2. Bundesliga

Die Eilts-Frage

Hansa Rostock: Desaströse Bilanz

Die Eilts-Frage

Hansa Rostock: Trainer Dieter Eilts

Skepsis: Vieles hat Trainer Dieter Eilts verändert, doch sportlich stagniert sein Team. imago

Eine Mannschaft, die nicht lernt; ein Trainer, der ratlos wirkt; eine Führung, die nicht führt; Und Fans, die sich mit Grausen abwenden: Beim FC Hansa, dem stolzen Ostsee-Klub, macht sich Endzeitstimmung breit.

Das 1:3 gegen den SC Freiburg, als die Rostocker erneut einen spielerischen Offenbarungseid ablieferten, wollten nur noch 7000 Besucher sehen - weniger Zuschauer kamen letztmals vor annähernd 17 Jahren (28. März 1992/2:2 gegen Stuttgarter Kickers) zu einem Punktspiel.

Der auf dem Mannschaftsbus prangernde Slogan ("Die Kogge auf Kurs") ist in diesen Tagen mehr eine Drohung denn eine Verheißung. Denn die Richtung, die der Bundesliga-Absteiger eingeschlagen hat, zeigt dramatisch gen 3.Liga. In eine Niederung, in der der auf Profifußball ausgerichtete Verein wirtschaftlich nicht lange überleben kann.

Auch Trainer Dieter Eilts hat die Talfahrt nicht stoppen können. Im Gegenteil. Seit der Europameister von 1996 am Ruder ist, hat sich die Situation alarmierend verschlechtert. Immerhin 14 Punkte holte Rostock in den ersten 13 Saisonspielen (Schnitt 1,07) unter Frank Pagelsdorf, in den sieben Spielen unter Eilts gab es gerade mal vier Zähler (Schnitt 0,57). Eine desaströse Bilanz.

Eilts hat in den knapp drei Monaten vieles umgeworfen, aber nichts verbessert. Er hat im Winter sechs Spieler aussortiert, darunter Christian Rahn, der nun in Fürth als Stammkraft um den Aufstieg spielt. Er hat vier Spieler geholt wie Sebastian Svärd, der sich als Sicherheitsrisiko vor der Abwehr präsentiert; oder wie Christian Lisztes (32) und Henri Myntti (26), die die Reservebank füllen. Und auch seine Entscheidung in der Torwart-Frage zugunsten von Jörg Hahnel und zulasten von Stefan Wächter hat sich nicht ausgezahlt.

Vor allem aber: Die Mannschaft macht Spiel für Spiel dieselben Fehler, sie präsentiert sich schlecht organisiert und offenbart ein dilettantisches Abwehrverhalten. 13 Saisongegentore aus Standardsituationen bedeuten traurigen Liga-Rekord, sechs der sieben Rückrunden-Gegentreffer kassierte Hansa nach einem ruhenden Ball. Er sei "momentan etwas ratlos", sagt Eilts und flüchtet sich in Durchhalteparolen: "Wir müssen endlich eine Serie starten."

Die Zweifel wachsen, dass der als Vereinstrainer und im Abstiegskampf unerfahrene Eilts die Situation in den Griff bekommt. Zumindest besitzt er die Rückendeckung der Führung, in der es an einem starken Mann fehlt und die selbst mehr und mehr in die Schusslinie gerät. "Wir sind mit der Arbeit des Trainerkollektivs sehr zufrieden", betont Adalbert Skambraks. Ob der vor zwei Monaten zur allgemeinen Verwunderung zum Aufsichtsratsvorsitzenden gewählte Landwirt den Ernst der Lage erkannt hat, ist allerdings fraglich angesichts der Worte, mit denen er die bedrohliche Situation von Hansa beschrieb: "Wir sind weit weg von der 3.Liga."

Oliver Hartmann