2. Bundesliga

"Da bin ich nicht blauäugig"

1860 München: Interview mit Marco Kurz

"Da bin ich nicht blauäugig"

Löwen-Coach Marco Kurz

Erklärungsbedarf: Löwen-Coach Marco Kurz stellt "intern knallharte Forderungen" an sein Team. imago

kicker: Das Präsidium hat Ihnen am Montag das Vertrauen ausgesprochen. Für wie lange, Herr Kurz?

Marco Kurz: Ich habe die Rückendeckung vom Verein. Das freut mich. Ich weiß aber auch, dass ich in Zukunft Ergebnisse brauche, um das zu rechtfertigen. So ist das Geschäft. Da bin ich auch nicht blauäugig. Es müssen jetzt Taten folgen.

kicker: Ihr Vorgänger Walter Schachner wurde 2007 auf dem zehnten Rang mit 35 Punkten nach 26 Spieltagen entlassen. Sie stehen derzeit auf dem letzten Platz und dürfen weiterarbeiten.

Kurz: Der letzte Tabellenplatz ist eine Bürde. Das ist keine einfache Situation. Es geht jetzt darum, die Mannschaft in die richtige Richtung zu bringen.

kicker: Rechnen Sie mit Ihrer Entlassung, falls gegen Duisburg verloren wird?

Kurz: Ich gehe jedes Spiel mit der Überzeugung an, es gewinnen zu wollen. Niederlagen beschäftigen mich erst nach dem Spiel.

kicker: Geben Sie den Druck an Ihre Spieler weiter?

Kurz: Intern finden wir klare, sehr kritische Worte. Da stellen wir knallharte Forderungen an die Mannschaft.

Ich bin kein Selbstdarsteller für die Öffentlichkeit. Ich bin intern konsequent, direkt und hart.

Marco Kurz

kicker: Im Umfeld gibt es dennoch die Meinung, Sie müssten Ihre Spieler härter anfassen.

Kurz: Ich bin kein Selbstdarsteller für die Öffentlichkeit. Ich bin intern konsequent, direkt und hart. Ich muss nichts für die Öffentlichkeit machen. Mir hilft es nichts, einen Spieler so zu maßregeln, dass er hinterher nicht mehr hilfreich ist. Ich bin kein Freund von vorgespielter Härte für die Öffentlichkeit, sondern regele das lieber intern.

kicker: Was verlangen Sie von Ihren Spielern jetzt?

Kurz: Es gibt disziplinarische Dinge, die nicht eingehalten wurden, bei Standards zum Beispiel, das muss abgestellt werden. Oder, dass man seine Position verlässt und irgendwo rumrennt.

kicker: Sie sind seit zwei Spielzeiten verantwortlich für den Kader. Nach Stand der Dinge, mit zwei Siegen aus den vergangenen 20 Partien, fehlt dem Team der "Löwen" die Zweitligareife.

Kurz: Wir haben viele Spieler, die noch in der Entwicklung sind. Dazu hatten wir einige Spieler, die uns über einen langen Zeitraum weggebrochen sind. Das können die Jungen nicht kompensieren. Wir verfügen eben nicht über 18 gestandene Akteure.

kicker: Gut, aber im Moment erstaunt es, dass Sie nach der Vorbereitung in keinster Weise über eine eingespielte Stammelf verfügen.

Kurz: Es gab eben zu große Leistungsschwankungen, wodurch andere Spieler ins Team rückten. Wir haben es noch nicht geschafft, eine Konstanz im Spiel zu zeigen.

kicker: Ihr Co-Trainer Günter Gorenzel-Simonitsch wurde von der Geschäftsführung beurlaubt. Kurios, dass diese Entscheidung nicht von Ihnen kam.

Kurz: Wir haben eine sportliche Leitung, die negativen Strömungen im Umfeld oder in Spielerkreisen nachgeht und dann, nach sorgfältiger Prüfung, Entscheidungen trifft. Dies ist im Fall von Günther Gorenzel-Simonitsch geschehen.

kicker: Sehen Sie keinen Autoritätsverlust durch die Entscheidung von oben?

Kurz: Sie können davon ausgehen, dass ich über alle Belange, die die sportliche Seite betreffen, informiert bin und werde.

kicker: Sie sind seit März 2007 im Amt. Wie würden Sie Ihre Arbeit benoten?

Kurz: Zurzeit ist es nicht so prickelnd. Aber auch im Schuljahr wird immer am Ende abgerechnet.

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