2. Bundesliga

Nur ein Zwischenhoch - oder mehr?

St. Pauli: Selbstbewusst nach Freiburg

Nur ein Zwischenhoch - oder mehr?

Holger Stanislawski

Muss am Millerntor ein wenig auf die Euphoriebremse treten: Holger Stanislawski. imago

Die Spiele beim MSV Duisburg, gegen den 1. FC Nürnberg und in Freiburg sollten Aufschluss über die Qualitäten und Chancen des FC St.Pauli im zweiten Zweitligajahr in Folge geben. "Danach wissen wir, wo für uns die Reise hingeht", hatte Trainer Holger Stanislawski mit Blick auf die Bundesliga-Flair versprühenden Namen gesagt. Es folgten der 2:1-Sieg in Duisburg und ein 1:0-Erfolg gegen die Franken.

Nach insgesamt drei Siegen binnen einer Woche haben sich die Hamburger damit vom elften auf den vierten Tabellenplatz katapultiert. Lediglich das in den Auswärtsspielen zu Saisonbeginn verunstaltete Torverhältnis verhinderte den Sprung auf den am Ende zu Aufstiegsspielen berechtigenden dritten Platz. Stanislawskis Reisegruppe auf dem Weg zum Gipfel?

Der Trainer hält sich bedeckt und hat die im Umfeld entstandenen Träume offiziell zum "A-Wort" zensiert. Eine Maßgabe, die bislang eingehalten wird. "Allerdings wissen wir auch, dass wir zu Recht dort stehen", sagt Führungsspieler Timo Schultz. Und Angreifer Marius Ebbers ergänzt: "Wir wollen den vierten Platz so schnell nicht wieder hergeben."

An Selbstbewusstsein mangelt es am Millerntor also nicht. Und auch das nötige Potenzial ist vorhanden. Spieltechnisch und -taktisch gehört St.Pauli zu den Aushängeschildern der 2.Liga. Das jenseits der Stadtgrenzen weiterhin gern bemühte Bild vom Kultklub mit der nimmermüden Kämpfertruppe, die zwar Leidenschaft versprüht, fußballerisch aber eher minderbemittelt ist, passt längst nicht mehr in den Rahmen. "Wer das behauptet, hat keine Ahnung", findet auch Stanislawski, der zwar zu seiner aktiven Zeit jenen rustikalen Fußball praktizierte, als Trainer aber eine gänzlich andere Spielphilosophie verfolgt.

Wir müssen mächtig zulegen, wenn wir in Freiburg gewinnen wollen.

Filip Trojan

Taktische Flexibilität und schnelles Kurzpassspiel kennzeichnen die stets offensiv ausgerichtete Mannschaft. "Wir spielen immer auf Sieg und können jeden schlagen - überall", sagt der Trainer, der schon zehn Saisontorschützen in seinen Reihen hat: "Das beweist, dass bei uns alle am Spiel nach vorne teilnehmen."

Ludwig, Hennings und Ebbers suchen Konstanz

Allerdings zeichnen die Formkurven zu vieler Spieler noch deutliche Wellenbewegungen. Vor allem in der Offensive sind Spieler wie Alexander Ludwig, Rouwen Hennings und auch Ebbers noch auf der Suche nach Konstanz. Zuletzt kaschierte die nach großen Verletzungsproblemen nun eingespielte Abwehr die eher dürftigen Leistungen im Spiel nach vorn. "Wir müssen mächtig zulegen, wenn wir in Freiburg gewinnen wollen", weiß auch Filip Trojan.

Qualität ist ausreichend vorhanden. Jetzt gilt es, die Chance, in der Spitzengruppe mitzuspielen, zu nützen. Schließlich wurde diese hart erarbeitet.

Lutz Wöckener