Bundesliga

Köln erwartet erneuten Millionen-Gewinn

"Nur Paderborn hat geringeren Lizenzspieler-Etat!"

Köln erwartet erneuten Millionen-Gewinn

Entspannte Stimmung: Der 1. FC Köln ist nicht nur sportlich auf einem guten Weg.

Entspannte Stimmung: Der 1. FC Köln ist nicht nur sportlich auf einem guten Weg. Getty Images

Der 1. FC Köln strebt für das laufende Geschäftsjahr 2014/15 erneut einen Gewinn in Höhe von etwa einer Million Euro an. Das erklärte Alexander Wehrle im Rahmen eines Bilanzpressegesprächs zum Geschäftsjahr 2013/14 im Geißbockheim. "Wir haben auch in diesem Sommer ordentlich in sechs Spieler investiert. Dennoch rechnen wir nicht mit einer Ergebnislücke, sondern geben einen positiven Ausblick", so der Geschäftsführer Finanzen.

Für die Sommer-Zugänge Simon Zoller (3 Millionen Euro), Kevin Vogt (1,8) Yuya Osako (1,5), Dusan Svento (0,6), Slawomir Peszko (0,5) und Tomas Kalas (0,2/Leihgebühr) hat der Klub etwa 7,6 Millionen ausgegeben, selbst aber keine bedeutende Transfereinnahmen (100.000 Euro für Przybylko) erzielt. Zudem steigt der Lizenzspieler-Aufwand (inklusive Funktionsträgern) in der 1. Liga von 17 Millionen in der Vorsaison auf geschätzte 24 Millionen Euro. Und auch an Stadionpacht muss der FC in der 1. Liga etwa sechs Millionen mehr berappen. Trotz all dieser Faktoren kalkuliert Wehrle aufgrund der höheren TV- und Werbe-Einnahmen aber mit einem erneuten Gewinn wie in der Aufstiegssaison, als dieser bei 1,2 Millionen Euro lag. Im Vorjahr 2012/13 stand noch ein Fehlbetrag von 2,9 Millionen zu Buche.

Das Millionen-Plus ist ein bemerkenswertes Ergebnis angesichts der Tatsache, dass dieses in der 2. Liga mit erheblichen Transferausgaben für Spieler wie unter anderen Anthony Ujah erzielt wurde. Zudem mussten 1,8 Millionen Euro der 2012/13 zur Bilanzglättung bereits im Vorgriff verbuchten Ablöse, die Schalke 04 2013/14 für Christian Clemens zahlte, nun negativ bilanziert werden.

"Nur Paderborn hat einen geringeren Lizenzspieler-Etat als wir"

Dass der FC auch in der aktuellen Spielzeit einen Millionengewinn erwartet, macht auch ein für Kölner Verhältnisse sensationell niedrig anmutender Lizenzspieler-Etat möglich: Lag dieser in der Abstiegssaison 2011/12 noch bei 34 Millionen Euro, so sind die Personalkosten in diesem Bereich jetzt etwa zehn Millionen niedriger. "Ich bin mir sicher, dass in der Bundesliga nur Paderborn einen geringeren Lizenzspieler-Etat hat als wir", sagte Wehrle.

Zusätzlich zu dem ohnehin schon positiven Ausblick biete die laufende Spielzeit noch einige Chancen, so der Finanzexperte: Bei den Zuschauereinnahmen deutet sich eine nicht kalkulierte Mehreinnahme von etwa 0,5 Millionen Euro an, der selbe Betrag würde bei einem Weiterkommen im DFB-Pokal am Dienstag nächster Woche beim Drittligisten MSV Duisburg zusätzlich erwirtschaftet werden.

Wir haben bis September so viel Trikots wie im letzten kompletten Jahr verkauft.

Alexander Wehrle

Auch im Merchandising-Bereich geht Wehrle davon aus, dass der Klub die kalkulierten 6,3 Millionen Euro Umsatz deutlich übertreffen kann. Wobei in diesem Bereich 2013/14 mit acht Millionen Euro bereits "das beste Ergebnis der Vereinsgeschichte" erzielt worden sei. Wehrle: "Wir haben bis September so viel Trikots wie im letzten kompletten Jahr verkauft." Den Chancen stehen Risiken gegenüber wie derzeit nicht einkalkulierte Ausgaben für Wintertransfers sowie zusätzliche Prämienzahlungen - der FC hat seinen Etat auf der Basis von 40 Punkten aufgestellt, wobei ein Punkt etwa mit 100.000 Euro zu Buche schlägt.

Mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr gelang es dem Klub, bei einem Konzernjahresumsatz von 68,6 Millionen Euro (im Vorjahr 2012/13: 56,9 Mio.) seine Verbindlichkeiten um eine Million auf 31,4 Millionen Euro zu senken. Diesen Verbindlichkeiten stehen Forderungen des FC von rund sieben Millionen Euro gegenüber, erklärte Wehrle. Daraus ergebe sich als Netto-Konzernverschuldung eine Summe von 24,2 Millionen Euro "reines Fremdkapital". Das negative Eigenkapital wurde von 11 auf 10,4 Millionen reduziert.

Tilgungsplan "mit null Euro Transfereinnahmen"

Für die nächsten drei Jahre hat der Klub einen Tilgungsplan aufgestellt, mit dem die Verbindlichkeiten um etwa 8,9 Millionen Euro reduziert werden sollen - "ligaunabhängig", wie Wehrle betont, der ausdrücklich darauf hinweist, dass dieser Drei-Jahres-Plan "mit null Euro Transfereinnahmen" kalkuliert ist. Würde der FC also eines seiner Talente wie Kevin Wimmer für einen größeren Millionenbetrag abgeben, würde auch einen Teil dieser nicht einkalkulierten Einnahmen in die Schuldentilgung fließen.

Der FC, so scheint es, bewegt sich finanziell wieder in ruhigeren Gewässern. Wehrle jedenfalls verabschiedete sich entspannt in den Urlaub auf die Kanaren.

Stephan von Nocks