Rückkehrer: Nach einem Jahr Karlsruhe ist Tim Sebastian Hoffnungsträger in Rostocks Abwehr. imago
KOMMEN & GEHEN
Ungeachtet von Namen und Vertragslaufzeiten hat Trainer Andreas Zachhuber schonungslos ausgemistet. Von den 26 Spielern, die vor einem Jahr im Kader standen, zählen nur noch zehn zum aktuellen Personal. Von sich aus suchte lediglich Kevin Schindler das Weite, alle anderen wurden fortgeschickt oder in die zweite Mannschaft verbannt (Wächter, Diego Morais, Gledson, Rathgeb, Lukimya, Myntti). Um das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Mannschaft wieder zu stärken, holte man ausnahmslos deutschsprachige Profis - vornehmlich Spieler, die ihre Wurzeln in den neuen Bundesländern haben. Von den zehn Neuen dürfte sich Rückkehrer Tim Sebastian (Karlsruhe) auf Anhieb als Verstärkung erweisen. Auch der Ex-Freiburger Kevin Schlitte, Bradley Carnell (Karlsruhe), Marcel Schied (Braunschweig), Oliver Schröder (Bochum) und Alexander Walke (SV Wehen) kamen mit dem Anspruch, sich als Stammspieler zu etablieren.
TESTS & TORE
Den Kantersiegen gegen die unterklassigen Teams von Sturmvogel Lubmin (13:0), SV Waren 09 (8:0) und SpVgg Leipzig (10:0) folgte beim ersten Härtetest gegen Drittligist FC Carl Zeiss Jena das erste Gegentor und ein glückliches 1:1. Bemerkenswert, dass Hansa kein einziges Testspiel gegen einen höherklassigen Klub bestreitet.
STÄRKEN & SCHWÄCHEN
In den elf ungeschlagenen Spielen (19 Punkte) unter Retter Zachhuber zeigte die Mannschaft, wozu sie in der Lage ist, wenn der Kopf frei und das Handeln nicht von Versagensängsten geprägt ist. Trotz des radikalen Umbruchs blieb der Stamm gegenüber der Rückrunde unverändert und ist daher eingespielt.
SYSTEM & TAKTIK
Zachhuber setzt auf eine 4-4-2-Formation, wobei Retov den offensiveren Part übernehmen soll. Alternative - vor allem auswärts - ist das auf Konter ausgerichtete 4-2-3-1.
TRAINER & UMFELD
Zachhuber, der Hansa zum dritten Mal vor einem Abstieg bewahrte, und Manager René Rydlewicz, der im Februar Herbert Maronn beerbte und als erste Amtshandlung Trainer Dieter Eilts beurlaubte, gelten zu Recht als Väter der in einem dramatischen Schlussspurt erfolgten Rettung. Entsprechend genießen sie große Wertschätzung bei Fans und Klubführung. Ihr Konzept, wieder mehr Wert auf Teamgeist sowie Identifikation mit Verein und Region zu legen, ist angesichts der finanziellen Möglichkeiten ohne Alternative. Da Hansa allein in der vergangenen Saison über 1,5 Millionen Euro Minus machte, sind große Investitionen nicht zu stemmen.
FAZIT & PROGNOSE
Hansa Rostock wird diesmal mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Für einen Aufstiegsplatz jedoch scheint der Kader im zentralen Mittelfeld zu dünn besetzt. Es droht also die angestrebte Saison im Mittelmaß.
Oliver Hartmann