Gute Investition: Martin Retov kam von Bröndby IF. Martin Retov
Kommen und Gehen
Die Abgänge von Sebastian (Karlsruhe) und Stein (Hertha) schmerzen. Sie waren wichtige Stützen, die nur schwer zu ersetzen sind. Die Routiniers Beinlich (Karriereende), Rydlewicz (Anker Wismar) oder auch Agali (Skoda Xanthi) spielten dagegen sportlich keine große Rolle mehr. Mit den Talenten Schindler (Bremen) und Fillinger (HSV, beide ablösefrei) sowie dem zweitligaerfahrenen Lechleiter (Unterhaching, 100 000 Euro) wurde vor allem die Offensive verstärkt. Für den dänischen Nationalspieler Retov (Bröndby IF, 1 Mio. Euro) griff Hansa tief in die Klubkasse - den ersten Eindrücken zufolge eine gute Investition.
Tests und Tore
Gegen die unterklassigen Gegner wurde mit einer Ausnahme (1:1 bei Holstein Kiel) standesgemäß gewonnen. Auch gegen die Bundesligisten Bielefeld (2:0) und Hoffenheim (2:2) bewiesen die Rostocker eine ansprechende Frühform. Werder Bremen zeigte Hansa aber beim 1:5 deutlich die Grenzen auf. Bester Schütze: Regis Dorn (acht Tore).
Stärken und Schwächen
Stammkeeper Stefan Wächter (Kreuzbandriss) fehlt noch bis November. Ersatzmann Jörg Hahnel muss noch unter Beweis stellen, dass er diese Lücke schließen kann. Zumal sich die Abwehr, wenn sie gefordert wurde, sehr anfällig zeigte. Die Unerfahrenheit der jungen Mannschaft könnte gerade in engen Spielen ein Nachteil sein. Dafür scheinen die Rostocker mit Retov den lange gesuchten Chef im Mittelfeld gefunden zu haben, der das Spiel mit Übersicht strukturieren kann. Insgesamt zeigt Hansa deutlich mehr Zug zum Tor.
System und Taktik
Trainer Frank Pagelsdorf favorisiert ein 4-4-2 mit Doppel-Sechser (Retov, Rathgeb) und zwei offensiven Außen, die die Spitzen mit Flanken füttern sollen. Als angriffslustigere Variante ist eine Mittelfeldraute mit nur einem Abräumer und einem "Zehner" denkbar.
Trainer und Umfeld
Frank Pagelsdorf (Vertrag bis 2009) durfte trotz des Abstiegs weiterarbeiten. Fraglich bleibt, ob die Ruhe hält, wenn Hansa den schweren Start (Duisburg, Aachen, Freiburg, Mainz) verpatzen sollte. Zumal im Herbst ein neuer Aufsichtsrat installiert wird, der die Kräfteverhältnisse im Klub verändern könnte.
Stimmen und Stimmungen
Es herrscht zurückhaltender Optimismus. "Um den Aufstieg mitspielen", lautet die einhellige Zielvorgabe von Trainer Frank Pagelsdorf und Manager Herbert Maronn.
Fazit und Prognose
Wenn das junge Team seine mangelnde Erfahrung durch Engagement und Teamgeist kompensiert, kann es im oberen Drittel mitspielen. Die Mannschaft hat zweifellos Perspektive, aber der direkte Wiederaufstieg scheint ein zu hohes Ziel zu sein.
Sönke Fröbe