Bundesliga

"Elektrisiert Ingolstadt gegen Hoffenheim das Land?"

Heidel kritisiert die Entwicklung des Fußballs

"Elektrisiert Ingolstadt gegen Hoffenheim das Land?"

"Klubs werden erfunden, wo die Ausgabenseite nur Papier ist, das keiner lesen muss": Mainz-Manager Christian Heidel.

"Klubs werden erfunden, wo die Ausgabenseite nur Papier ist, das keiner lesen muss": Mainz-Manager Christian Heidel. picture alliance

"Ich war nie Kritiker von RB Leipzig, die machen das top", schickt Christian Heidel (51) gleich voraus, als es im kicker-Interview um die Entwicklung des Fußballs in Deutschland geht. Leipzigs Trainer Alexander Zorniger, der kürzlich behauptet hatte, sein Klub halte dem Profifußball den Spiegel vor, widerspricht er dennoch vehement.

"Was Ralf Rangnick da aufgebaut hat, ist Wahnsinn. Aber es geht nur, weil einer Milliarden mit Brause verdient, sonst hieße RB noch SSV Markranstädt. RB ist mit keinem Profiklub vergleichbar, da hilft mir auch kein Spiegel. Deswegen verstehe ich Zornigers Ansatz nicht", so Heidel. "Ich kritisiere die Entwicklung des Fußballs, natürlich derzeit geprägt durch den Auftritt von Red Bull."

Am 2. Juni 1963, 83 Tage vor dem Start der Bundesliga, kam Heidel zur Welt, seit 1991 ist er Manager beim 1. FSV Mainz 05. Er ist ein Kind des Fußballs, und er sorgt sich um ihn. "Wenn Leipzig in die Bundesliga kommt und eventuell Ingolstadt, dann muss irgendwo in Deutschland ein Verein raus. Vielleicht ist das Augsburg, vielleicht Mainz. Und warum? Weil wir unsere Ausgaben durch unsere Einnahmen aus dem Fußballgeschäft decken und decken müssen. Eine Region verliert dann ihren Klub, weil plötzlich Klubs erfunden werden, wo die Ausgabenseite nur Papier ist, das keiner lesen muss."

Die Bundesliga wird irgendwann eventuell nicht mehr so funktionieren wie heute.

Christian Heidel

Dies könne die Entwicklung sein, "und ich kann sie auch nicht verhindern. Die Bundesliga wird sich dann verändern und irgendwann eventuell nicht mehr so funktionieren wie heute. Ich weiß nicht, ob Ingolstadt gegen Hoffenheim das Land elektrisiert."

Klar, auch in Mainz freue man sich über jeden Sponsor, sagt Heidel. "Aber wir wollen unsere Identität nicht verkaufen. Red Bull hat in Leipzig einem Verein nichts weggenommen, denn es gab nichts. Deswegen ist der Standort gut ausgesucht. Aber in einer Liga mit 18 Plätzen haben wir dann Leverkusen, Wolfsburg, Hoffenheim, Leipzig und Ingolstadt, fünf Klubs mit mehr oder weniger großen Finanzierungsquellen außerhalb des Fußballs. Ich frage mich dann: Wann kommt der nächste? Am liebsten wäre es mir, wenn die Investoren alle zu Bayern München gehen. Die sind ohnehin kilometerweit weg."

Heidel über die Entwicklung des FSV, über die Trennung von Thomas Tuchel, über Kasper Hjulmand, den Klopp-Kult in Mainz - und über Kontinuität: Das große Interview mit dem Manager lesen Sie im aktuellen kicker vom Montag.