2. Bundesliga

Der Fall Miller

Karlsruher SC: Das Tischtuch ist zerschnitten

Der Fall Miller

Karlsruher SC: Markus Miller

Seine Rückennummer musste er schon abgeben: Markus Miller hat beim KSC keine Zukunft mehr. imago

Beim Possenspiel um Markus Miller gibt es nur Verlierer. Der KSC verliert einen (bis zu seinem Kreuzbandriss im vergangenen Jahr) sehr guten Torhüter - Miller seinen Arbeitsplatz im Tor.

Der Grund? Das Geld. Bei der vorzeitigen Vertragsverlängerung Ende 2008 waren alle froh und zufrieden. Der KSC darüber, dass er einen Torhüter halten konnte, der zu jener Zeit von mehreren Erstligisten Anfragen vorliegen hatte. Miller, dass mit der Vertragsverlängerung um ein Jahr sein bis dato eher bescheidenes Gehalt kräftig aufgestockt wurde. Und zudem, dass sein Berater eine festgeschriebene Ablöse von 1,2 Millionen Euro ausgehandelt hatte.

Doch dann kam der Abstieg - und alles wurde anders. Der KSC kann die vertraglich zugesicherten Prämien nicht mehr bezahlen. Der Klub wollte, dass Miller Abstriche machte. Doch der verzichtete auf keinen Cent. "Man hat nach dem Aufstieg seinen Vertrag auch nicht freiwillig verdoppelt", so Berater Jürgen Schwab. Miller dazu: "Der Vertrag ist kein Jahr alt und wurde auch vom KSC unterschrieben. Ich habe lange für kleines Geld gearbeitet, ich war nie der Topverdiener." Hinzu kommt: Auch das Interesse anderer Klubs scheint nach Millers Patzern in der Rückrunde abgekühlt. Anfragen gab es aus England, und dorthin würde er "gerne wechseln". Gespräche laufen weiterhin, um welche Vereine es sich handelt ist bislang nicht durchgedrungen.

Das Tischtuch zwischen dem KSC und Miller ist jedenfalls zerschnitten. Der 27-Jährige wurde gnadenlos aussortiert. Sportlich gab es dafür keinen Grund. Aber: Auch der Tribünengast Markus Miller kostet den KSC kräftig Kohle. Rund 600 000 Euro soll sein Grundgehalt jährlich betragen. Die Siegprämie von knapp unter 20 000 Euro sparen die Karlsruher jedoch.

Der Torhüter soll trotzdem weg, der KSC braucht die Ablöse, um in dringend benötigte Neuzugänge zu investieren. Schon beim Trainingsaufakt gab es keine Ausrüstung, geschweige denn eine Rückennummer für den Mann, der fünf Jahre überragende Leistungen ablieferte und großen Anteil am Aufstieg und dem darauf folgenden Klassenerhalt hatte. Seinen Platz in der Kabine konnte er bisher noch verteidigen. "Da hat sich noch keiner hingetraut", so der Keeper, dem man ansieht, wie sehr ihn die Situation belastet. Auch wenn er abwiegelt. "Ich habe noch Geduld."

Ins Trainingslager durfte Miller mit, ist sogar mit seinem designierten Nachfolger Jeff Kornetzky im Zimmer ("Wir verstehen uns gut!") - aber bei Testspielen bleibt er zu Hause, fährt sich dann mit Radtouren den Frust von der Seele.

Hinterfragen muss sich vor allem das KSC-Management um Rolf Dohmen. Denn nicht nur Miller kann sich der Verein nach dem Abstieg eigentlich nicht mehr leisten. Auch der Kroate Dino Drpic hat einen gültigen Vertrag - und auch den kann der KSC nur erfüllen, wenn Drpic keine Prämien kassiert. Auch dem Verteidiger droht unverschuldet die Tribüne.

Peter Putzing