kicker: Sie haben zwei starke Halbserien gespielt, war 2014 Ihr bestes Jahr?
Tarik Elyounoussi: Das kann man so sagen. Aber ich habe noch höhere Ambitionen. Ich möchte schon noch mehr erreichen mit dem Klub und noch mehr der Mannschaft helfen. Mental bin ich sehr angriffslustig.
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kicker: Sie hatten in der Vorrunde schnell vier Tore auf dem Konto, danach kamen keine mehr. Das ist ausbaufähig.
Elyounoussi: Ja, das stimmt. Mein Erfolgsgeheimnis ist meine Fitness. Wenn ich verletzungsfrei und topfit bin, dann bin ich stark und auch torgefährlich. Dann bin ich auch mental stark und überzeugt, dass ich einiges bewegen kann. Aber wenn ich etwas müde werde, dann lasse ich nach.
kicker: Waren Sie je fitter als jetzt?
Elyounoussi: In den ersten Spielen der Saison war ich in einem überragenden Zustand. Da hätte ich zwei Spiele am Stück machen können. Obwohl ich sehr viel gelaufen bin. Aber das ist mein Spiel, ich will viel investieren, um dem Team bestmöglich zu helfen.
kicker: Und was war in der zweiten Hälfte der Hinrunde?
Elyounoussi: Da machten sich irgendwann schon die vielen Spiele bemerkbar. Auch die mit der norwegischen Nationalmannschaft, da hatten wir auch lange Reisen dabei, bis nach Aserbaidschan zum Beispiel, das schlaucht dann schon mit der Zeit. Man versucht, sich weiter zu fokussieren, aber man lässt doch nach. Deshalb waren der Urlaub und die Vorbereitung in Südafrika sehr wichtig. Jetzt fühle ich mich wieder sehr gut und bereit für die zweite Saisonhälfte. Hoffentlich reicht der Akku bis Mai.
Neun Punkte wären perfekt, und das ist das Ziel.
Tarik Elyounoussi peilt mit Hoffenheim den perfekten Rückrundenstart an.
kicker: Werden Sie mit vollem Akku auch wieder mehr Tore schießen?
Elyounoussi: Das hoffe ich. Ich muss effizienter werden vor dem Tor. Natürlich fängt das im Training an, da muss man sich die Sicherheit fürs Spiel holen, dann funktioniert das automatisch. Und man darf dabei nicht zu viel nachdenken. Sonst setzt man sich zu sehr unter Druck, und das lenkt nur ab.
kicker: Im Sommer war die TSG gleich neun Spiele ungeschlagen, ist eine solche Serie jetzt wieder möglich?
Elyounoussi: Natürlich, warum nicht? Jetzt sogar eher, weil wir einige Erfahrungen gesammelt haben. Damals wartete jeder auf die erste Niederlage. Und als die eintraf, hatten wir einige Probleme in der Liga. Aber jetzt wissen wir damit umzugehen, und wir kennen die Gegner besser. Außerdem haben wir gewisse Ambitionen. Wir wollen uns weiter verbessern. Spiel für Spiel. Da kommt eine englische Woche gerade recht, das ist eine gute Chance, die Basis für eine erfolgreiche Rückrunde zu legen. Neun Punkte wären perfekt, und das ist das Ziel. Auch wenn wir wissen, dass das nicht leicht wird. Aber wir müssen das anstreben. Nach diesen drei Spielen sehen wir mal, wie viele Punkte wir dann wirklich haben.
kicker: Sie laufen regelmäßig mehr als ihre Kollegen, häufig auch mehr als der Gegner. War das schon immer so?
Elyounoussi: Das war schon immer so. Ich laufe sehr viel, und das ist sehr wichtig für mein Spiel. Das ist die Basis. Damit ich gut in der Partie bin. Nur so kommen dann auch Tore und Vorlagen zustande. Und auch an schlechten Tagen, wenn die Technik und die Pässe nicht so funktionieren wollen, kann ich mich so immer noch für die Mannschaft einbringen. Das ist wichtig für mich. Ich liebe es, zu rennen und den Gegner zu ärgern, unter Druck zu setzen. Ich bin ja auch nicht der größte und schwerste Spieler, also muss ich mich anders einbringen.
kicker: Wie viel wiegen Sie?
Elyounoussi: 66 Kilo, ich muss nicht viel Gewicht mit mir rumschleppen. Das kommt mir gegen Ende des Spiels zugute. Je länger das Spiel dauert, desto fitter werde ich im Vergleich zu den anderen. Wenn die anderen müde werden, kommt meine Zeit. Das Tempo in der Bundesliga ist sehr hoch, das mag ich, und auch unsere Spielweise passt perfekt zu mir.
kicker: Spielt die norwegische Nationalmannschaft ähnlich?
Elyounoussi: Es ist vergleichbar. Da spiele ich mit Berlins Per Skjelbred zusammen, wir laufen auch da sehr viel.
Hoffenheim wäre perfekt für Ödegaard gewesen.
Norweger wollte Nationalmannschafts-Kollegen in die Bundesliga bringen
kicker: Wie stehen Norwegens Chancen, nach der EM 2000 wieder ein großes Turnier zu spielen?
Elyounoussi: Wir haben ganz gute Chancen. Neun Punkte nach vier Spielen, Italien und Kroatien liegen einen Punkt vor uns. Dahinter sind noch Bulgarien, Aserbaidschan und Malta. Wir haben auch noch die Chance als bester Dritter weiterzukommen, aber wir wollen gerne Italien oder Kroatien noch überholen. Aber wir haben eines der jüngsten Teams in Europa, das Durchschnittsalter liegt bei 23 Jahren – ohne Martin Ödegaard. Er ist erst 16 und drückt den Schnitt weiter nach unten.
kicker: Sie konnten den angehenden Superstar offensichtlich nicht überzeugen, nach Hoffenheim zu wechseln...
Elyounoussi: Ich habe es versucht. Aber es war sehr schwer, wenn der Konkurrent Real Madrid heißt. Selbst wenn er dort erst mal nur in der 2. Mannschaft spielen sollte, heißt der Trainer Zinedine Zidane. Das ist verlockend, und er wird auch da viel lernen können.
kicker: Denken Sie, das war eine gute Entscheidung für einen so jungen Spieler?
Elyounoussi: Das muss er wissen. Meiner Meinung nach wäre Hoffenheim perfekt für ihn gewesen, um sich zu entwickeln. Er ist erst 16, das darf man nicht vergessen. Ich wünsche ihm alles Gute, aber ich habe auch nicht die Erwartung, dass er gleich in die erste Mannschaft durchstartet. Ich wünschte, er wäre zu uns gekommen.
kicker: Vielleicht klappt es ja später noch?
Elyounoussi: Wir werden sehen. Ich habe ihm wirklich gesagt, dass Hoffenheim der perfekte Verein für ihn ist. Für ihn ist es sehr wichtig, sich wohl zu fühlen. In Norwegen ist alles viel familiärer. Ein Wechsel in einen großen Verein ist schwierig. Es gibt sehr viel Konkurrenz und sehr viel Druck. So gesehen, wäre Hoffenheim ideal gewesen, wir sind hier auch wie eine große Familie, jeder hilft jedem. Das ist sehr wichtig gerade für einen jungen Spieler.
kicker: Also zum Abschluss: Wie viele Tore schießen Sie in der Rückrunde?
Elyounoussi: 15 (lacht) – nein, nein, ich will möglichst wertvoll sein für die Mannschaft, und jedes Tor ist dabei nur ein Bonus.
