiserslautern: Klatt wohl Nachfolger von Grünewalt - Streitpunkt Wintertransfers

"Unterschiedliche Auffassungen": Kuntz hört auf

Nach der Saison ist Schluss: Stefan Kuntz.

Nach der Saison ist Schluss: Stefan Kuntz. picture alliance

"Anlässlich personeller Veränderungen" hatte der FCK am Montagvormittag zu einer Pressekonferenz ins Fritz-Walter-Stadion eingeladen. Schon vor der offiziellen Verkündung war durchgesickert, dass FCK-Boss Stefan Kuntz zum Ende dieser Spielzeit aus seinem bis 31. Dezember 2017 laufenden Vertrag bei den "Roten Teufeln" aussteigen wird. Ein überraschender Paukenschlag.

"Es gab in letzter Zeit unterschiedliche Auffassungen über die weitere Ausrichtung und die Strategien des Vereins. Und wenn die Strategien des Vorstandsvorsitzenden und des Aufsichtsrates auseinandergehen, ist es wichtig, dass der Verein im Vordergrund steht. Der Aufsichtsrat und ich haben diese Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt getroffen, damit genug Zeit bleibt, den Verein personell neu aufzustellen", wird Kuntz in der offiziellen Pressemitteilung des Vereins zitiert.

Trainersteckbrief Fünfstück
Fünfstück

Fünfstück Konrad

1. FC Kaiserslautern - Vereinsdaten
1. FC Kaiserslautern

Gründungsdatum

02.06.1900

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Wir bitten die sportlich Verantwortlichen, mit dem bestehenden Kader das Bestmögliche aus der laufenden Saison rauszuholen.

Nikolai Riesenkampff, FCK-Aufsichtsratsvorsitzender

Der Aufsichtsratsvorsitzende Nikolai Riesenkampff unterstrich, dass es "unterschiedliche Ansichten" gab: "Unter diesen Gesichtspunkten haben sich Stefan Kuntz und der Aufsichtsrat in gegenseitigem Einvernehmen geeinigt, das Arbeitsverhältnis vorzeitig zu beenden." Für den Aufsichtsrat des FCK gilt es nun, einen Nachfolger für den sportlichen Bereich zu finden. "Ziel des Gremiums ist es, einen nahtlosen Übergang zu gewährleisten und eine Lösung zum Ende dieser Saison zu präsentieren."

Streitpunkt Wintertransfers

Die Differenzen zwischen Aufsichtsrat und Vorstand gipfelten laut den Äußerungen von Kuntz und Riesenkampff unter anderem in der aktuellen Wintertransferperiode. Die sportliche Leitung um Trainer Konrad Fünfstück, Chefscout Boris Notzon und Kuntz plädierte für kurzfristige Verstärkungen, doch der Aufsichtsrat setzte ein Stoppschild. Fünfstück wünscht sich, und äußerte das auch offiziell, möglichst zwei Sofort-Hilfen, jeweils einen erfahrenen Akteur für die Defensive und die Offensive. Für die Innenverteidigung bestätigte Kuntz den gemeinsamen Wunschkandidaten der sportlich Verantwortlichen, Emanuel Pogatetz (jetzt Union Berlin). Gegen dessen "ablösefreie" (Kuntz) Verpflichtung legte der Aufsichtsrat jedoch ein Veto ein. "Wir bitten die sportlich Verantwortlichen, mit dem bestehenden Kader das Bestmögliche aus der laufenden Saison rauszuholen", machte Riesenkampff die Position seines Gremiums nochmal deutlich.

Kuntz: Positionen des Aufsichtsrates "leicht verschoben"

Kuntz bestätigte, dass sich die Positionen des Aufsichtsrates seit der neuen Zusammensetzung des Kontrollgremiums im Anschluss an die Mitgliederversammlung am 12. Dezember 2015 "leicht verschoben" hätten. Riesenkampff hatte den Vorsitz des zurückgetretenen Rombach übernommen, Nachrücker Jürgen Kind dessen Platz im Gremium. Auf Riesenkampff und seine Kollegen wartet nun eine Menge arbeitet. Bevor Kuntz, der das Amt des Vorstandsvorsitzenden seit dem 8. April 2008 bekleidet, im Sommer den Klub verlässt, scheidet sein Vorstandskollege Fritz Grünewalt schon mit Vertragsende im März 2016. Der Finanzvorstand hatte sich bei der Jahreshauptversammlung ebenso massiver Kritik ausgesetzt gesehen.

Folgt Klatt auf Grünewalt?

Aber zumindest für Grünewalt steht nach kicker-Informationen ein Nachfolger in den Startlöchern. Es soll sich dabei um Michael Klatt handeln, bisher nicht in der Fußball-Branche, sondern zuletzt als Führungskraft in der freien Wirtschaft im Rhein-Main-Gebiet tätig. Den Namen wollte Riesenkampff am Montag nicht bestätigen, sprach aber von einer zeitnahen Präsentation des neuen Vorstandsmitglieds und, dass in Sachen Finanzvorstand "ein guter Übergang gewährleistet" sei.

Also fehlt neben der Kuntz-Nachfolge noch die Besetzung der geplanten Vorstandsstelle "Marketing/Vertrieb". Dieser noch einzustellende Experte sollte ursprünglich mit dem neuen Finanzvorstand und Boss Kuntz einen dreiköpfigen Vorstand bilden. Riesenkampff deutete jedoch an, dass der Marketing-Experte künftig eventuell auch den Vorsitz eines zweiköpfigen Vorstands übernehmen und ein neuer sportlicher Leiter als Nachfolger von Kuntz wieder als Sportdirektor fungieren könne.

Alles in allem steht der FCK vor dem größten Umbruch seiner jüngeren Geschichte. Von den fünf Personen, die zu Beginn der laufenden Saison die Hauptverantwortung trugen - Cheftrainer Kosta Runjaic, Sportdirektor Markus Schupp, Aufsichtsratschef Rombach, Finanzvorstand Grünewalt und Klubboss Kuntz - wird ab kommenden Sommer kein einziger mehr da sein. Und das Transferveto des Aufsichtsrats für den aktuellen Winter ist ein weiterer Beleg für eine durchaus angespannte finanzielle Lage des Klubs.

Riesenkampff: "Insgesamt steht der FCK solide da"

Anlass zu großer Sorge sieht Riesenkampff, der nun große Verantwortung für die Neuaufstellung des Klubs trägt, dennoch nicht: "Ich bin überzeugt, dass der Verein nicht ins Chaos rutscht und wir die Situation meistern werden. Insgesamt steht der FCK solide da."

Carsten Schröter/nik