2. Bundesliga

Köhler: Der Kampf seines Lebens

Unions Mittelfeldspieler träumt von der Rückkehr

Köhler: Der Kampf seines Lebens

Besieg den Krebs: Benjamin Köhler geht den Kampf voller Zuversicht an.

Besieg den Krebs: Benjamin Köhler geht den Kampf voller Zuversicht an. imago

Benjamin Köhler hat einen Traum: in der Hinrunde der neuen Saison wieder die Fußballschuhe zu schnüren. Das wäre, was er sich insgeheim wünscht. Der Mittelfeldspieler von Union Berlin weiß jedoch, dass Zeitpunkte in seiner Situation schwer festzulegen sind. Anfang Februar wurde bei Köhler Lymphdrüsen-Krebs im Bauch diagnostiziert, seitdem kämpft er den Kampf seines Lebens.

Der 34-Jährige hat ihn angenommen. "Mir geht es so weit ganz gut", beschreibt er seinen aktuellen Zustand. Seit Februar muss er sich einer Chemotherapie unterziehen. In regelmäßigen Abständen geht er "für zwei bis drei Tage ins Krankenhaus. Dann gibt es jeden Tag eine Therapie. Insgesamt bin ich dann eine Woche weg vom Fenster", berichtet er. Köhler hat gelernt, damit umzugehen, zumal er die Prozedur mittlerweile besser verträgt als zu Beginn. "Die ersten Chemos waren nicht gut, die Nebenwirkungen waren heftig", erzählt Köhler. Die jüngsten - niedriger dosierten - nehmen ihn nicht mehr so mit, derzeit verspürt er nur "leichten Schwindel und Appetitlosigkeit".

Spielersteckbrief B. Köhler
B. Köhler

Köhler Benjamin

1. FC Union Berlin - Vereinsdaten
1. FC Union Berlin

Gründungsdatum

20.01.1966

Vereinsfarben

Rot-Weiß

mehr Infos

Köhler strahlt Zuversicht aus, wenn er über seine Krankheit und den Umgang damit spricht. "Ich bin von Anfang an positiv an die Angelegenheit herangegangen", betont er, "viele haben den Krebs besiegt. Ich gehe davon aus, dass ich das auch schaffen werde." Entsprechend bestreitet Köhler seinen Alltag "so normal wie möglich" - mit Einschränkungen und in Absprache mit den Ärzten. Aber eben normal. Wegen des durch die Therapie angegriffenen Immunsystems muss er etwa Vorsicht beim Kontakt mit der Umwelt walten lassen, "aber ich treffe mich regelmäßig mit Freunden. Ich will mich nicht einsperren". Köhler sagt das mit Nachdruck. Schon immer war er ein Kämpfer, sich gegen Widerstände aufzulehnen, ist ein Merkmal von ihm - auch auf dem Fußballplatz.

Bei Eintracht Frankfurt, wo Köhler zwischen 2004 und 2012 den Großteil seiner 307 Profispiele bestritt, war er selten unumstritten. Oft stand er zur Disposition, wenn Zugänge verpflichtet wurden. Und auch die Gunst der Fans musste er sich schwer verdienen. "Doch am Ende habe ich mich immer durchgesetzt", betont er. Dieser Widerstandsgeist zeichnet ihn auch jetzt aus. Mit dem Schicksal hadern, kommt für ihn nicht infrage. "Daran habe ich nicht gedacht", versichert er. "Manchen geht es noch schlimmer."

Starke Aktion: Im Spiel gegen Bochum unterbrachen die Eisernen eigenmächtig in der siebten Minute die Partie. imago

Bestärkt wird Köhler durch die breite Unterstützung, die er von Kollegen anderer Klubs und vor allem von Union erfährt. Am 5. Februar, einen Tag nach Bekanntwerden der Diagnose, wurde sein Vertrag bis 2016 verlängert. Im anschließenden Punktspiel gegen Bochum (2:1) unterbrach die Mannschaft - in Anlehnung an Köhlers Rückennummer - eigenmächtig in der siebten Minute die Partie. Spieler, Trainer und Betreuer stellten sich - bekleidet mit T-Shirts mit der Sieben auf der Brust sowie einem Transparent mit dem Schriftzug "Eisern bleiben, Benny" - vor der Haupttribüne auf, um dem dort sitzenden Köhler Mut zu machen. Benefizaktionen folgen seitdem, und beim Auswärtsspiel vor elf Tagen beim FSV Frankfurt (3:1) war Köhler dabei und wurde nach Schlusspfiff vor dem Block der Union-Anhänger gefeiert.

Der Traum: Comeback in der Hinrunde

Am 9. Juni hat Köhler die letzte Chemotherapie. Drei bis vier Wochen später folgt ein Abschlusstest, "und dann gehe ich davon aus, dass ich geheilt bin". Das letzte Spiel bestritt Köhler am 19. Dezember 2014 in Düsseldorf (0:1). Prognosen für sein Comeback "gibt es nicht", stellt er klar. "Ich hoffe, dass ich im August langsam mit dem Training anfangen kann." Sein Wunsch wäre, "dass ich in der Rückrunde wieder auf dem Platz stehe". Doch dann gibt es noch Köhlers Traum: vom Comeback in der Hinrunde.

Andreas Hunzinger